Hamburg. Hamburgs Öffentlicher Dienst im Krisenmodus: Wie die 71.000 Beschäftigten der Stadt mit Corona umgehen.

Geschlossene Ämter, kaum noch persönlicher Kundenkontakt, stattdessen viele Abteilungen im Krisenmodus – die Ausbreitung des Coronavirus stellt auch die gut 71.000 Beschäftigten der Stadt vor Herausforderungen. Im Vordergrund stehe derzeit, die öffentliche Verwaltung funktionsfähig zu halten, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer auf Abendblatt-Anfrage: „Der Erhalt der Kernfunktionen und die Daseinsvorsorge sind von höchster Priorität.“

Da eine Reihe von Bereichen der Stadt in der jetzigen Situation besonders gefordert seien, sei an etlichen Stellen Personal umgeschichtet worden: Der unter 115 erreichbare Telefonservice der Stadt sei bereits um mehr als 40 Mitarbeiter verstärkt worden. Ähnlich große Verstärkungen seien bei weiteren Hotlines, den Gesundheitsämtern und den Bereichen, die sich um die Beschaffung von Material kümmern, vorgenommen worden, sagte Schweitzer, der betonte: „Die bezirklichen Gesundheitsämter leisten in der Virusbekämpfung in vorderster Front Herausragendes und werden von allen Beteiligten nach Kräften unterstützt.“

Mitarbeiter können auf Notbetreuung zurückgreifen

Im Moment werde vorbereitet, dass alle Anträge zum Hilfspaket für Unternehmen und Solo-Selbstständige möglichst schnell bearbeitet werden können. „Auch dafür brauchen wir kurzfristig bis zu 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sind froh, dass die Behörden, Ämter und auch öffentlichen Unternehmen dafür Personal zur Verfügung stellen, das an anderer Stelle gerade weniger gebraucht wird.“

„Für Besucherinnen und Besucher geschlossen“: So wie am Eingang des Kundenzentrums Hamburg-Mitte sieht es in vielen Behörden aus.
„Für Besucherinnen und Besucher geschlossen“: So wie am Eingang des Kundenzentrums Hamburg-Mitte sieht es in vielen Behörden aus. © Marcelo Hernandez

Angesichts geschlossener Schulen und Kindergärten stehen auch Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt, wie alle anderen Arbeitnehmer, vor der Herausforderung, Beruf und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen zu müssen. Eine gesonderte Unterstützung gibt es dafür nicht. Allerdings können jene Mitarbeiter, die die Grundversorgung der Stadt gewährleisten sollen, gegebenenfalls auf die Notbetreuung an Schulen und Kitas zurückgreifen – ebenso wie medizinisches Personal, Polizisten und Angestellte von privaten Versorgungsunternehmen.

„Wenige Mitarbeiter infiziert“ – wie viele, bleibt aber geheim

Mobiles Arbeiten aus dem Homeoffice oder von unterwegs, Telearbeit oder der Einsatz von Gleitzeitguthaben würden „im Rahmen der dienstlichen Möglichkeiten“ unterstützt, so der Senatssprecher. Rund 30.000 der 71.000 Beschäftigten hätten die technische Möglichkeit, aus dem Homeoffice zu arbeiten. „Wie viele das tatsächlich nutzen, erfassen wir nicht zentral, dies hängt tagesbezogen von der Situation und den dienstlichen Erfordernissen vor Ort ab.“ Bekannt ist, dass viele der gut 20.000 Lehrer ihre Schüler derzeit von zu Hause aus mit Unterrichtsmaterial versorgen und so gut es geht betreuen.

Für diejenigen Mitarbeiter der Stadt, die im Büro unabkömmlich sind, gelten ähnliche Regeln wie an allen anderen Arbeitsplätzen: Die zur Eindämmung des Coronavirus empfohlenen Abstände von 1,5 bis zwei Metern sind einzuhalten. In Büros, in denen mehrere Personen in einem Raum arbeiten, seien bereits überwiegend Trennwände vorhanden, oder sie würden derzeit installiert.

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Zwar gebe es auch im Kreis der städtischen Beschäftigten „wenige bestätigte Coronafälle“, so der Senatssprecher. Konkrete Zahlen nenne man dazu aber nicht, ebenso wie zu anderen Gesellschaftsgruppen – um einer Stigmatisierung vorzubeugen. Die Fehlzeitenquote der Stadt, die laut Personalbericht 2018 bei 7,1 Prozent lag (inklusive Kurzzeiterkrankungen bis drei Tage waren es 9,3 Prozent), bewege sich im für diese Jahreszeit üblichen Bereich, sagte Schweitzer. „Alle Dienststellen der Stadt sind funktionsfähig.“

Um Mitarbeiter wie Bürger vor Infektionen zu schützen, sind allerdings etliche Stellen nicht oder nur eingeschränkt für Kunden erreichbar:


Die Kundenzentren
der Bezirke sind bis auf Weiteres grundsätzlich nur per Telefon oder E-Mail zu erreichen. Wer sich die entsprechenden E-Mail-Adressen und Telefonnummern nicht online heraussuchen kann oder möchte, kann sich Hilfe beim Hamburg-Service unter Telefon 115 holen. Per Telefon oder E-Mail werde individuell geklärt, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht. Ist das der Fall, wenn zum Beispiel der Personalausweis gestohlen wurde und man sich nicht mehr ausweisen kann, bekommt man einen Termin im Kundenzentrum – natürlich unter den bekannten Coronasicherheitsbestimmungen.


Die Ausländerdienststellen
haben ebenfalls auf einen Notbetrieb umgestellt, sind telefonisch und per E-Mail aber weiter vollständig erreichbar.


Die Standesämter
sind für den regulären Kundenbetrieb geschlossen, aber per Telefon und Mail erreichbar. Vereinbarte Trauungen werden nur mit reduzierter Besetzung durchgeführt. Geburten und Sterbefälle werden schriftlich bearbeitet.

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    In den Bereichen Jugend und Soziales, Verbraucherschutz, Wirtschaft und Bauen sowie Management des öffentlichen Raums
    werden die Dienstleistungen zwar aufrechterhalten, so der Senatssprecher. Rücksprachen sollen aber auf telefonische oder elektronische Kontaktaufnahme reduziert werden.


    Vergleichbares gelte auch für den Publikumsverkehr im Einwohner-Zentralamt (EZA) und beim Landesbetrieb Verkehr (LBV), zu dem die Kfz-Zulassungsstellen gehören. Beide sind telefonisch und per E-Mail erreichbar, persönliche Sachbearbeitung finde nur in dringenden Fällen und für Terminkunden statt.