Hamburg. Hamburgs Eltern fordern neue, tragfähige Konzepte für die Bildung und Betreuung. Viele empfinden Verzweiflung und Wut.

Die Geduld ist bei vielen Eltern am Ende, die Kräfte auch. Seit zehn Wochen gehen Hamburgs Schüler gar nicht oder nur sporadisch zur Schule. Schulübergreifend hat sich nun eine Initiative mit derzeit mehr als 40 Unterstützern gebildet. In einem offenen Brief unter anderem an den Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) fordern die Eltern unter anderem tragfähige Konzepte für Bildung und Betreuung und eine zügige Rückkehr zur Ganztagsbetreuung, sodass berufstätige Eltern ihrer Tätigkeit nachkommen können.

Derzeit regeln Eltern, meist die Mütter, das Lernen, neben dem Beruf. Eine davon ist Kathrin Burseg. In einem Schreiben an Schulsenator Ties Rabe (SPD) und in dem Schreiben an den Bürgermeister fordert sie eine Strategie, wie es in den kommenden Monaten weitergehen soll. Rückendeckung bekommt sie von der Elternkammer. „Wir brauchen eine Abkehr von einer Notlösung hin zu einer wirklichen Fernbeschulung mit Präsenzelementen“, heißt es in einer Mitteilung der Elternkammer.

„Herr Senator, holen Sie die Bazooka für alle Schüler und deren Eltern raus“

Eigentlich arbeitet Kathrin Burseg als Autorin und Journalistin. Nun kümmert sie sich hauptsächlich um die Schularbeiten ihrer Kinder. Ihr Sohn geht in die 10. Klasse, ihre Tochter in die erste. Und damit hat Burseg jede Menge Arbeit. „Ich bin entsetzt, dass es auch nach den Maiferien etwa für die erste Klasse nur mit einem Tag Präsenzunterricht weitergehen wird. Und es gibt für alle Grundschüler der Klassen eins bis drei noch vier Präsenztage bis zu den Sommerferien, in denen sie direkten Kontakt mit ihren Lehrern und Mitschülern haben werden. Dann kommen sechs Wochen Sommerferien“, schreibt sie Schulsenator Ties Rabe.

Niemand habe mit dieser Situation gerechnet und sich darauf vorbereiten können, „aber inzwischen muss ich feststellen, dass wir den Nöten der Kinder und Eltern in keinster Weise mehr gerecht werden“, so Burseg. „Wie sagte unser Bürgermeister a. D. und Bundesfinanzminister Olaf Scholz zu Beginn der Krise so schön: Wir holen jetzt die Bazooka raus! Bitte, Herr Senator Rabe, holen Sie die Bazooka für alle Schüler und deren Eltern raus! Kleckern Sie nicht, klotzen Sie! Und wenn Sie meine Hilfe brauchen, bin ich dabei.“

Viele Eltern haben das Gefühl, allein gelassen zu sein

Verzweiflung und Wut sind es, die viele Eltern empfinden mit dem Gefühl, allein gelassen zu sein. „Es ist häufig den Schülern mit Unterstützung durch ihre Eltern überlassen, sich Wissen allein zu erarbeiten. Ein Austausch mit Mitschülern und den Lehrkräften findet nur eingeschränkt statt“, sagt Marc Keynejad von der Elternkammer. Für die Übergangszeit sei das hinnehmbar gewesen. Nun müsse ein Schulsetting entwickelt werden, in dem die Schüler auch über die Distanz systematisch pädagogisch-didaktisch betreut würden.

Wer sich an der schulübergreifenden Initiative beteiligen möchte, kann unter der E-Mail-Adresse 202005offe­nerbriefhh@gmx.de mit den Machern in Kontakt treten.

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