Hamburg. Fahndung nach Täter in Groß Flottbek: Der Mann soll Schülerinnen sexuell belästigt haben. Eine konnte sich losreißen.

Der Polizeihubschrauber Libelle erregte am Freitagmorgen die Aufmerksamkeit vieler Menschen in Groß Flottbek. Wieder und wieder kreiste der Helikopter über dem Stadtteil, schwerpunktmäßig über dem Windmühlenweg, ganz genau: über der dortigen Grundschule. Und das aus gutem Grund – auf der Jagd nach einem flüchtigen Mitschnacker machte die Libelle Übersichtsaufnahmen der Tatorte. Insgesamt waren es sechs.

Innerhalb weniger Stunden soll ein Mann am Donnerstag in dem von der Libelle überflogenen Gebiet acht Mädchen im Alter von sieben bis zehn Jahren in „verdächtiger Weise“ angesprochen, sie belästigt und teils sexuell missbraucht haben. Vier Kinder fing der Mitschnacker in der Nähe der Grundschule am Windmühlenweg jeweils allein ab, in zwei weiteren Fällen schreckte er nicht davor zurück, zwei Mädchen gleichzeitig anzusprechen. Die Schülerinnen mussten sodann unter anderem sexualisierte, anzügliche Ausdrücke über sich ergehen lassen.

Groß Flottbek: Mutmaßlicher Täter trug Mundschutz

Außerdem soll der Mann, das Gesicht teilweise von einem Mundschutz verborgen, in mehreren Fällen auch Hand an sich gelegt haben. Die Polizei führt die Ermittlungen unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs.

Um sich den Kindern zu nähern, nutzte der Täter offenbar schamlos ihre Hilfsbereitschaft aus – vordergründig bat er sie nur um einen kleinen Gefallen. „Die Mädchen waren jeweils alleine oder zu zweit unterwegs, als ein Mann sie ansprach oder anhielt und in den meisten Fällen nach der Uhrzeit fragte“, sagt Kaluza. „Danach reichten die Taten von einer sexualisierten Ansprache über ein Anfassen bis hin zu sexuellen Handlungen, die der Täter an sich durchführte.“

Ein Kind konnte sich losreißen

Zwar habe der Täter die Mädchen teils auch angefasst, sie aber nach ersten Erkenntnissen nicht unsittlich berührt, so Kaluza weiter. Demnach habe er die Kinder angefasst, um sie anzuhalten. In einem Fall soll der Täter ein Mädchen allerdings festgehalten haben – dem Kind sei es jedoch gelungen, sich loszureißen. In den anderen Fällen hätten die betroffenen Mädchen schnell das Weite gesucht. Der Polizei sei bislang nicht bekannt, dass die Opfer psychologisch betreut werden, so Kaluza.

Kurz nach Bekanntwerden der Übergriffe warnte die Leitung der Grundschule am Windmühlenweg die Eltern per E-Mail: Ein fremder Mann habe eine Schülerin auf dem Schulweg angesprochen, heißt es in dem Brief, der auch öffentlich bei Facebook geteilt wurde. In der nächsten Zeit, so ist dort weiter zu lesen, werde die Polizei mehr Präsenz im Umfeld der Schule zeigen.

Besorgte Eltern tauschten sich über WhatsApp aus

Auch in vielen Gruppen des Nachrichten-Netzwerkes „WhatsApp“ tauschten sich besorgte Eltern über die Vorfälle aus und warnten sich gegenseitig. In den benachbarten Gymnasien sowie in den umliegenden Sportvereinen wurden inzwischen ebenfalls Meldungen, Warnungen und Zeugenaufrufe geteilt.

Soviel Aufregung ist selten in Groß Flottbek. Von schweren Straftaten bleibt der sehr grüne, sehr ruhige und allgemein sehr beschauliche Stadtteil im Hamburger Westen meist verschont. Die polizeiliche Kriminalstatistik weist für das Jahr 2019 ganze sieben Fälle aus dem Bereich der Gewaltkriminalität aus – mit drei Fällen im Vorjahr verzeichnet im Bezirk Altona nur der benachbarte Stadtteile noch weniger derartige Delikte.

Kinder belästigt: Sechs Tatorte

Der Mann schlug nach Angaben der Polizei zwischen 13 und 19.30 Uhr zu – die sechs Tatorte liegen räumlich eng beieinander, es handelt sich um den Windmühlenweg/Ecke Osdorfer Landstraße, Windmühlenweg, Hemmingstedter Weg, Groß Flottbeker Straße, Seestraße, Kalckreuthweg. Obgleich die Polizei unverzüglich umfangreiche Fahndungsmaßnahmen einlgeleitet habe, habe der Mann bislang nicht gefasst werden können, sagt Kaluza. „Die Ermittlungen werden an der Fachdienststelle für Sexualdelikte mit Hochdruck geführt“, so die Sprecherin weiter.

Die Ermittler des LKA 42 gehen davon aus, dass es sich in allen Fällen um denselben Täter handelt. Der noch Unbekannte wurde von den Mädchen als etwa 50 bis 60 Jahre alter Mann beschrieben, 1,60 bis 1,75 Meter groß, kurze, schwarze Haare, kräftig bis korpulent, Typ Westeuropäer. Den Kindern fiel außerdem sein heller Teint und das insgesamt ungepflegte Erscheinungsbild auf. Der Mann habe schwarze Kleidung, helle hautfarbene Einweghandschuhe und einen Mundschutz getragen.

Tatverdächtiger soll auch Vater angesprochen haben

Wer hat den Mann gesehen? Wer kennt den Verdächtigen oder weiß etwas über seine Identität? Die Polizei bittet die Bevölkerung um Hinweise, entweder per Telefon unter der Rufnummer 040/428656789 oder bei jeder Polizeidienststelle.

Offenbar hat der Täter bei seinem Streifzug durch Groß Flottbek am frühen Nachmittag im Bereich des Windmühlenwegs auch einen Vater mit zwei Kindern nach der Uhrzeit gefragt – mit eben dieser Finte hatte er die acht betroffenen Mädchen angehalten. Polizeisprecherin Kaluza: „Insbesondere bitten die Ermittler den Vater sich zu melden.“