Hamburg. Probleme mit Technik und Organisation. Womit Dozenten und Studenten zu kämpfen haben. Hochschule: Geduld nötig.

„1 Tag der digitalen Lehre: eine Katastrophe“, twitterte Joan Bleicher, Professorin für Medienwissenschaft an der Universität Hamburg, am Montag. Agora, die Online-Lernplattform der Fakultät für Geisteswissenschaften, sei „zusammengebrochen“, das Videokonferenzprogramm „Zoom“, das „offenbar nicht für die massenhafte Nutzung ausgelegt“ sei, liefere keinen Ton.

Ähnlich wie Bleicher erging es zeitweise auch anderen Dozenten und etlichen Lernenden an der größten Hochschule der Hansestadt, die wegen der Coronakrise ihre Lehrveranstaltungen in allen der mehr als 170 Studiengängen seit dem 20. April fast ausschließlich via Internet anbieten muss. Uni-Präsident Dieter Lenzen hatte allen Studierenden „trotz widriger Bedingungen ein erfolgreiches Sommersemester“ gewünscht.

Störungen auch bei Lernplattform OpenOlat

Zunächst ruckelte es erheblich: Nicht nur bei Agora, auch bei der Lernplattform OpenOlat kam es zu Störungen. Anstelle von Live-Vorlesungen bieten viele Dozenten ihre Veranstaltungen etwa in Form von vertonten Powerpoint-Präsentationen an, ergänzt um Chats, in denen Studierende mit dem Seminar­leiter kommunizieren können. Das habe zeitweise nicht oder nur zäh funktioniert, erzählt ein Jurastudent. „In einem Chat dauerte es bis zu fünf Minuten, bis Nachrichten versendet wurden.“

Die Universität erklärte dazu am Mittwoch, man habe im Vorfeld die Serverkapazitäten ausgebaut und auf eine schnellere Hardware umgestellt, aber „nicht die zehnfache Steigerung in den Zugriffszahlen antizipiert“.

Probleme bei der Darstellung

Nun laufe Open­Olat stabil. Eine Lehramtsstudentin, die Mathematik und Religion gewählt hat, berichtet, sie müsse fünf verschiedene Online-Plattformen nutzen. „Es ist alles sehr unübersichtlich.“ Ein Matheprofessor habe sich zwar „wirklich Mühe gegeben“, seine Vorlesungen hochzuladen. „Aber Übungsgruppen kann man kaum digital machen, die ganze Zeit stockt es, und die mathematischen Formeln lassen sich so nur sehr schwer darstellen.“ Im Fach Religion laufe fast alles über ein Selbststudium. „Wöchentlich sollen wir Aufgaben erledigen und den Dozenten schicken. Die Literatur dazu ist online zu finden, aber es ist viel mehr Arbeit.“ Sie fühle sich „ziemlich alleingelassen“. Von „Chaos“ sprechen andere Studierende.

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    Die Uni erklärt dazu, abgesehen von dem Programm „Zoom“ sollten den Studierenden die Plattformen OpenOlat, Agora, CommSy und Lecture2Go „in der Regel bekannt sein, da sie auch unter Normalbedingungen genutzt wurden“. Es sei nachvollziehbar, dass bei noch nicht damit vertrauten Studierenden „am Anfang ein Gefühl der Überforderung auftreten mag“. Durch die kurzfristig Umstellung auf digitale Lehre sei ein anderes Vorgehen jedoch nicht möglich.

    Lange Wartezeiten

    Der Arbeitsumfang müsse sich „erst einpendeln“. Studierende sollten ihren Lehrenden eine Rückmeldung geben, damit Letztere die Belastung überprüfen und gegebenenfalls anpassen könnten.

    Eine Studentin der Erziehungswissenschaften sagt, sie habe schon früher an der Uni lange Wartezeiten und Wege in Kauf nehmen müssen, um Auskünfte zu bekommen und Zuständigkeiten für bestimmte Belange herauszufinden. Diese Probleme verschärften sich nun. Per E-Mail angeschriebene Dozenten meldeten sich verspätet oder gar nicht zurück.

    Die Umstellung auf die digitale Lehre sei für alle Dozenten ein „enormer Kraftakt“, erklärt die Uni. Studierende seien „gebeten, Verständnis und Geduld dafür aufzubringen, dass es nicht für jedes Problem eine sofortige Lösung geben kann“.

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden