Hamburg. Hansehund gibt Hundehaltern Tipps per Videokonferenz. Das ist für die Tiere langweilig, für ihre Frauchen aber umso lehrreicher.

In normalen Zeiten würden Anne Klose und Antje Thiele an diesem sonnigen Vormittag auf einer Wiese oder im Volkspark stehen, umgeben von Hundehaltern und ihren Welpen und Hunden.

Doch die Zeiten sind nicht normal. Innerhalb weniger Tage haben Anne und Antje – im Hundetraining duzt man sich – von der Hundeschule Hansehund ihre Arbeitsweise komplett umgestellt und digitalisiert. Not macht erfinderisch, und so ist seit Mittwoch die Hundeschule 2.0 am Start. Erstmals gingen die beiden mit ihrer Welpengruppe online und vom Wald ins Netz.

Hundeschule Hansehund weicht wegen Corona ins Netz aus

Der Blick aus ihrem Fenster geht ins im Moment gar nicht so quirlige Ottensen, die Sonne scheint. Sicher würde Anne Klose jetzt viel lieber draußen im Freien Hundehaltern Tipps zum Umgang mit ihren Lieblingen geben. Aber das geht eben nicht, und so sitzt sie an ihrem Laptop genau wie fünf Teilnehmerinnen und ihre Kolleginnen Antje und Nettie. Zu Annes Füßen und auf ihrem Schoß sind ihre beiden Hunde Primel und Edda. Die virtuelle Welpengruppe um 9.30 Uhr beginnt.

Um diese Stunde überhaupt zu ermöglichen, hatten sich die Hundetrainerinnen überlegt, wie sie ihre Hundeschule wirtschaftlich am Leben halten und Hamburgs Hundehaltern nach wie vor Unterstützung geben können. „Wir waren im Volkspark und haben mit unseren Handys Übungsvideos gedreht“, erzählt Antje.

Die Hundeschule Hansehund hat sich ein neues Coronakonzept überlegt und geht online.
Die Hundeschule Hansehund hat sich ein neues Coronakonzept überlegt und geht online. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Lehrvideos sollen Einnahmen garantieren

Zehn verschiedene Lehrvideos sind so innerhalb von drei Tagen entstanden. „Wir haben ja sonst keine Einnahmen und mussten uns schnell etwas einfallen lassen“, sagt Antje. Wie geht’s weiter? Diese Frage steht bei ihnen wie bei so vielen anderen im Fokus. „Je aktiver wir sind. desto weniger wird die Angst“, sagt Antje.

Sie habe sich einfach schnell in neue Techniken einarbeiten müssen. „Eigentlich wollten wir erst im Juli mit dem Online-Coaching beginnen.“ Genau wie an Hamburgs Schulen geht es mit der Digitalisierung in der Coronakrise eben doch schneller. Muss ja.

Hundeschule per Videokonferenz

Nun die Generalprobe: Nach und nach schalten sich die fünf Teilnehmerinnen mit ihren Hunden in die Videokonferenz dazu. Alle sitzen zu Hause vor den Bildschirmen, lernen heute Neues zum Thema Stubenreinheit, allein bleiben können oder Frustrationstoleranz.

Und so viel anders als auf der Wiese ist es dann gar nicht. Genau wie dort stellen sich erst einmal alle Menschen mit ihren Hunden vor. Da ist die Psychologiestudentin Christina mit ihrem Vizslarüden­ Romo, Saskia mit einem neun Wochen alten Pudelmix, Laura, die seit einer Woche stolze Besitzerin von Mopshündin Momo ist, Christiane mit Zwergrauhaardackel Elsa und Saskia mit Goldendoodle Pixie. Saskia wird die kommende Stunde nur zu hören und nicht zu sehen sein – die kleinen Tücken der Technik.

Fragen stellen per virtuellem Handzeichen

Auf der Wiese würden die jungen Hunde nun lernen, sich zu gedulden, bis sie an der Reihe sind. Sie würden angeleint zu Füßen ihrer Besitzerinnen sitzen oder liegen und immer wieder versuchen, mit den anderen Hunden Kontakt aufzunehmen. Das entfällt hier. Für die Hunde ist die virtuelle Hundeschule überwiegend langweilig.

Wer Fragen stellen möchte, meldet sich per realem oder einem virtuellen Handzeichen, damit die Stunde nicht im Chaos endet. Regeln, die zu Beginn festgelegt werden. Obwohl diese Art von Unterricht für alle neu ist, klappt die Kommunikation sehr gut.

Hunde können in der Online-Gruppe nicht spielen

Und irgendwann sind die Hunde an der Reihe. Nacheinander sollen die Halterinnen sie anbinden und sich kurz entfernen. Anne blendet ein Übungsvideo ein, das die Hundetrainer im Volkspark mit Annes Hündin Edda gedreht hatten. Es zeigt, wie die alte Hundedame ungeduldig wird, als sie angebunden wird. Und es zeigt, wie Anne ihre Hündin ignoriert und an ihr vorbeigeht. So geht das mit dem Anbinden also.

„Für uns ist das Anbinden keine Strafe“, erklärt Anne, „sondern eine elementare Übung, weil Hunde so lernen, mit sich selbst klarzukommen.“ Frustrationstoleranz wird so geübt. Mops Momo und Viszla Romo verpassen diese Übung, weil sie inzwischen eingeschlafen sind. Nach einer Stunde ist die Hundeschule vorbei. Was den Hunden in der Online-Gruppe fehlt, ist das Spielen miteinander.

Online-Premiere für Hundeschule Hansehund ist gelungen

Aber kein Grund zur Panik: „Die Hunde bekommen auch auf der Hundewiese ausreichend Sozialkontakte. Dabei kommt es nicht auf die Quantität der Kontakte an, sondern auf die Qualität“, beruhigt Anne die Teilnehmerinnen. Zwei von ihnen verabreden sich schon mal für den Nachmittag zum Treffen auf der Wiese.

Coronavirus in Hamburg: Der Überblick

Mit dem in Coronazeiten nötigen Abstand natürlich. Hundetrainerin Anne ist sehr zufrieden: Premiere geklappt. Eine Viertelstunde kann sie verschnaufen, dann ist die Junghundegruppe an der Reihe.

Die Teilnahme an der Online-Hundeschule kostet 15 Euro. Infos und Anmeldung:www.hansehund.de