Hamburg. Bewohner eines Flüchtlingsheims stirbt an Corona – danach geschieht fast nichts. Blankeneserin Susi Petzold erhebt Vorwürfe.

Sie gilt als eine der engagiertesten Flüchtlingshelferinnen Hamburgs: Die Blankeneserin Susi Petzold betreut seit 2015 ehrenamtlich Geflüchtete. Vor knapp anderthalb Jahren veröffentlichte sie das Buch „Manchmal vergesse ich, dass ich ein Flüchtling bin“, das aus protokollierten Gesprächen mit Geflüchteten besteht.

Jetzt erhebt Petzold Vorwürfe gegen das Unternehmen fördern und wohnen (f & w) und das Gesundheitsamt Altona. Darum geht es: Am ersten Mai-Wochenende starb der betagte Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft an den Folgen von Corona in einem Krankenhaus. In der Zeit danach sei laut Petzold dann praktisch gar nichts mehr geschehen – „unverständlicherweise“, wie sie findet. Petzold kümmert sich in der Unterkunft um eine Flüchtlingsfamilie, die unmittelbar neben dem Verstorbenen und dessen Angehörigen wohnt.

Träger f & w reagiert zurückhaltend auf die Vorwürfe

Bei einem Gespräch in der ersten Maiwoche habe sie von dem Fall erfahren. „Dieser Todesfall ist in der Einrichtung nicht kommuniziert worden“, kritisiert Petzold. Niemand vom Gesundheitsamt habe sich „blicken lassen“, alles sei weitergegangen wie gehabt. Und das, obwohl ein Mitglied der von Petzold betreuten Familie an einer schweren Vorerkrankung leidet und damit besonders gefährdet sei.

Träger f & w reagiert zurückhaltend auf die Vorwürfe. Sprecherin Susanne Schwendtke will den Todesfall nicht bestätigen, beruft sich dabei auf die sogenannten „personenbezogenen Gesundheitsdaten“. Fakt sei laut Schwenke, dass eine erkrankte Person selbst die Infektion in ihrem Umfeld bekannt machen und alle informieren müsse, die zuletzt mit ihm oder ihr in näherem Kontakt gestanden hatten.

Susi Petzold ist fassungslos

Das zuständige Gesundheitsamt Altona teilt mit, es sei so vorgegangen, wie es das Infektionsschutzgesetz vorschreibe und der Sozialdatenschutz gebiete. „Es wurden nur die engen Kontakte der infizierten Person informiert und für diese die häusliche Isolation angeordnet“, erläutert Sprecher Martin Roehl. „Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung, die keinen engen Kontakt zu der infizierten Person hatten, wurden auch nicht über deren Erkrankung informiert“, sagt Roehl. Grundsätzlich würden von den Gesundheitsämtern nur Personen getestet, die Symptome haben und engen Kontakt zu einer infizierten Person hatten.

Corona-Lockerungen: Das ist wieder erlaubt

Corona-Lockerungen: Das ist ab Mittwoch wieder erlaubt
Corona-Lockerungen: Das ist ab Mittwoch wieder erlaubt

weitere Videos

    Susi Petzold ist fassungslos. „Es geht doch hier nicht um normale Wohnverhältnisse wie in einem klassischen Mietshaus“, so Petzold. „Die Menschen nutzen zum Teil gemeinsam Waschmaschinen, die Kinder spielen miteinander. Ich finde dieses zurückhaltende Vorgehen unverantwortlich.“

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden