Hamburg. ... fordert der ADFC vom neuen rot-grünen Senat. Und erklärt am Beispiel Pop-up-Lanes und Hoheluftchaussee, was passieren müsste.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat mit deutlicher Kritik auf den Koalitionsvertrag von SPD und Grünen in Hamburg reagiert. Zwar begrüßte es der ADFC ausdrücklich, dass Hamburg endlich einen grünen Verkehrssenator habe. Dennoch bezweifle der ADFC, dass der Koalitionsvertrag für die Mobilitätswende ausreicht. Das sagte ADFC-Sprecher Dirk Lau.
Die Grünen hätten sich wichtige Punkte und Forderungen „wegverhandeln“ lassen. Nur einen Verkehrsversuch pro Jahr wie etwa "Ottensen macht Platz" oder eine "Pop-up-Bike-Lane" im Jahr zu wagen sei viel zu wenig. Da müsse nachgelegt werden.
Radschnellwege: Was Berlin Hamburg voraushat
„Mit dem für Hamburg jetzt vereinbarten Tempo hätten wir vielleicht fünf Pop-Up-Bike-Lanes in fünf Jahren“, sagte Lau. „Berlin dagegen baut allein in diesem Sommer mehr als 20 Kilometer Pop-up-Radwege. Das ist ein eklatanter Unterschied.“ Die Berliner richten Pop-up-Lanes, also temporäre Radinfrastruktur, provisorisch dort ein, wo sie mittelfristig ohnehin geplant sind.
Das zieht die Radwege faktisch nicht nur zeitlich vor, sondern erprobt sie zugleich, sodass etwaige Probleme frühzeitig erkannt und in der späteren baulichen Planung gelöst werden können. Das vermeide teure Fehler beim Umbau des Straßenraums.
Hamburg soll drei Pop-up-Lanes bekommen
Der frischgebackene Mobilitätssenator Anjes Tjarks (Grüne) sprach im Abendblatt-Interview von drei Pop-up-Lanes für die Stadt und will 60 bis 80 Kilometer Radweg pro Jahr bauen.
Lau beklagte „das Gewurstel“ in Hamburg, wenn es um attraktiven und sicheren Radverkehr gehe. Der Senat habe den Autofahrern bislang möglichst keinen Platz auf der Straße wegnehmen wollen und speise Fußgänger und Radler gern mit den Nebenflächen und viel zu wenig Platz ab.
Hoheluftchaussee und Grindelallee: Wirrwarr für Radfahrer
Als Beispiel führte Lau die Hoheluftchaussee und Fortführung Richtung Grindelallee an, die zwischen U-Bahnhof Hoheluftbrücke bis über die Kreuzung Hallerstraße hinaus einen „wilden Mix“ veralteter Verkehrsführungen für Radler und Fußgänger anbiete. Kurz hinter dem Grindelberg ende der Fahrradstreifen, und die Radler würden in ein Wechselbad von Wegeführungen entlassen, das über Bürgersteige, schmale eigene Spuren und vorbei an Kfz-Parkplätzen führe.
„Der enge Gehweg und das hohe Verkehrsaufkommen an der Hoheluftchaussee erfordern es seit langem, den klimafreundlichen Verkehrsmitteln auf beiden Seiten endlich mehr Platz zu lassen, den Fußgängern breite Bürgersteige und Gehwege zu geben und den Radlern eine baulich abgetrennte Fahrspur zu Lasten des Autoverkehrs." Es müsse genug Raum für Überholvorgänge sein, "damit breite Lastenräder oder schnelle Pedelecs da unterwegs sein können“, sagte Lau.
ADFC schaltet Online-Petition
Im Laufe des Sommers werden laut ADFC auch in Hamburg noch viele breite und sichere Radwege auf den Straßen aufpoppen. Dafür hat der ADFC die Online-Petition "Pop-up-Radwege in Hamburg jetzt!" gestartet.