Hamburg. Das Projekt “Ottensen macht Platz“ soll eigentlich fortgesetzt werden. Doch Handwerker bauen die Eingangsbereiche wieder ab.

Der Verkehrsversuch "Ottensen macht Platz" sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Für ein halbes Jahr sollte das Kerngebiet von Ottensen vom 1. September bis zum 29. Februar weitgehend autofrei bleiben. Nach den erfolgreichen Eilanträgen zweier Kläger vor dem Verwaltungsgericht wurde der Versuch einen knappen Monat vor dem geplanten Ende abgebrochen. Nun beseitigten Handwerker auch die eingerichteten Markierungen, Info-Stelen und Sitzgelegenheiten.

Dies führte in Ottensen zu Irritationen. Warum werden die sogenannten Einlets (zusammengesetzt aus den Worten Eingang und Parklet) an den fünf Zufahrtsbereichen abgebaut, obwohl das Projekt ja fortgesetzt werden soll? Die Bezirksversammlung Altona hatte am 20. Februar die Verwaltung beauftragt, einen Umbau des gesamten Straßenraums für ein autoarmes Gebiet zu planen.

Behörde erhielt eine Anordnung der Polizei

Auf Abendblatt-Anfrage schreibt die Behörde: "Der zeitliche Horizont und die Art der Umsetzung der mit dem Beschluss angestrebten Veränderung sind noch ungewiss. In diesem Zusammenhang ist der Erhalt der provisorischen Eingangsbereiche nicht sinnvoll und eine Herstellung des ursprünglichen Zustands anzustreben."

Zudem läge "eine Anordnung der Polizei vor, nach der wir aufgefordert werden, die Aufpflasterungen zu entfernen". Zwar hätten Markierungen und Asphaltierung selber kein Problem dargestellt, da sie keine Verkehrszeichen seien. Aber am Rande der Aufplasterungen wären sonst durch das Entfernen der Einlets Stolperfallen entstanden.

Die Behörde schreibt weiter: "In Abstimmung mit dem zuständigen Polizeikommissariat konnten wir aber die Pflanzkübel und die Fahrradbügel trotz des Endes des Versuchs erhalten."

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Wann die von der Bezirksversammlung geforderte Umgestaltung in ein auf Dauer autoarmes Quartier realisiert werden kann, ist völlig offen. Denn die Ziele sind ambitioniert. So sollen die Bordsteinkanten auch für Personen mit einer Behinderung abgesenkt, das Kopfsteinpflaster "durch eine besser begeh- und befahrbare milieugerechte Oberfläche" ersetzt werden. Zudem sei Fuß- und Radverkehr zu trennen.

Maßnahmen kosten mindestens eine Million Euro

Die Baumaßnahmen könnten nach ersten vorsichtigen Schätzungen eine Million Euro kosten, der Bezirk allein kann diese Maßnahmen allein finanziell kaum stemmen. Zudem müssen alle Pläne rechtssicher sein, der Bezirk will eine weitere Niederlage gegen protestierende Anlieger unbedingt vermeiden.

Mitglieder der Initiative "Ottensen bewegt", die den Verkehrsversuch kritisch begleitete, hatten sich über den Beschluss der Bezirksversammlung enttäuscht gezeigt.