Hamburg. In einem offenen Brief bitten 40 Unternehmen den Senat um Hilfe, darunter auch der Tierpark Hagenbeck und das Miniatur Wunderland.
Mit der Bitte um finanzielle Unterstützung in der Coronakrise haben Hamburger Freizeitunternehmen sich jetzt in einem offenen Brief an den Hamburger Senat gewandt. 40 Unternehmen haben das Schreiben unterzeichnet, darunter auch der Tierpark Hagenbeck und das Miniatur Wunderland. In dem Brief stellen sie fest, dass die Freizeitbranche am härtesten von den derzeitigen Einschränkungen betroffen sei: "Von heute auf morgen wurden alle Freizeitaktivitäten ausnahmslos eingestellt und alle Betriebe zwangsgeschlossen, es fließen keinerlei Einnahmen mehr. Wir gehören fast alle zum typischen Mittelstand mit 11 bis 250 MitarbeiterInnen."
Die Unternehmen äußern ihr Verständnis dafür, dass Freizeitvergnügen zurzeit keine Priorität habe, weisen aber auch darauf hin, dass die Freizeitbranche ein großer Wirtschaftszweig in der Hansestadt sei. "Und wir haben große Sorgen, wie lange wir trotz bereits gestarteter Hilfen wie Kurzarbeit durchhalten können", heißt es weiter. Konkret gehe es allein bei den unterzeichnenden Freizeitbetrieben um mindestens 2.000 Arbeitsplätze.
In dem Brief haben die Unternehmen ihre meistgenannten Sorgen und Forderungen formuliert und den Senat zu einem Gespräch darüber aufgefordert:
Entschädigungen
"Das Infektionsschutzgesetz sieht Entschädigungen für Unternehmen vor, die auf Basis dieses Gesetzes durch die Behörden zwangsgeschlossen werden. Wir sind solche Unternehmen. Unklar ist aber: Wofür genau gibt es Entschädigungen, wer ist dafür zuständig, wie hoch sind sie und vor allem: Wann kommen sie? Niemand kommt auf uns zu und niemand ist für uns erreichbar. Bitte schaffen Sie Klarheit!
Mieten
"Freizeit- und Sportunternehmen wie wir brauchen für ihr Geschäft riesige Flächen von vielen Hunderten bis Tausenden von Quadratmetern. Diese sind in aller Regel gemietet. Die Miete für riesige Flächen ist ebenfalls riesig und fällt auch in Schließzeiträumen an – denn VermieterInnen leben von diesen Einnahmen. Hier braucht es eine staatliche Lösung. Wir fordern eine Art 'Kurzmietengeld', bei dem der Staat anteilig die Mieten von privaten Unternehmen übernimmt! Würde der Staat zum Beispiel mit 60 Prozent der Mietkosten in der Zeit der Schließung einspringen, könnten Vermieter und Mieter sich über die Differenzbeträge verständigen."
Minijobber und studentische Aushilfen
"Die Sport- und Freizeitbranche beschäftigt zahlreiche Minijobber und studentische Aushilfen. Nicht, weil sie es sich leicht machen will, sondern weil das zu einem Geschäft, das vornehmlich abends und am Wochenende stattfindet und viele Köpfe in vielen Schichten braucht, einfach passt. Damit schaffen wir Zuverdienst und Perspektiven für Menschen, die von ihrem Hauptberuf nicht leben können oder ihre Ausbildung finanzieren müssen. Und genau diese Menschen werden nun im Stich gelassen – denn Minijobber und studentische Aushilfen haben keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld."
Hier muss eine Lösung her! Wir wollen diese MitarbeiterInnen nicht verlieren, da sie fester Bestandteil unserer Wiederaufbaupläne sind, aber wir können sie nicht über Monate ohne jegliche Einnahmen aus eigener Tasche finanzieren."
Finanzierungshilfen und Subventionen für den Mittelstand
"Der Staat verspricht für gesunde Unternehmen, die einzig durch die Covid-19 Pandemie in Schwierigkeiten gekommen sind, Hilfen in Milliardenhöhe vor allem durch Kredite der KfW über die Hausbanken. Das ist großartig! Die Banken allerdings tragen weiterhin einen Teil des Risikos und schaffen somit verständlicherweise Hürden, um sich selbst abzusichern. Wir fordern: Der Staat muss die Banken zu 100 Prozent von der Haftung freistellen, damit Hilfen schnell und unkompliziert bei denen ankommen, die sie brauchen! Uns ist klar, dass die Bearbeitung Zeit benötigt, und wir tun alles, um diese aus eigenen Mitteln zu überbrücken, trotz 100 Prozent Umsatzausfall. Doch wir brauchen schnelle Prozesse, denn es wird von Woche zu Woche für viele Betriebe finanziell immer enger werden. Wir fordern daher zusätzlich Subventionen für den Mittelstand – denn Kredite verschieben das Problem nur, lösen es aber nicht. Als mittelständische Unternehmen fühlen wir uns aktuell im Stich gelassen: Zuschüsse ohne Tilgungspflicht erreichen momentan nur Kleinstunternehmen und Konzerne. Wir aber stehen vor einem riesigen Stapel bürokratischer Anträge mit vielen „Wenns“ und „Abers“, ohne Aussicht auf schnelle Hilfe."
Unsicherheit über die nächsten Monate
"Wir verstehen, dass eine Situation wie die aktuelle noch nie da gewesen ist und es keine Pläne in den Schubladen gibt. Aber wir brauchen eine grobe Perspektive, allein schon, um unsere Liquidität sinnvoll planen zu können. Die Banken verlangen das auch von uns, wenn wir Kredite wollen! Reden wir von zwei Monaten, sechs, oder zwölf? Keiner von uns glaubt, dass das Leben in Hamburg ab 1. Mai wieder in vollem Gange sein wird, wie die aktuellen Verfügungen es als Schließzeitraum aktuell noch vorsehen. Wir sind auch bereit, hier unsere gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und Menschen zu schützen, indem sie nicht in Massen zu Sport- und Freizeitaktivitäten gehen. Aber wir brauchen einen schrittweisen Exitplan, um nicht zugrunde zu gehen: Ab wann können wieder Gäste – vielleicht in kleineren Gruppen mit entsprechenden Schutzvorkehrungen – zu uns kommen?"