Hamburg. Hasan B. soll über ein dubioses System 14.000 Euro an den IS transferiert haben. Ab Mittwoch steht er vor Gericht.
Schwerbewaffnete Polizisten stürmten am 12. Juni 2019 die Wohnung von Hasan B. im Landkreis Pinneberg. Sie verhafteten den 31-Jährigen und überstellten ihn dem Generalbundesanwalt in Karlsruhe. Jahrelang soll er den Islamischen Staat (IS) unterstützt haben, indem er Tausende Euro an die Schergen des Terrors überwies.
Vom kommenden Mittwoch an muss sich der 31 Jahre alte Kosovare wegen Unterstützung der Terror-Miliz vor dem Staatsschutzsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts (OLG) verantworten. Von 2015 bis 2017, so der Vorwurf der anklagenden Bundesanwaltschaft, soll er über das sogenannte Hawala-Banking insgesamt rund 14.000 Euro an einen IS-Kämpfer in Syrien und einen weiteren IS-Anhänger weitergeleitet haben. Die Gelder hatte er mutmaßlich von einem Dritten über einen Finanzdienstleister erhalten, einen dreistelligen Betrag soll er zudem aus eigenen Mitteln beigesteuert haben.
Urteil in dem IS-Prozess wird am 7. April erwartet
Das vornehmlich von arabischen Täterkreisen genutzte Hawala-System zur Verschleierung von Geldtransfers funktioniert so: Gegen eine Gebühr wird Geld bei einem Hawala-Händler in Deutschland eingezahlt, im Gegenzug bekommt der Einzahler ein Kennwort. Im Zielland nennt der Empfänger das Kennwort und erhält vom dortigen Hawala-Händler das Geld. Dieses System abseits der üblichen Bankkanäle erlaubt es, Geld so zu transferieren, dass es nicht zurückverfolgt werden kann.
Die Bundesanwaltschaft wirft Hasan B. außerdem vor, zwei IS-Mitgliedern zwei Social-Media-Accounts für die Verbreitung von IS-Propaganda zur Verfügung gestellt zu haben. Ein Urteil in dem Prozess wird nicht vor dem 7. April erwartet.
Elf Verdächtige sollen mit Hawala-Masche Geld ins Ausland verschoben haben
Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittelt seit September 2019 gegen elf Verdächtige, die in Norddeutschland mit der Hawala-Masche Geld ins Ausland verschoben haben sollen. Drei Monate nach der Verhaftung von Hasan B. durchsuchte die Polizei in Schleswig-Holstein und Hamburg insgesamt 16 Objekte. Ein Verdächtiger wurde von einem Sondereinsatzkommando in einer Wohnung an der Bismarckstraße (Eimsbüttel) verhaftet.
Die Ermittlungen zu den Fällen seien noch nicht abgeschlossen, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Flensburg auf Abendblatt-Anfrage mit. Nach den gegenwärtigen Erkenntnissen stünden die Fälle allerdings nicht im Zusammenhang mit dem jetzt am Oberlandesgericht anhängigen Verfahren gegen Hasan B. Außerdem gebe es bisher keine Anhaltspunkte dafür, dass die elf Verdächtigen mit den Hawala-Transaktionen auch den Islamischen Staat finanziell unterstützt haben.
Zuletzt hat das OLG im Dezember 2019 eine 41 Jahre alte IS-Unterstützerin zu fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Sie wollte einen IS-Attentäter aus Syrien heiraten und nach Hamburg holen, damit er von hier aus einen Terroranschlag vorbereiten kann.