Hamburg. Noch ist unklar, wie der 52-Jährige starb und ob eine 65-Jährige wegen des Virus ums Leben kam. Kurzarbeit in Hamburger Kliniken.

Die Zahl der registrierten Coronainfektionen ist in Hamburg am Mittwoch erneut deutlich gestiegen. Die Gesundheitsbehörde meldete 213 neue Fälle, insgesamt sind nun 1450 Hamburger bekanntermaßen mit dem Virus infiziert. Die Zahl der in Hamburg wohnenden Menschen, die wegen der Folgen einer Coronainfektion in Kliniken behandelt werden, stieg am Mittwoch auf 77; das sind fünf mehr als am Dienstag. Von ihnen werden laut Gesundheitsbehörde 19 Patienten auf der Intensivstation betreut, einer mehr als am Dienstag.

„Der deutliche Anstieg der Fallzahlen wird weiterhin durch einen hohen Anteil von Urlaubsrückkehrern verursacht sowie durch Personen, die Kontakt zu den erkrankten Personen hatten“, so die Behörde. „Nach wie vor gehen die berichteten Krankheitsverläufe in der Regel mit leichten bis mittleren grippeähnlichen Symptomen einher.“

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    Unklar blieben zunächst die genauen Umstände, unter denen der erste offizielle Corona-Tote Hamburgs am Sonntag gestorben war. Wie berichtet war der 52 Jahre alte Mann mit angeblich nur leichten oder mittleren Symptomen nach einem Skiurlaub in der Schweiz zu Hause in Quarantäne gewesen. Warum er dort gestorben und bei einer möglichen Verschlechterung seines Zustandes nicht vorher ins Krankenhaus gebracht worden war, ist unbekannt.

    Die Infektion war bei der Untersuchung des Leichnams in der Rechtsmedizin bestätigt worden. Die Gesundheitsbehörde will sich nicht zu möglichen Vorerkrankungen äußern – offenbar aus Respekt gegenüber Angehörigen. Nach Abendblatt-Informationen soll der Mann stark übergewichtig und Raucher gewesen sein. Das Robert-Koch-Institut hatte betont, dass eine Infektion nicht nur für ältere Menschen mit Vorerkrankungen tödlich verlaufen könne.

    Coronavirus: Weiterer Todesfall in Ohlsdorfer Pflegeheim

    In dem Pflegeheim in Ohlsdorf, in dem vor knapp zwei Wochen ein 76 Jahre alter Rentner starb, bei dem ebenfalls erst bei der Obduktion eine Corona­infektion festgestellt wurde, hat es unterdessen einen weiteren Todesfall gegeben. Nach Informationen des Abendblatts handelt es sich um eine 65 Jahre alte Frau, die dort lebte. Sie war erst am Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen worden. Am Mittwoch wurde sie tot in ihrem Zimmer entdeckt.

    Feuerwehrleute rückten unter Vollschutz an. Ob die Frau ebenfalls mit dem Virus infiziert war, muss nun geklärt werden. Sie habe wie der 76-Jährige schwere Vorerkrankungen gehabt, hieß es. Dieser war von der Behörde nicht offiziell als Coronaopfer deklariert und in die Statistik aufgenommen worden, weil wohl angesichts anderer Erkrankungen unklar war, ob die Virusinfektion für seinen Tod ausschlaggebend gewesen ist.

    Coronavirus: Schutzbekleidung bleibt knapp

    Während es am UKE nach Angaben des Leiters der Krankenhaushygiene, Professor Johannes Knobloch, derzeit noch genug Schutzmaterial gibt, hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) bereits vor einem kurzfristigen Ende des Arztrufs Hamburg gewarnt, der unter der Telefonnummer 116 117 für potenziell Infizierte Tests organisiert. „Wenn bis zum Wochenende keine weitere Schutzausrüstung in Hamburg eingeht, kann der Arztruf Hamburg nicht weiterarbeiten“, erklärte ein Sprecher. Zuvor war mit der Verteilung des wenigen neuen Materials begonnen worden. Nach Angaben des Sprechers handelt es sich um etwa 16.000 Masken, 3000 Kittel und ebenso viele Handschuhe, die nun an den Arztruf Hamburg und etwa 2400 Ärztinnen und Ärzte gingen.

    Hamburgs KV-Chef Walter Plassmann betonte, es sei so wenig Material angekommen, „dass wir nur ausgewählte Arztgruppen und diese nur in sehr geringem Umfang ausstatten können“. Bedacht würden Mediziner mit den meisten Kontakten zu Patienten. Dazu zählten Haus- und Kinderärzte, Internisten, HNO-Ärzte, Augenärzte sowie Radiologen und Strahlentherapeuten. Jeder Arzt erhalte nur fünf Masken und einen Kittel. „Das ist ein kleiner Tropfen auf einen sehr heißen Stein“, sagte Plassmann.

    Coronavirus: Schön Klinik Eilbek plant Kurzarbeit

    Während sich fast alle Hamburger Kliniken weiter auf steigende Zahlen von Coronapatienten vorbereiten, wird in manchen Bereichen Kurzarbeit vorbereitet – etwa in der Schön Klinik in Eilbek. Wegen der Absage vieler Operationen und Behandlungen durch Patienten könnte von einer Kurzarbeiterregelung zumindest ein Teil der Beschäftigen betroffen sein. Viele Krankenhäuser seien angesichts der Lage in Liquiditätsengpässen.

    „Die Gespräche mit dem Betriebsrat in der Schön Klinik Hamburg Eilbek laufen gut, haben aber noch keinen Abschluss“, so eine Konzernsprecherin. „Aus den anderen Kliniken gibt es positive Rückmeldungen der jeweiligen Betriebsräte zu unserer Betriebsvereinbarung, gerade aufgrund der Tatsache, dass wir das gesetzliche Kurzarbeitergeld auf 100 Prozent aufstocken – sollte es überhaupt zur Kurzarbeitsregelung kommen.“

    Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

    • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
    • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
    • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
    • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten
    • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

    Gleichzeitig bereitet sich auch die Schön Klinik Eilbek auf Coronapatienten vor. So werde die Zahl der intensivmedizinischen Betten dort vervierfacht, und die Klinikleitung sei dabei, Pflegepersonal aus anderen Fachbereichen so zu schulen, dass Intensivpatienten behandelt werden könnten.

    Kritik hatte es an der möglichen Kurzarbeiterregelung von der Gewerkschaft Ver.di gegeben: „Es ist unfassbar, dass die Schön-Klinik jetzt Kurzarbeit vorbereitet. Offensichtlich will der kommerzielle Krankenhausbetreiber hier auf Kosten der Allgemeinheit seine Profite steigern“, sagte die Fachbereichsleiterin für das Gesundheitswesen bei Ver.di Hamburg, Hilke Stein.

    Hamburg und der Norden in der Corona-Krise: Die besten Fotos

    Trotz sinkender Nutzungszahlen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Coronakrise hat sich die SPD-Bürgerschaftsfraktion für eine weiterhin enge Taktung des Nahverkehrs ausgesprochen. „Wir möchten das Angebot im ÖPNV trotz des Passagierrückgangs so groß und so eng getaktet wie irgend möglich halten“, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion, Dorothee Martin, in einer Online-Diskussionsrunde der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema Mobilitätspolitik am Mittwoch.

    „Wir müssen sicherstellen, dass die Leute, die jetzt arbeiten müssen und den Laden am Laufen halten, weiterhin schnell und einfach zu ihrer Arbeit kommen“, so die Sozialdemokratin.

    Massives Herunterfahren des ÖPNV sei keine Option

    Dabei müsse gewährleistet werden, dass die Abstandsregelung eingehalten werden können. Leerere Busse uns Bahnen würden das Risiko einer weiteren Ausbreitung des neuartigen Coronavirus durch Tröpfcheninfektionen minimieren. „Wir unterscheiden uns hier von anderen Bundesländern und auch von den Plänen des Bundesverkehrsministers“, sagte Martin. Das massive Herunterfahren des ÖPNV sei keine Option, solange die Verkehrsbetriebe in der Lage seien, das Angebot aufrechtzuerhalten.

    Informationen zum Coronavirus:

    Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat zudem betont, dass sie auch in der Krise den Dialog mit den Bürgern suchen will. „Um trotz Einschränkungen weiterhin erreichbar zu sein, findet am Donnerstag, 26. März, von 16 bis 18 Uhr die erste hamburgweite Digital- und Telefonsprechstunde der SPD-Abgeordneten statt“, so die Fraktion. Es stünden 28 Abgeordnete über Telefon, WhatsApp und Facebook für Fragen und Hilfestellungen rund um die Politik zur Verfügung. Die Kontaktdaten finden Sie unter folgender Adresse: www.spd-fraktion-hamburg.de