Hamburg. Zahl der in Hamburg Infizierten ist auf 123 gestiegen. Semesterstart wird verschoben. Kinder nicht zu Großeltern bringen.
Der rot-grüne Hamburger Senat reagiert mit drastischen und historisch beispiellosen Maßnahmen auf die Corona-Pandemie: Alle staatlichen und privaten Schulen bleiben in den kommenden zwei Wochen geschlossen – offiziell werden dafür die Frühjahrsferien bis zum 29. März verlängert. Alle Schulveranstaltungen bis Ende April fallen aus, auch alle Klassenfahrten werden bis zum Sommer abgesagt. Der Regelbetrieb in den Kitas wird ebenfalls bis zum 29. März eingestellt. Und die Hochschulen werden auf Bitte des Senats den Beginn des Sommersemesters von Anfang April auf den 20. April verschieben.
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sagte. "Ziel ist es, Zeit zu gewinnen und die Ausbreitung zu verlangsamen." Der Vorlesungsbetrieb an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), der bereits angelaufen ist, wird zunächst bis zum 20. April auf Onlineformate umgestellt. Auch die Staatsbibliothek (SUB) wird den Präsenzbetrieb bis zum 20. April einstellen. Wie die Wissenschaftsbehörde mitteilt, sollen die Lehrveranstaltungen möglichst auf digitale Formate umgestellt werden. Die Studierenden werden von den Hochschulen über die Maßnahmen informiert.
Alle Maßnahmen sollen die Verbreitung des Virus verringern
„Alle diese Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, die Ausbreitung dieses Virus’ zu verringern“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Freitag im Anschluss an eine Sondersitzung des Senats. „Es wird jetzt darum gehen, möglichst wenige physische Kontakte zu haben.“
Tschentscher schloss ausdrücklich nicht aus, dass diese Maßnahmen verlängert werden oder weitere hinzukommen, bemühte sich aber gleichzeitig um Zuversicht: „Wir haben in Deutschland das beste Gesundheitssystem weltweit. Es muss aufrecht erhalten und gestärkt werden.“ Dafür sei es wichtig, dass die Zahl der Infizierten nicht explosionsartig ansteige. Nach Senatsangaben werden von den 123 in Hamburg mit dem Corona-Virus Infizierten derzeit nur drei im Krankenhaus behandelt.
Notbetreuung für Kinder unter 14 Jahren
Von den Maßnahmen sind 260.000 Schüler, 90.000 Kita-Kinder und gut 110.000 Studenten betroffen. An Schulen und Kitas gilt: "Alle Hamburger Eltern sind aufgerufen, ihre Kinder selbst zu Hause zu betreuen und nicht von den Großeltern oder anderen Verwandten", sagt Sozialsenatorin Melanie Leonhard. Für Eltern, die darauf zwingend angewiesen sind, wird eine Betreuung ihrer unter-14-jährigen Kinder sichergestellt. Das gilt insbesondere für Eltern, die im medizinischen Bereich tätig sind oder das öffentliche Leben am Laufen halten – etwa Polizisten und Busfahrer.
Lehrer sollen am Montag zunächst in der Schule erscheinen und Lernangebote für ihre Schüler erstellen, die diese zuhause bearbeiten können. Abitur- und andere Abschlussprüfungen sollen wie geplant stattfinden.
Schulsenator Ties Rabe appelliert an Hamburger Unternehmen und Arbeitgeber, die momentane Situation zu unterstützen und etwa Homeoffice zu ermöglichen. Auch Bürgermeister Tschentscher setzt auf Verständnis auf allen Ebenen.
Weitere Regelungen
- Peter Tschentscher betonte, dass es keinen Unterschied zwischen einem Einkauf im Supermarkt und auf dem Wochenmarkt gebe. Deshalb werde auch kein Wochenmarkt geschlossen.
- Wer in einem Risikogebiet Urlaub gemacht hat, muss als Rückkehrer auch ohne Symptome zwei Wochen zu Hause bleiben. "Die Regelung ist Zwang", betonte Tschentscher.
- Auch im Winternotprogramm gibt es extra eingerichtete Isolationsplätze, um mögliche Corona-Infizierte zunächst unterzubringen.
- Besuche in Jobcenter und Arbeitsagentur sollen durch Telefonate ersetzt werden. "Fristen werden dort derzeit kulant gehandhabt", sagte Melanie Leonhard.