Hamburg. Zum ersten Mal seit sechs Wochen dürfen Gäste in den Tierpark – unter besonderen Bedingungen. Wer das Publikum am meisten vermisst hat.

Nach sechs Wochen Zwangsschließung wegen der Corona-Krise ist der Tierpark Hagenbeck ab heute wieder für Besucher geöffnet – allerdings für weniger Menschen als üblich und unter besonderen Maßgaben.

Die Ziegen krakeelen und meckern wie immer, wenn sich Menschen der Streichelwiese nähern. In diesen Tagen noch ein bisschen mehr, offensichtlich noch ein bisschen lauter als sonst. Denn bis auf die Tierpfleger haben sie in den vergangenen Wochen keine Menschen gesehen, von denen sie sich Futterspenden und Streicheleinheiten erhoffen. „Die Ziegen haben die Besucher am meisten vermisst. Sie lieben es, gestreichelt und gestriegelt zu werden“, sagt Reviertierpfleger Sebastian Behrens und wirft eine Handvoll Möhren in die Schaf- und Ziegenmenge, darunter sind auch gerade erst geborene Ouessantschaf-Lämmer und Zwergziegen-Lämmer.

Füttern ist im Tierpark Hagenbeck erst einmal verboten

Auf Leckereien von Besuchern werden die Tiere im Park allerdings verzichten müssen, denn Füttern ist erst einmal verboten. Streicheleinheiten durch den Zaun sind aber erlaubt. Das Fütterungsverbot ist eine der Auflagen für die Wiedereröffnung. Eine andere: Es dürfen nur noch wenige Besucher in den Park. Hagenbeck erlaubt höchstens 1000 – an sonnigen Tagen sind es sonst bis zu 3000 Besucher.

„Wir freuen uns sehr, aber wir haben auch Respekt vor einem möglichen Besucherandrang“, sagt Tierpark-Sprecherin Sabina Bernhardt. Sie appelliert an die Hamburger: „Bitte kommen Sie nicht alle gleich Mittwochmorgen!“ Der Tierpark hat wie üblich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Und die gute Nachricht: Obwohl der Tierpark mit jedem Schließungstag Verluste gemacht hat, wurden die Eintrittspreise nicht erhöht. Täglich fallen laufende Kosten in Höhe von mehr als 41.000 Euro an, im Monat sind das rund 1,2 Millionen Euro. 1850 Tiere im Zoo und 14.300 im Tropen-Aquarium müssen versorgt, 210 fest angestellte Mitarbeiter bezahlt werden.

Die Verantwortlichen gehen auf Nummer sicher

Kein Wunder, dass Tierpark-Geschäftsführer Dirk Albrecht froh ist, dass es wieder losgeht: „Wir freuen uns sehr, endlich wieder Gäste bei Hagenbeck begrüßen zu dürfen.“ Laut Behördenvorgaben hätte Hagenbeck bis zu 2000 Besucher bei einer Fläche von 27.000 Quadratmetern Laufwegen erlauben dürfen, doch die Verantwortlichen gehen lieber auf Nummer sicher. Denn die Maßnahmen umzusetzen, ist auch für den Tierpark eine Premiere. So werden Besucherströme ab sofort so gelenkt, dass es an den Hotspots, wie vor dem Elefantengehege zu keiner Menschenansammlung kommt. Höchstens 50 Besucher dürfen dort gleichzeitig im Abstand von 1,50 Meter zueinander stehen. Per Einbahnstraßenregelung soll das gewährleistet werden.

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    Die Besucher werden außerdem gezählt. Zusätzlich wurden 36 Ordner eingestellt, die dafür sorgen, dass die Abstandsregeln im gesamten Park eingehalten werden. Um noch mehr Platz zu haben, dürfen die Besucher anders als sonst die Rasenflächen für ein mitgebrachtes Picknick oder zum Ausruhen nutzen. Denn die Kioske verkaufen nur Getränke und kleine Snacks, aber keine Speisen, wie etwa Crèpes, die extra zubereitet werden müssen. Auch der Spielplatz bleibt vorerst geschlossen. „Wir evaluieren unsere Maßnahmen bis Sonntag und gucken dann, was machbar ist und was nicht“, sagt Hagenbeck-Sprecherin Bernhardt. Ebenfalls geschlossen bleiben vorerst das Tropen-Aquarium, die Tierhäuser, die Läden, das Restaurant Flamingo Lodge, die Märchenbahn, der Bollerwagenverleih und der Gäste-Service. Mundschutzmasken sind übrigens kein Muss, werden aber empfohlen.

    Das Streichelgehege darf vorerst noch nicht betreten werden.
    Das Streichelgehege darf vorerst noch nicht betreten werden. © Michael Rauhe

    Handwerker haben gestern noch an den Kassen Absperrgitter aufgebaut – jeder muss sich in der Schlange anstellen, auch Jahreskartenbesitzer, und auch Kinder unter vier Jahren benötigen für den Einlass ein Ticket. „So können wir die Besucherzahl genau erfassen“, sagt Frau Bernhardt. Ist die 1000er-Marke überschritten, wird zunächst niemand mehr in den Park hineingelassen. Es kann also zu Wartezeiten kommen. Eine Eingangs- und Ausgangsspur sind jeweils voneinander getrennt, sodass es zu möglichst wenig Kontakt kommt. Es können sowohl der Haupteingang als auch der Eingang am Gazellenkamp genutzt werden.

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

    Die gute Nachricht: Bis auf die Antarktischen Pinguine, die Seevögel und die Orang-Utans sind alle Tiere zu sehen. Teile des Eismeeres sind einfach zu eng gebaut. „Das Orang-Utan-Haus bleibt geschlossen. Bei schönem Wetter können wir aber die Kuppel öffnen und man kann die Tiere dann sehen“, so Bernhardt.

    Bis auf die Ziegen haben die Tiere die Besucher kaum vermisst, sagt Tierpark-Tierarzt Michael Flügger trocken. „Die Elefanten gucken jetzt komisch, wenn ein Mensch um die Ecke kommt.“ Aber genauso schnell werden sie sich wieder an die Besucher gewöhnen.