Hamburg. Die Seebrücke Hamburg hatte an 20 Orten zu Mahnwachen aufgerufen. Friedlicher Protest, aber eine Strafanzeige.
"Moria evakuieren" oder "Stoppt das Leiden und Sterben an Europas Außengrenzen" steht auf den Transparenten, die die Demonstranten – ausgestattet mit Mundschutz – entlang der Elbe in die Höhe halten: 500 Menschen protestierten am Sonntag in Hamburg für die sofortige Evakuierung der griechischen Lager.
Die Flüchtlingsorganisation Seebrücke hatte unter dem Motto "Leave no one behind" zu der Mahnwachenkette von der Fischauktionshalle in Altona bis zu den Deichtorhallen und zur Elbphilharmonie aufgerufen. Auf dem rund vier Kilometer langen Abschnitt gab es laut Polizei 20 Mahnwachen mit jeweils 25 Personen.
Mahnwachen an der Elbe verliefen friedlich
Die Mahnwachen wurden bei der Polizei angemeldet, die Versammlungsbehörde hatte eine Ausnahmegenehmigung erteilt. "Grundsätzlich verlief die Protest-Aktion friedlich", sagte Polizeisprecher Daniel Ritterskamp.
Jedoch habe es eine Strafanzeige wegen einer nicht angemeldeten Versammlungen gegeben, da sich im Bereich Fischmarkt zusätzlich rund 20 Personen versammelt hatten. "Das wurde als Aufzug gewertet", sagte Ritterskamp. Unklar ist jedoch, ob diese 20 Personen überhaupt etwas mit der Seebrücken-Aktion zu tun hatten.
Seebrücke stellt Forderungen an Hamburger Senat
„Wir gehen einen weiteren großen Schritt, dass Proteste im öffentlichen Raum wieder sichtbar werden", sagte Christoph Kleine von der Seebrücke Hamburg im Vorwege. Ihre Aktionen richteten sich nicht gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. "Im Gegenteil: Wir wollen, dass alle Menschen in Umständen leben, in denen sie Abstand halten und die Hygieneregeln befolgen können. Deswegen müssen die Lager für geflüchtete Menschen auf den griechischen Inseln sofort evakuiert werden."
Besondere Aktualität erhalte die Mahnwachenkette wegen der gerade laufenden Koalititonsverhandlungen in Hamburg„Die Seebrücke fordert vom neuen rot-grünen Senat ein Landesaufnahmeprogramm für mindestens 1000 Menschen aus Moria oder den anderen Lagern", so Kleine. "Und zwar unabhängig von Alter oder Geschlecht. Hamburg hat Platz und eigene Kompetenzen."