Hamburg. Das Geschäft mit dem kleinen Stückchen Stoff ist zu einem großen Markt geworden. Designmodelle entwickeln sich zum Modetrend.

Erst gab es sie nur vereinzelt hier und da, inzwischen sind sie – wie so vieles in dieser neuen Coronawelt – fast schon normal geworden: Gesichtsmasken. Sie sind weiß oder farbig, haben fröhliche Muster oder Sprüche, sehen mal nach Chefarzt und mal nach Grundkurs Nähmaschine aus. Im Gegensatz zu anderen Ländern, etwa Österreich, gilt in Deutschland zwar keine Maskenpflicht.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte aber erst am Mittwoch, dass das Tragen einer Maske im Einzelhandel oder öffentlichen Nahverkehr dringend empfohlen sei. Aber ob nun verordnet oder nicht: Das Interesse an dem kleinen Stück Stoff ist schon jetzt sehr groß. Und so wächst auch der Markt. Wer in diesen Tagen durch die Straßen geht, der sieht Schaufensterpuppen mit Mundschutz und bunte Stoffproben in den Schaufenstern. Würde man es nicht besser wissen, könnte man meinen, es wäre einfach nur ein verrückter Frühlingsmoden-Trend.

Es ist ein Trend, der aus der Not geboren wurde, denn die Spezialmasken (FFP2/3), die nachweislich schützen, sind derzeit Mangelware und nur besonderen Berufsgruppen wie Ärzten oder Pflegekräften vorbehalten. Und so bleibt den meisten nur, auf eine Behelfsmaske aus Stoff zurückzugreifen, die das Risiko einer Ansteckung zumindest verringern kann.

Große Auswahl in Hamburg an Coronamasken

Wer sich in diesen Tagen einen Mund-und-Nasen-Schutz zulegen will, der hat in Hamburg inzwischen eine große Auswahl: von bunt und fröhlich bis klassisch und elegant. Innerhalb weniger Tage ist ein beachtliches Geschäft mit dem kleinen Stückchen Stoff entstanden. Besonders Menschen, die ohnehin mit Stoffen arbeiten, sind kurzerhand unter die „Masken-Bildner“ gegangen.

Die Schneiderin Jutta Landahl verkauft in ihrer Brautmodeschneiderei Mund-und-Nase-Masken.
Die Schneiderin Jutta Landahl verkauft in ihrer Brautmodeschneiderei Mund-und-Nase-Masken. © Roland Magunia/Funke Foto Services

Eine besonders edle Variante führt der Hamburger Designer und Maßschneider Oliver Kresse. Der 46-Jährige, der mit seiner Schneiderei an der Forsmannstraße in Winterhude sitzt, hat nach eigenen Angaben nur das Produkt geändert, nicht aber die Ansprüche: „Alles, was mein Geschäft verlässt, muss von exzellenter Qualität sein“, sagt er. Und so schneidern er und seine Mitarbeiter nun seit einigen Wochen eben Mundschutz statt Maßkleidung.

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

Die Idee dafür sei von den Kunden selbst gekommen. „Einige von ihnen haben mich angesprochen und gefragt, ob ich nicht auch so etwas machen könnte.“ Also begann Kresse, sich kundig zu machen. Was braucht man dafür? Was ist wichtig? Welche Stoffe eignen sich? Schnell stand fest: Das Vlies, das sonst beim medizinischen Atemschutz verwendet wird, ist nirgends mehr zu bekommen.

Staubsaugerbeutel funktionieren hervorragend

Der entscheidende Hinweis kam dann von einem befreundeten Arzt: „Nimm doch einfach Staubsaugerbeutel!“ Staubsaugerbeutel? Genau. Die darin verwendeten Filter würden nämlich hervorragend funktionieren, und diese zu beschaffen, dürfte auch einfacher sein. Gesagt getan: Nach ein paar Telefonaten stand die erste Lieferung vor Kresses Tür. Und inzwischen steht auch die erste kleine Kollektion: sportlich rot, weiß, grün, blau oder kariert, alle in drei Größen und à 25 Euro (mehr auf kressecollection.com). Bald sollen weitere Modelle dazukommen. Wichtig aber: „Auch diese Masken können keinen hundertprozentigen viralen Schutz bieten“, betont Kresse. „Aber sie helfen, die Pandemie einzugrenzen.“

Ein paar Kilometer weiter westlich ist das Ehepaar Franken auch unter die Maskenschneider gegangen. Andrea und Ralf Franken betreiben hier in Ottensen den Shop Ackerstube und stellen Schmuck und Textilwaren – wie Beutel und Handytaschen – her. Auch hier kam der Impuls, Mundschutz herzustellen, von den Kunden selbst. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten, an den passenden Stoff zu kommen, läuft die Nähmaschine nun oft stundenlang. Die Arbeitsabläufe sind fest eingespielt: „Ich schneide zu, und meine Frau näht“, sagt Ralf Franken. Die Designs: farbenfroh, gemustert und fröhlich. (Bestellung über www.ackerstube.de und Facebook möglich, eine Maske kostet 8,50 Euro).

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel können helfen – aber umgekehrt auch zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

Mehr als 50 Masken aus Baumwolle hergestellt

Auch die Modedesignerin für Braut- und Abendmode, Jutta Landahl, hat mit den Masken eine Nische gefunden, mit der sie hofft, die kommenden Wochen überbrücken zu können. Denn: „Brautmode und Abendkleider will gerade keiner haben“, so die 67-Jährige, die mit ihrer Schneiderei seit 13 Jahren an der Bismarckstraße in Eimsbüttel sitzt. „Eine Nachbarin brachte mich dann zum Glück auf die Idee mit den Masken.“ Und so suchte Landahl nach einer Anleitung im Internet und legte los.

Inzwischen hat sie mehr als 50 Masken aus Baumwolle hergestellt. „Das Interesse ist groß, die Kunden kommen inzwischen nicht nur aus der Nachbarschaft, sondern auch aus anderen Stadtteilen“, sagt sie. Auch Landahl plant – sofern der Stoff erhältlich ist – weitere Modelle in unterschiedlichen Designs. „Ich rechne jedenfalls nicht damit, dass ich in diesem Jahr noch Brautkleider machen werde“, so Jutta Landahl. (Mehr Informationen unter www.juttalandahl.de, Bestellungen unter 0171/523 16 82, Masken groß: 15 Euro, Masken für Kinder: 10 Euro)​​