Hamburg. Drei Tote in Wellingsbütteler Pflegeheim. Zahl der Neuinfizierten steigt nicht so stark an. 1500 Hamburger haben Covid-19 überstanden.

Jede positive Nachricht verdient in Zeiten der Coronapandemie besondere Beachtung: Zweimal in Folge ist die Zahl der Neuinfektionen gesunken. Am Sonntag gab die Gesundheits­behörde die Zahl der im Laufe der zurückliegenden 24 Stunden in Hamburg neu gemeldeten Erkrankungen an Covid-19 mit 137 Fällen an.

Am Sonnabend waren es 143 bestätigte Neuerkrankungen. Das ist an beiden Tagen ein deutlicher Rückgang gegenüber den 182 neuen Fällen vom Freitag – dem dritthöchsten Tageswert seit Ausbruch der Pandemie.

3019 Hamburger mit Coronavirus infiziert

Insgesamt sind in Hamburg damit 3019 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Ebenfalls erfreulich: Die Zahl der Menschen, die die meist glimpflich verlaufende Erkrankung bereits überstanden haben, ist laut einer Schätzung der Gesundheitsbehörde auf der Basis von Berechnungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) auf 1500 gestiegen.

Zu berücksichtigen ist, dass die Zahlen nur das Ergebnis der durchgeführten Tests sind. Wie viele Hamburger darüber hinaus mit dem Virus infiziert sind, ohne es zu bemerken und ohne dass die Behörden davon wissen, ist unbekannt.

Weniger Corona-Erkrankte auf der Intensivstation

Die Zahl der Infizierten, die in einem Krankenhaus medizinisch betreut werden müssen, ist nur leicht gestiegen. Nach aktuellem Stand sind 210 Menschen (Freitag: 195) mit Wohnort Hamburg wegen einer Covid-19-Erkrankung in stationärer Behandlung. Einige weitere Patienten kommen aus dem Umland. Die Zahl der intensivmedizinisch betreuten Menschen ist mit 54 gegenüber 55 am Freitag sogar leicht gesunken.

Nach Angaben des RKI sind in Hamburg mittlerweile 19 Menschen an der Covid-19-Erkrankung gestorben. Am Wochenende sind drei Fälle hinzugekommen. Da in Hamburg jeder Corona-Todesfall in der Rechtsmedizin untersucht wird, lässt sich für 15 Verstorbene die Viruserkrankung als Todesursache belegen. In den vier weiteren Fällen sind die Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben, nicht an ihr.

Coronavirus – Die Fotos zur Krise:

Drei Bewohner im Wellingsbütteler Pflegeheim gestorben

In dem stark vom Coronavirus betroffenen Pflegeheim Alsterdomizil in Wellingsbüttel sind in der vergangenen Woche drei Bewohner gestorben. „Die drei Bewohner litten teils unter erheblichen Vorerkrankungen, welche Rolle die Viruserkrankung bei der Entwicklung ihres Zustandes gespielt hat, ist also nicht konkret zu beurteilen“, teilte das Pflegeheim am Sonntag mit.

Altenheim Hospital zum Heiligen Geist in Poppenbüttel. Auch hier wurden fünf Bewohnerinnen und Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet.
Altenheim Hospital zum Heiligen Geist in Poppenbüttel. Auch hier wurden fünf Bewohnerinnen und Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes könnten keine näheren Angaben gemacht werden. In enger Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbehörde organisiere das Pflegeteam weiterhin die Pflege der betroffenen Bewohner unter strikten Hygiene- und Quarantänemaßnahmen.

Die negativ auf Covid-19 getesteten Bewohner des betroffenen Wohnbereichs wurden unter der Federführung der zuständigen Behörde inzwischen in eine andere Pflegeeinrichtung verlegt, um weitere Infektionen zu verhindern. In dem Pflegeheim hatten sich Medien-berichten zufolge 45 Menschen mit dem Coronavirus infiziert: 39 Bewohner sowie sechs Pflegekräfte.

Weitere Fälle in Hospital in Poppenbüttel

Am Wochenende wurden zudem fünf Bewohnerinnen und Bewohner des Hospitals zum Heiligen Geist in Poppenbüttel positiv getestet. Betroffen ist das Haus Begonie mit 135 Plätzen. Insgesamt leben in der stationären Pflege im Hospital zum Heiligen Geist – verteilt auf mehrere Häuser – 700 Senioren, weitere 300 wohnen dort zur Miete im Service-Wohnen, früher auch „betreutes Wohnen“ genannt.

Zwei Infizierten geht es schlecht, bei den anderen drei wird bislang ein mittlerer Krankheitsverlauf diagnostiziert. „Die zwei Wohnbereiche im Haus Begonie wurden sofort komplett getrennt und alle Kontaktpersonen identifiziert und Gruppen entsprechend den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts gebildet“, heißt es in einer Pressemitteilung der Einrichtung. Noch werden alle Infizierten in dem Alten- und Pflegeheim medizinisch versorgt.

Besuchsverbot kann Corona-Ausbreitung nicht ausschalten

Die Coronafälle im Hospital zum Heiligen Geist zeigen, dass auch ein frühes Besuchsverbot das Virusrisiko nur eindämmen, aber nicht ausschalten kann. Der Vorstand hatte alle stationären Einrichtungen für Besucher bereits am 14. März geschlossen, also deutlich vor der entsprechenden Verfügung des Senats am vergangenen Dienstag für alle Heime.

„Um die uns anvertrauten Menschen bestmöglich zu versorgen, ist das Gebot der Abstandsregeln nicht konsequent umsetzbar und enger Kontakt unvermeidbar“, sagt Vorstandschef Frank Schubert. Umso wichtiger sei die Versorgung der Pflegeheime mit Schutzkleidung.

Mehrfach hatte Schubert wie andere Heimbetreiber in den vergangenen Wochen die unzureichende Zuteilung für seine Einrichtung öffentlich scharf gerügt. „Wir benötigen dringend mehr Schutzkleidung. Und in der Zukunft muss sichergestellt werden, dass die Produktionsketten in Deutschland gebildet werden“, sagte Schubert im Gespräch mit dem Abendblatt am Sonntag.

Bestattern fehlen Schutzkleidung und Desinfektionsmittel

Auch Hamburger Bestatter fürchten, im Falle einer Verschärfung der Coronapandemie nicht ausreichend mit Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln versorgt zu sein. „Wir haben jetzt vermehrt Klagen gehört, dass es zeitlich knapp ist, dass die Bestände immer kleiner werden und es einfach derzeit nicht ausreichend auf dem Markt gibt“, sagte Uwe Kaltenbach, Geschäftsführer der Bestatter-Innung Hamburg.

Kaltenbach forderte deshalb, dass die Bestatter – neben den Kliniken, Praxen und Pflegeeinrichtungen – bevorzugt ausgestattet werden müssten.

Bestatter fordern Einstufung als systemrelevant

Die Bestatter würden zudem derzeit mit den Behörden im Gespräch sein, damit ihre Branche als systemrelevant eingestuft wird. Das sei wichtig, damit beispielsweise die Kinderbetreuung für Mitarbeiter im Bestattungswesen sichergestellt werden könne.

„Die Bestatter müssen zudem in der Lage sein, die Toten mit Autos zeitnah aus der Wohnung oder dem Heim abholen zu können. Die Bewegungsfreiheit muss gewährt sein, wenn die Ausgangsregeln noch weiter verschärft werden.“

Wegen Corona: Maximal sechs Trauergäste erlaubt

Auf Angehörige hat die Krise ebenfalls Auswirkungen: Große Trauerfeiern mit mehreren Dutzend Gästen sind nicht mehr möglich. „Die Coronakrise hat ganz massiv die Gestaltung der Trauerfeiern geändert, weil Zusammenkünfte nur noch in bestimmtem Umfang zulässig sind“, so Kaltenbach.

So dürften noch maximal sechs Trauergäste zu den Beerdigungen und anschließenden Trauerfeiern kommen. „Dabei ist natürlich die Abstandsregelung einzuhalten.“

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

Friedhöfe treffen Vorkehrungen wegen Coronakrise

Auch die Hamburger Friedhöfe stellen sich auf die Pandemie ein. Um mögliche Ansteckungen mit dem Coronavirus zu vermeiden, werden Beratungen zu Grab, Grabpflege, Vorsorge und Bestattung nur noch am Telefon erledigt.

Weil außerdem einige Mitarbeiter als Reserve freigestellt wurden, erwartete der Sprecher zeitliche Verzögerungen bei der anstehenden Frühjahrsbepflanzung.

Coronavirus: UKE-Pressekonferenz mit Prof. Dr. Marylyn Addo

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    Knapp 10 Millionen Euro finanzielle Unterstützung

    Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) hat am Wochenende eine Zwischenbilanz zur Corona-Soforthilfe für Unternehmen und Gewerbebetriebe gezogen. Laut Dressel sind bis zum Sonntagabend 9274 Anträge auf finanzielle Unterstützung gestellt und 94,2 Millionen Euro zur Zahlung durch die Investitionsförderbank angewiesen worden.

    Das Geld ist Teil der Bundes- und der Landesförderung. Wie hoch der Anteil jeweils ist, kann erst am Ende der Auszahlungen gesagt werden. Übrigens: Die Bundesförderung ist noch nicht auf den Hamburger Konten eingegangen. Hamburg geht bei der Auszahlung erst einmal in Vorlage.