Hamburg. Körperverletzung, Diebstahl, Einbrüche, sogar Computerbetrug – seit dem Shutdown geht die Kriminalitätsrate zurück.

Das Landeskriminalamt schichtet um. Weil die Kriminalität in fast allen Bereichen eingebrochen ist, sollen Ermittler aus verschiedenen Dienststellen dabei helfen, „Halden“ abzubauen. Bereits im März ist die Kriminalität um 17,4 Prozent zurückgegangen. Für den April erwartet die Polizei noch einmal einen deutlichen Rückgang. Bislang, so heißt es aus dem Polizeipräsidium, ist seit dem Shutdown Mitte März bis jetzt die Kriminalität um rund ein Drittel zurückgegangen.

Vor allem bei den sogenannten Prioritätsdelikten, die Straftaten, die die Bevölkerung besonders stark direkt belasten, sind starke Rückgänge zu verzeichnen. Der Taschendiebstahl ging im März im Vergleich zum Vormonat um 36,1 Prozent zurück. Es sind keine Touristen in der Stadt. Veranstaltungen, bei denen dichtes Gedränge herrscht, sind ausgefallen. Bei den schweren Gewaltdelikten, der gefährlichen und schweren Körperverletzung, verzeichnet die Polizei einen Rückgang von 22 Prozent.

Auch weniger Raubtaten in Hamburg wegen Corona

Das hat nach Einschätzung aus Polizeikreisen vor allem damit zu tun, dass an den Brennpunkten derartiger Taten – dem Kiez und St. Georg – wegen der Allgemeinverfügung wenig oder nichts los sei. Auch die Raubtaten, ohnehin im vergangenen Jahr auf einem historischen Tiefstand angelangt, gingen in der Zeit von Februar auf den März um 19 Prozent zurück.

Deutlich auf die Jahresstatistik wird sich der Rückgang der Fallzahlen beim schweren Diebstahl auswirken. Hier ging die Zahl der Taten im März im Vergleich zum Vormonat um 21,5 Prozent zurück. Besonders stark war der Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen mit einem Minus von 44,4 Prozent (das Abendblatt berichtete). Aber auch Besitzer von Fahrzeugen, egal ob motorisiert oder nicht, können sich freuen. Die Wahrscheinlichkeit, als Opfer in die Statistik einzugehen, ist in der Coronazeit deutlich gesunken.

Fahrraddiebstähle sind im März um 18,7 Prozent zurückgegangen

Die Fahrraddiebstähle sind im März im Vergleich zum Februar um 18,7 Prozent zurückgegangen. 461 Taten wurden im vergangenen Monat in ganz Hamburg angezeigt. Das ist in etwa die Hälfte der Taten, die im März 2019 registriert wurden. Dabei würde, so die jahrelange Erfahrung der Beamten, gerade jetzt die Zahl der Fahrraddiebstähle deutlich steigen, die „Saison“ der Diebe endet gewöhnlich erst im Oktober. Im Vergleich zum Februar gibt es aktuell 105 Fahrraddiebstähle weniger. Besonders im Bereich der polizeilichen Regionen Eimsbüttel, Altona, der Region Nord, zu der Stadtteile nordöstlich der Alster gehören, und im Bereich der Innenstadt hat sich die Zahl der Fälle mehr als halbiert.

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In den weniger für den Fahrradverkehr geeigneten Regionen wie Harburg und Bergedorf, aber auch Mitte 2, zu der Borgfelde, Hamm, Rothenburgsort und Billstedt gehören, fallen die Rückgänge nicht so hoch aus. In Bergedorf und Mitte 2 stieg die Zahl der Fahrraddiebstähle im März im Vergleich zum Vorjahr sogar gegen den Trend an. Allerdings wurden in Bergedorf im März trotzdem nur 30 Taten angezeigt – etwa ein Drittel mehr als im März 2019. Im Bereich der gesamten Region Mitte 2 waren es in diesem März lediglich 24 Fahrraddiebstähle.

Interessantes Coronaphänomen

Die Zahl der Delikte rund um Autos ging in ganz Hamburg von Februar auf März um 14,3 Prozent zurück. Bei den Diebstählen von kompletten Autos wurde ein Rückgang von sogar 15,3 Prozent registriert. Das dürfte laut Experten an den geschlossenen Grenzen liegen. Gerade hochwertige Fahrzeuge wurden nach einem Diebstahl möglichst schnell nach Osteuropa verschoben. Und mit diesem Coronaphänomen hatten die Beamten gar nicht gerechnet: Der Betrug via Computer und die Beziehungsgewalt sind durch die aktuelle Situation nicht angestiegen, sondern sogar leicht zurückgegangen.

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    Im Landeskriminalamt hat man durch „Kommissar Corona“ jetzt an vielen Dienststellen freie Kapazitäten. Die werden, so sagt es ein hoher Beamter, zum Abbau bislang liegen gebliebener Vorgänge eingesetzt. Das ist nicht der Bereich Betrug, in dem letztes Jahr noch Tausende Fälle unbearbeitet waren. Dort sind die Halden mittlerweile abgebaut. Es sind vor allem „Nebenprodukte“ aus der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität, die angegangen werden sollen. Dabei handelt es sich vor allem um Verstöße gegen das Asylverfahrensgesetz, die eingeleitet wurden, nachdem Dealer, die sich nicht in Hamburg aufhalten dürfen, gefasst wurden.

    Krise hat in Dienststellen freie Kapazitäten geschaffen

    Insgesamt, so heißt es aus dem LKA, gehe auch die Rauschgiftkriminalität zurück, obwohl die Polizei und auch die Bundespolizei zurzeit mehr Personal für die Bekämpfung dieser Kriminalitätsform zur Verfügung haben und die Kräfte auch für dieses Kontrolldelikt einsetzen. Allein im März wurde ein Rückgang der Rauschgiftkriminalität um 1,4 Prozent festgestellt. Auch kleinere Massendelikte, die an den Dienststellen in der Fläche anfielen, also an den Kommissariaten, werden jetzt abgearbeitet.

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden