Hamburg. Eine Entscheidung muss sich laut Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard am Wohl der Kinder orientieren.

Eine schrittweise Öffnung der Kindertagesstätten ist bis Anfang Mai bundesweit nicht absehbar. Dennoch erarbeiten die Familienminister der Länder bereits jetzt einen Fahrplan dafür. „Wir arbeiten das in diesen Tagen in den Ländern aus und werden den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten bis zum 30. April einen Beschlussvorschlag der Familienminister vorlegen“, sagte Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). Die Politikerin ist bei den Planungen gemeinsam mit ihrem Amtskollegen aus Nordrhein-Westfalen federführend. „Wenn wir nicht wollen, dass die Eltern aus Verzweiflung irgendwann wieder die Kinder durch Großeltern und andere betreuen lassen, dann müssen wir dieses Thema jetzt intensiv abwägen.“

Auf ein konkretes Datum für eine Öffnung wollte Leonhard sich dabei noch nicht festlegen. „Mein Wunsch ist, dass es nicht mehr so lange dauert. Prävention hat im Moment Vorrang. Jede künftige Entscheidung muss aber am Wohl der Kinder Maß nehmen. Es geht darum, die Rechte von Kindern, die Bedürfnisse von Eltern und den Schutz der Gesundheit, auch von Erzieherinnen und Erziehern, in Einklang zu bringen.“

Auch wissenschaftliche Debatte spielt eine Rolle

Das müsse auf einem Niveau passieren, „bei dem die Länder natürlich noch Möglichkeiten haben, das individuell auszugestalten“. Das sei wichtig, weil die Situation nicht nur in den Kitas einer Stadt, sondern auch in den Kommunen sehr unterschiedlich sei. Eine für alle Kitas gleichermaßen gültige starre Regel könne es deshalb nicht geben.

Bei den Absprachen für einen bundesweiten Beschluss spielt Leonhard zufolge auch die wissenschaftliche Debatte eine Rolle. „Entscheidungen werden im Kontext ihrer Zeit getroffen. Seit wir die Einstellung der Kita-Regelbetreuung verfügt haben, hat sich die Erkenntnis­lage verändert, und die getroffenen Entscheidungen müssen neu bewertet werden.“

Kein Infektionsgeschehen in der Notbetreuung

Damit bezieht Leonhard sich auf Erkenntnisse aus Island, Norwegen, den Niederlanden und des UKE. Zudem seien in Hamburg seit Ausbruch des Virus weniger als 60 Kinder bis sieben Jahren an Covid-19 erkrankt, so Sozialbehördensprecher Martin Helfrich. Auch sei in den Kitas im Rahmen der Notbetreuung kein aktives Infektionsgeschehen zu beobachten. „Es verdichtet sich die Erkenntnislage, dass Kinder zum einen nicht so stark betroffen sind und zum anderen das Coronavirus möglicherweise nicht so stark übertragen, wie zunächst angenommen“, sagt Helfrich.

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    Auf die Frage, ob es nicht sinnvoll sei, die für Anfang Mai angekündigten Studienergebnisse aus Baden-Württemberg abzuwarten, wo 2000 Kinder und jeweils ein Elternteil auf Covid-19 getestet werden sollen, sagte Helfrich: „Alles, was an wissenschaftlichen Erkenntnissen vorliegt, werden wir berücksichtigen. Wir können politische Entscheidungen aber nicht terminlich danach ausrichten.“

    Familienminister wollen schnell handeln

    Das gelte auch für die von der Wissenschaftsbehörde angekündigten klinischen Studien, die kurzfristig in Hamburg realisiert werden sollen (wir berichteten). Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen sei es aber auch wesentlich, die Entwicklungschancen von Kindern und den Zugang zu früher Bildung zu berücksichtigen.

    Mindestens bis zum 6. Mai müssen sich Kinder und Eltern noch gedulden. Vor diesem Datum wird es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zufolge keine Änderungen der bestehenden Regeln geben­. Dennoch wollen die Familienminister in dieser Sache sowohl schnell handeln, als auch gut vorbereitet sein: „Wir stehen vor der Situation, dass die Kleinsten in unserer Gesellschaft im Moment von den Isolierungen am härtesten betroffen und in ihrer persönlichen Entwicklung massiv eingeschränkt sind“, sagt Leonhard. „Diesen Zustand müssen wir sehr ernsthaft überdenken.“

    Alle Möglichkeiten für mehr Bewegungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für die Kinder würden von den Familienministern deshalb derzeit sehr gewissenhaft geprüft. „Mir ist wichtig: Die Freiheiten, die man Erwachsenen einräumt, kann man Kindern nicht monatelang vorenthalten. Das betrifft die Kita-Betreuung genauso wie die Spielplatzöffnung.“

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden