Hamburg. Wer einen Euro in den “Maskomat“ hineinwirft, bekommt eine verpackte OP-Schutzmaske. Was der frühere Bürgermeister damit zu tun hat.
Die Euro-Münze könnte beim Gang in den Supermarkt oder zum Discounter in Zukunft doppelt wichtig sein. Wie bisher für das Loslösen des Einkaufswagens, um die gewünschten Produkte im Laden einzusammeln. Und in neuer Rolle quasi als Notgroschen. Wenn die Kunden in der Eile ihre vorgeschriebenen Schutzmasken vergessen haben und das Geschäft trotzdem betreten wollen, um den Einkauf zu erledigen. Vor zwei Hamburger Discountern gibt es nun eine Lösung für Maskenlose. Netto Marken-Discount, die Günstig-Tochter der Hamburger Edeka-Gruppe, stellte am Donnerstag als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland den Maskomaten der Firma Flavura auf – mit prominenter Unterstützung. Der frühere Bürgermeister Ole von Beust (CDU) nahm das Gerät vor der Netto-Filiale in Steilshoop in Betrieb.
Maskomat wird nahe Lüchow-Dannenberg hergestellt
„Beim Rumzappen im Internet bin ich auf den Maskomaten gestoßen und fand das eine tolle Idee“, sagte von Beust und erzählte auch warum. Morgens beim Verlassen des Hauses stecke man beispielsweise seine Maske in die Jackentasche. Dann wird es warm, man zieht die Jacke aus und hängt sie auf einen Bügel. Beim Hinausgehen am Mittag vergisst man die Jacke und damit auch die Maske. Der schnelle Einkauf oder das Mittagessen wird wegen der Tragepflicht dadurch unmöglich. Die Schutzmaske aus dem Automaten bedeute für den Kunden ein höheres Maß an Mobilität und Flexibilität. „Wenn Sie eine Maske vergessen haben, können Sie am Automaten eine ziehen“, so von Beust. Er sieht diesen auch als eine flankierende Unterstützung für den Einzelhandel. Schließlich leidet die Branche stark unter der wochenlangen Schließung in der Corona-Krise und der nach der Wiedereröffnung sehr zurückhaltenden Kauflust. Mit der fix gezogenen Maske seien Spontankäufe möglich.
Diese Gedankenspiele überzeugten ihn vom Maskomaten. Er habe den Kontakt zu dem Start-up mit Hauptsitz in Berlin gesucht und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ausgelotet. Mit Erfolg. „Meine Beratungsfirma von Beust & Coll. macht eine Vertriebsunterstützung für Flavura und dieses Produkt“, sagt der frühere Politiker. Im Gegenzug erhält sein Unternehmen eine Provision.
Flavura erhofft sich bessere Absatzchancen
„Herr von Beust hat natürlich enorme Kontakte“, sagte Flavura-Geschäftsführer Kristian Klatt. Er erhofft sich von der Vertriebskooperation bessere Absatzchancen für seine Automaten, die in der Nähe von Lüchow-Dannenberg hergestellt werden. Gleich zu Beginn der Corona-Krise haben Klatt und seine etwa zehn Mitarbeiter überlegt, was man als Automatenhersteller in dem Bereich machen könne. Das zwei Jahre alte Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin stellt in erster Linie Automaten für Heißgetränke und Snacks her. Sie entwickelten den Maskomaten. Bisher seien mehrere Hundert dieser Geräte produziert, über deren Preis Klatt sich in Schweigen hüllt. Nun werden sie nach und nach aufgestellt. In den nächsten Tagen sollen zum Beispiel Automaten vor dem Kurhaus in Zingst und vor der Uniklinik in Essen aufgestellt werden. Es sei derzeit für ihn und sein Team viel zu tun, sagte Klatt: „Im Moment sind wir 20 Stunden pro Tag im Einsatz.“
Die Kontakte zu Netto stellte Hamburgs früherer Bürgermeister her. „Ich bin auf Edeka zugegangen, Netto gehört ja zu deren Gruppe“, sagte von Beust. Und konnte offensichtlich mit seinem Vorhaben punkten. „Mit dem Maskomaten möchten wir unsere Unterstützung zur Einhaltung der Maskenpflicht weiter ausbauen“, sagte Netto-Sprecherin Christina Stylianou. Zwei Automaten wurden zunächst geordert. Außer vor dem Geschäft an der Steilshooper Allee steht vor der Filiale an der Alsterdorfer Straße ein Gerät. Momentan handele es sich um ein Testprojekt. Es solle nun ein paar Wochen lang geschaut werden, ob die Kunden das Produkt annehmen. Nach der Testphase solle entschieden werden, ob die Automaten vor weiteren Netto-Filialen in anderen Städten installiert werden. Von Beust freute sich, „dass der Prototyp in Hamburg steht. Eine Stadt, die einen sehr starken, engagierten Handel hat, darum passt das gut.“
Beust lobt den Senat für seine Corona-Politik
Aber wie funktioniert der Automat eigentlich? Von Beust greift in die Tasche, holt einen Euro heraus und steckt ihn in den Münzschlitz des grauen Maskomaten. Fünf, sechs Sekunden später kommt aus dem Ausgabefach eine dreilagige OP-Einwegmaske, die in Plastikfolie verpackt ist. „Bleiben Sie gesund!“, steht über dem Ausgabefach. Von Beust nimmt sie heraus und packt sie aus.
In der nächsten Zeit will er mit seiner Beratungsfirma, die Büros in Hamburg, Berlin und Brüssel unterhält, Gespräche mit potenziellen Abnehmern führen. „Wir sind dabei auf Flughäfen zuzugehen, auch in Hamburg“, sagte von Beust. Auch mit der Bahn, mit Einzelhändlern und Einkaufszentren wolle man Kontakt aufnehmen. „Das heißt aber nicht, dass die alle kaufen“, sagte der Ex-Bürgermeister und schmunzelte.
Für die Politik seines Nach-Nach-Nachfolgers während der Corona-Pandemie findet er übrigens lobende Worte. Der Hamburger Senat um Regierungschef Peter Tschentscher (SPD) habe seine Virus-Strategie sehr ruhig und sachlich erklärt. „Ich würde mir bundesweite Regelungen wünschen und hoffe, dass es keinen Überbietungswettbewerb der Länder gibt“, sagte der frühere Politiker. Er selbst verbringe seine Zeit etwa jeweils zur Hälfte in der Hansestadt und in der Hauptstadt, sagte von Beust: „Aber wenn ich in Berlin bin, habe ich immer Hamburg-Heimweh.“