Hamburg. Immer wieder kommt es in der Straße – vor allem durch Senioren – zu schweren Unfällen. Nun wird wieder über eine Lösung diskutiert.

Seit Jahren sorgt die Häufung von sogenannten Einpark-Unfällen in der Waitzstraße für Schlagzeilen. Jetzt kommt die gesamte Parksituation entlang der viel besuchten Einkaufsstraße erneut auf den Prüfstand.

Inzwischen ist klar: Es wird immer wahrscheinlicher, dass die Umgestaltung der Schräg- zu Längsparkplätzen an der „Waitze“ kommt. Das würde bedeuten: Auf der Nordseite der Straße wäre nur noch das „klassische Parken“ (parallel zur Fahrbahn) möglich, was den Verlust von fast 30 Parkplätzen zur Folge hätte.

Waitzstraße: Krisentreffen nach erneutem Unfall

Anfang der Woche gab es zu diesem Thema ein Krisentreffen bei der Altonaer Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne). Aktueller Anlass war ein Unfall am 30. Mai, bei dem ein 82-Jähriger in einen Hauseingang gerast war. Schon lange kommt es vor Ort immer wieder zu vergleichbaren Unfällen.

Unfall in der Waitzstraße: Pkw steckt in Hauseingang

Eine Senior fuhr am Sonnabendvormittag in einen Hauseingang in der Waitzstraße.
Eine Senior fuhr am Sonnabendvormittag in einen Hauseingang in der Waitzstraße. © HA | Michael Arning
Im Eingang einer HNO-Praxis blieb der Mann mit seinem Toyota stecken.
Im Eingang einer HNO-Praxis blieb der Mann mit seinem Toyota stecken. © HA | Michael Arning
Der Fahrer konnte den Wagen zunächst nicht verlassen, die Feuerwehr musste ihn befreien.
Der Fahrer konnte den Wagen zunächst nicht verlassen, die Feuerwehr musste ihn befreien. © HA | Michael Arning
Der Toyota-Fahrer wurde in ein Krankenhaus gebracht, sei aber nicht lebensgefährlich verletzt, so der Lagedienst der Polizei.
Der Toyota-Fahrer wurde in ein Krankenhaus gebracht, sei aber nicht lebensgefährlich verletzt, so der Lagedienst der Polizei. © HA | Michael Arning
Wie es zu dem Unfall kam, wird noch ermittelt.
Wie es zu dem Unfall kam, wird noch ermittelt. © HA | Michael Arning
Die Waitzstraße stach in der Vergangenheit besonders durch Unfälle mit Senioren am Steuer hervor. Dort ereigneten sich in den vergangenen Jahren mehr als 20 Verkehrsunfälle dieser Art.
Die Waitzstraße stach in der Vergangenheit besonders durch Unfälle mit Senioren am Steuer hervor. Dort ereigneten sich in den vergangenen Jahren mehr als 20 Verkehrsunfälle dieser Art. © HA | Michael Arning
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Neben von Berg nahmen an der hochkarätig besetzten Runde unter anderem verkehrspolitische Sprecher der Altonaer Fraktionen, aber auch die Altonaer Fraktionschefs von Grünen, CDU und FDP teil. Außerdem waren nach Abendblatt-Informationen unter anderem Vertreter der Handelskammer, des Bezirks und der Polizei zugegen.

CDU und FDP wollen Parkplatz-Verlust nicht in Kauf nehmen

Von den Bezirkspolitikern sind dem Vernehmen nach CDU und FDP für die Beibehaltung des Schrägparkens, während sich die Grünen für eine Umgestaltung aussprechen. Auch von Berg tendiert dazu. Die SPD hat sich noch nicht endgültig festgelegt, tendenziell – das wurde in der Sitzung deutlich – neigen die Sozialdemokraten aber auch eher der Umgestaltung zu. Sollte es bei dieser Konstellation bleiben, wovon Insider ausgehen, gäbe es für die Abschaffung des Schrägparkens eine deutliche politische Mehrheit.

Einparkunfälle: Nicht nur an der Waitzstraße ein Problem

Statt eines aufwendigen Umbaus wurde von Behördenseite dafür eine provisorische Lösung ins Spiel gebracht. Das heißt: Die Parkstreifen könnten zunächst durch eingezeichnete Linien oder Flatterband gekennzeichnet werden. Bevor eine Entscheidung dazu fällt, wird es in der kommenden Woche noch eine Sitzung der verkehrspolitischen Sprecher der Fraktionen geben.

Nach dem 20. Einpark-Unfall sollte Waitzstraße umgebaut werden

Bereits im vergangenen Jahr war eine Veränderung der Parkplatz-Anordnung an der Nordseite der Waitzstraße zunächst angekündigt, dann aber nicht umgesetzt worden. Damals war kurz zuvor eine Frau mit ihrem Mercedes in ein Bekleidungsgeschäft gerast – der 20ste Unfall dieser Art.

Weiterer Seniorenunfall in der Waitzstraße

Der jüngste Unfall an der Waitzstraße. Eine Seniorin hat am 20. Mai die Kontrolle über ihren Mercedes verloren und ist in ein Geschäft gerast.
Der jüngste Unfall an der Waitzstraße. Eine Seniorin hat am 20. Mai die Kontrolle über ihren Mercedes verloren und ist in ein Geschäft gerast. © HA | Michael Arning
Die Waitzstraße ist immer wieder Schauplatz ähnlicher Unfälle.
Die Waitzstraße ist immer wieder Schauplatz ähnlicher Unfälle. © HA | Michael Arning
Die Frau hatte vermutlich beim Einparken die Kontrolle über ihren Wagen verloren.
Die Frau hatte vermutlich beim Einparken die Kontrolle über ihren Wagen verloren. © HA | Michael Arning
Die Feruerwehrleute zogen den Mercedes aus dem Ladengeschäft.
Die Feruerwehrleute zogen den Mercedes aus dem Ladengeschäft. © HA | Michael Arning
Der Nebenraum des Geschäfts
Der Nebenraum des Geschäfts "Die Engelei" ist völlig verwüstet. © HA | Michael Arning
Auch der Pkw der älteren Dame wurde beschädigt.
Auch der Pkw der älteren Dame wurde beschädigt. © HA | Michael Arning
Nach dem Unfall waren die Feuerwehrleute mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Nach dem Unfall waren die Feuerwehrleute mit Aufräumarbeiten beschäftigt. © HA | Michael Arning
Feuerwehrleute transportieren eine der Schaufensterscheiben ab.
Feuerwehrleute transportieren eine der Schaufensterscheiben ab. © HA | Michael Arning
Die Polizei untersucht nun den genauen Hergang des Unfalls.
Die Polizei untersucht nun den genauen Hergang des Unfalls. © HA | Michael Arning
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Als Konsequenz wurde danach immer wieder öffentlich vermittelt, die als Sicherheitspuffer fungierenden „Stadtmöbel“ zwischen den Parkplätzen und dem Fußweg – Poller, Bänke, Bügel – würden sukzessive so aufgerüstet, dass in Zukunft schwere Einparkunfälle nicht mehr vorkommen könnten.

Waitzstraße: Maßnahmen für mehr Sicherheit wurden nicht umgesetzt

Während der Sitzung am Dienstag wurde nun deutlich, dass es eine solche systematische „Ertüchtigung“ innerhalb der vergangenen zwölf Monate gar nicht gegeben hat. Wie Sitzungsteilnehmer berichten, sei man angesichts dieser Information „aus allen Wolken gefallen“. Warum die Maßnahmen nicht umgesetzt wurden, blieb zunächst unklar. Von Vertretern der bezirklichen Tiefbauabteilung wurde das unter anderem mit einer Haushaltssperre und mehreren internen Personalwechseln begründet.

Gegner der Umgestaltung warnen, dass die Abschaffung der Schrägparkplätze das Geschäftsleben an der Waitzstraße erheblich schädigen werde. Die Straße, die für sehr viel Geld monatelang aufwendig umgestaltet worden war, würde erneut wie ein Provisorium wirken – und das kurz nachdem die Coronakrise dem Einzelhandel bereits erheblich zugesetzt hatte.

Neue Gefahren durch paralleles Parken?

Hinzu kommt: Die Senioren, welche die Einparkunfälle der vergangenen Monate zum überwiegenden Teil verursacht hatten, bilden vor Ort einen wichtigen Kundenstamm. Beim Wegfallen zahlreicher Parkplätze würden sie, so die Befürchtung, die „Waitze“ künftig meiden und andernorts einkaufen.

Auch sei nicht gewährleistet, dass es nach der Umgestaltung an der Waitzstraße sicherer werde. „Mit der Umgestaltung der Parkplätze verlagert man doch nur das Problem“, so ein Teilnehmer. „Denn dann müssen die Senioren noch umständlicher als jetzt einparken, und das wird wieder neue Gefahren schaffen.“