Hamburg. Jeder kann über die Internetseite der Kirche sein Foto hochladen. Die Ausdrucke werden auf die 2500 Plätze verteilt.

Es ist eine Premiere mit himmlischem Bezug, die Mut machen soll: Erstmals zelebrieren drei Pastoren der Hauptkirche St. Michaelis einen gemeinsamen Gottesdienst – von zwei verschiedenen Orten aus. Vom morgigen Sonnabend an ist die unkonventionelle Mittagsandacht unter www.st-michaelis.de im Internet zu sehen. Credo der Aktion: „Wir versuchen, bei den Menschen zu bleiben, auch wenn wir räumlich getrennt sind.“

Im wahrsten Sinn des Wortes. Während Michel-Hauptpastor Alexander Röder und sein geistlicher Kollege Stefan Holtmann im Gotteshaus gefilmt wurden, zeigt Gemeindepastorin Julia Atze auf dem Balkon ihrer Privatwohnung Präsenz. Von dort hat sie den Turm von St. Michaelis im Blick. Hintergrund: Seit einem Skiurlaub mit der Familie steht die Protestantin daheim unter Quarantäne. Vorsichtshalber.

Zusammenhalt in der Corona-Krise ist stark

„Uns geht es prima“, sagte Julia Atze dem Abendblatt am Telefon. Gott sei Dank. Gemeinsam mit ihrem Ehemann und den zwölf bzw. 19 Jahre alten Söhnen bleibt nunmehr Zeit für gute Gespräche, Gesellschaftsspiele und gelegentliches Fernsehen. Den Kontakt zu – besonders älteren – Gemeindemitgliedern pflegt die Pastorin aktuell telefonisch oder auch per E-Mail. Wenn Unterstützung erforderlich ist, stehen viele helfende Hände bereit. „Der Zusammenhalt ist enorm“, erfährt Frau Atze in diesen Tagen immer wieder. Es geht darum, ganz praktisch, aber auch seelisch zur Seite zu stehen.

Derweil ihr Ehemann mit dem Smartphone aufnahm, sprach die Pastorin Gebet, Vaterunser und Segen für den rund 15-minütigen Internet-Gottesdienst. Was sonst von dem predigenden Trio des Michel als tägliche Andacht zur Mittagsstunde wechselseitig angeboten wird, ist nun online als Gemeinschaftssache zu betrachten. Die kurze Predigt hält Hauptpastor Röder. Wiederholungen sind möglich. Und selbst wenn im Moment keine regulären Gottesdienste gefeiert werden können, schlägt die Glocke des Michel wie gehabt regelmäßig.

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Händewaschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

Parallel werden Gemeindemitglieder und andere Hamburger ermutigt, über die Internetseite des Michel Fotos von sich hochzuladen. Diese werden ausgedruckt und im Kirchenschiff aufgestellt. „Wir haben 2500 Plätze“, sagt Alexander Röder. „Wer möchte, schreibt eine kurze Geschichte seiner Verbundenheit mit dem Michel dazu.“ Auf dass möglichst rasch wieder gute Zeiten herrschen. Dann kann Pastorin Julia Atze ihren Balkon verlassen und im Altarraum Fürbitte halten.