Hamburg. Einsamkeit, Liebeskummer, Traurigkeit - die ehrenamtlichen Helfer der Telefonseelsorge haben bundesweit zu ihren alltäglichen Themen ein neues dazu bekommen. Die Sorge wegen des neuartigen Coronavirus. Seit das Virus auf dem Vormarsch ist, glühen die Telefonleitungen heiß.
Die ehrenamtlichen Helfer der Telefonseelsorge in Hamburg haben in diesen Tagen sehr viel zu tun. Wegen der Corona-Krise rufen deutlich mehr Menschen bei der Hotline der Hansestadt an als sonst üblich, wie die Leiterin der Telefonseelsorge der Diakonie Hamburg, Babette Glöckner, der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg sagte. "Es schlägt voll durch. Wir haben bundesweit 50 Prozent mehr Anrufe. Die Kurve ist ganz stark hochgegangen. Es ist DAS Thema am Telefon schlechthin."
Wegen des sich immer weiter ausbreitenden Coronavirus hätten viele Anrufer Ängste und fürchteten soziale und finanzielle Not. In den meisten Fällen müssten die Ehrenamtlichen vor allem "einfach zuhören, würdigen und wertschätzen", so Glöckner. Gleichzeitig müssten die Helfer auch genau schauen, bei wem die Ängste auf eine unrealistische Art und Weise Wellen schlagen. Dann gehe es darum, die falschen Vorstellungen mit Fakten zu entkräften.
Hier und da müssten die Mitarbeiter durchaus auch sogenannte Fake-News entlarven, wenn beispielsweise jemand wieder mit dem Rauchen beginnt, weil das angeblich die Viren abtöte. "Dafür müssen unsere Mitarbeiter natürlich gut informiert sein." Zudem gebe es Infoblätter, zum Beispiel mit der richtigen Symptomatik für die Lungenkrankheit.
Bei den Anrufern handele es sich derzeit um eine sehr heterogene Gruppe. "Das ist wirklich eine bunte Bandbreite. Da mischt sich Jung mit Alt. Ob junge, frisch verliebte Leute, die jetzt wegen Corona nicht zueinander finden oder eine ältere Frau, die jetzt aus den gleichen Gründen ihren Mann nicht mehr im Krankenhaus besuchen kann, wann sie will", sagte Glöckner weiter. Bei allen gehe die Corona-Krise mit viel Verunsicherung einher. "Es ist etwas, das sich so außer Kontrolle anfühlt."
Die Telefonseelsorge der Diakonie ist 24 Stunden am Tag besetzt. Maximal können die Ehrenamtlichen in dieser Zeit etwa 80 Gespräche entgegennehmen. Unter den Helfern sind viele jüngere Menschen. "Ich habe aber auch eine über 80-Jährige im Team, die lässt sich das trotz Corona nicht nehmen. Sie ist fast jeden Tag hier", berichtete Glöckner. In Hamburg gibt es auch noch die katholische Telefonseelsorge der Caritas.