Hamburg. Bei Energieversorgern, Stadtreinigung und Hamburg Wasser greifen Notfallpläne. Einige Dienstleistungen werden eingestellt.

Mit Notfallplänen reagieren die Grundversorger der Stadt wie Energieunternehmen, Stadtreinigung und Hamburg Wasser auf die Coronavirus-Pandemie. Kundenzentren werden geschlossen, Verwaltungsmitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Aber es bleibt die bange Frage: Was passiert, wenn plötzlich sehr viele Mitarbeiter erkrankt sind und als Arbeitskräfte nicht mehr zur Verfügung stehen?

Dafür sieht das Notfallkonzept der Stadtreinigung vor, dass weniger relevante Dienstleistungen wie das Sammeln von Altpapier eingestellt werden. Die wichtigsten Bereiche, die für die Hygiene in der Stadt unverzichtbar sind, müssten dagegen aufrechterhalten werden. Dazu zählen Restmüllabfuhr, Abfallentsorgung in Krankenhäusern und Altenheimen. „Die Entsorgung von Krankenhausabfällen unterlag auch vor Corona schon besonderen Bestimmungen, um sie gefahrlos zu beseitigen“, sagte eine Sprecherin.

Eine Corona-Infektion bei der Stadtreinigung

Die Stadtreinigung hat jetzt jene Notfallpläne aktiviert, die sonst bei einem Streik Anwendung finden, und diese an die Herausforderungen durch die Pandemie angepasst. Bislang habe es einen Fall von Corona-Infektion bei einem Mitarbeiter der Stadtreinigung gegeben, hieß es. Alle Kontaktpersonen wurden vorsorglich in Quarantäne geschickt.

Der Energieversorger Vattenfall schließt unterdessen im Katastrophenszenario „sukzessive Einschränkungen des Produktionsbetriebs bei Fortschreiten der Pandemie mit Einfluss auf die Kernprozesse“ nicht aus. Die Notfallpläne enthielten deshalb auch Szenarien für den Umgang mit stark eingeschränkter Verfügbarkeit von Personal und Betriebsstoffen, sagte Vattenfall-Spre­cherin Sandra Kühberger.

Corona in Hamburg: Vattenfall reduziert Personal

In solch hochmodernen Heizkraftwerken wie in Moorburg werden viele Prozesse bei der Strom- und Dampferzeugung allerdings automatisiert gesteuert. „Aber ganz ohne menschliche Eingriffe funktioniert das natürlich nicht“, fügte Sandra Kühberger hinzu.

Seit einigen Tagen reduziert Vattenfall bereits die Zahl der im Kraftwerk tätigen Menschen auf das notwendige Maß. In der Verwaltung würden ganze Abteilungen ins Homeoffice geschickt. Und seit Montag ist das Kundenzentrum Vattenfall in Hamburg „bis auf Weiteres“ geschlossen.

Hamburg Energie rechnet mit Reduzierung des Stromverbrauchs

Obwohl jetzt Zehntausende Hamburger verstärkt zu Hause arbeiten müssen und zudem ihre freie Zeit mit digitaler Kommunikation verbringen, geht der Versorger Hamburg Energie derweil nicht von einem erhöhten Stromverbrauch aus. Diese Phase sei ohnehin nur vorübergehend und die technischen Geräte sehr energieeffizient, sagte ein Sprecher von Hamburg Energie. Zudem werde durch die offiziellen Verfügungen des Senats das öffentliche Leben so stark eingeschränkt, dass im Gewerbekundensegment sogar eine Reduzierung des Stromverbrauchs zu erwarten sei.

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

Bei Hamburg Wasser rechnet das Management nicht damit, dass durch eine Erkrankungswelle gleich mehrere operative Einheiten gleichzeitig komplett ausfallen. „Um die Trinkwasserproduktion, den Netz- und Klärwerksbetrieb im Krisenfall aufrechtzuerhalten, können wir eine begrenzte Zeitspanne mit reduziertem Personal überbrücken“, sagte Ole Braukmann, Sprecher von Hamburg Wasser. Auch Hamburg Wasser profitiert von der modernen Technik: Zahlreiche Prozesse können automatisiert gesteuert und dezentral überwacht werden.

Dass der Wasserverbrauch aufgrund des häufigeren Händewaschens gestiegen ist, kann das Unternehmen nicht bestätigen. Der Verbrauch liegt im März bei durchschnittlich rund 330.000 Kubikmetern pro Tag und damit nur leicht über dem Vorjahreswert von 324.000 Kubikmetern. Das sei keine auffällige Abweichung, so Ole Braukmann.

Mobile Wasserversorgung für den absoluten Notfall

In Hamburg sind nach Senatsangaben für mehrere Gefahren und Schadensereignisse „konzeptionelle und organisatorische Vorkehrungen“ getroffen worden. Sie bündeln Erfahrungen aus früheren Katastrophen wie der Sturmflut von 1962. Die potenziellen Katastrophenschutzmaßnahmen betreffen neben einer Pandemie auch Sturmflut und Hochwasser, Gefahr durch Öl und andere wassergefährdende Stoffe, Störfälle in Betrieben, Flug- und Bahnunfall, die Freisetzung von giftigen Gasen und den Notfall im Zusammenhang mit kerntechnischen Anlagen.

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Eine Ausstellung an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg hatte vor zwei Jahren Hamburgs Reaktionen auf große Katastrophen thematisiert. In einem Begleitband kam auch Gero Boomgaarden, Geschäftsbereichsleiter von Stromnetz Hamburg GmbH, zu Wort. Ein längerer Stromausfall, warnte er damals, hätte schlimme Folgen. In einem solchen Fall funktioniere die Wasserversorgung nicht und dann auch nicht mehr die Abwasserentsorgung. „Spätestens dann haben wir ein riesiges hygienisches Problem.“

Außerdem könnte es zu Einschränkungen bei der Versorgung mit Benzin und vor allem mit Trinkwasser kommen. Sollte das im unwahrscheinlichen Fall eintreten, sind in Hamburg bei Ausfall der Strom- und Gasversorgung sowie der Telekommunikation mobile Netzersatzanlagen auf Lastkraftwagen sowie eine mobile Wasserversorgung vorgesehen.