Lauenburg. Die Grünen freuen sich und das Bedauern der Wirtschaft hält sich in Grenzen: Dass der Elbe-Lübeck-Kanal zumindest vorerst nicht vertieft und verbreitert wird, löst im Norden keinen Schrei der Empörung aus. Andere Projekte sind wichtiger, sagen Unternehmen und Minister.
Der Ausbaustopp für den Elbe-Lübeck-Kanal stößt auf Zuspruch bei den Grünen im betroffenen Kreis Herzogtum Lauenburg. Der Ausbau sei völlig überdimensioniert geplant worden, erklärte der Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz aus Mölln am Montag. "Die bisherige Fehlplanung der extrem teuren und umweltschädlichen Verbreiterung und Vertiefung des Kanals muss nun endgültig gestoppt werden", forderte der Bundestagsfraktionsvize der Grünen.
Die Deutsche Presse-Agentur hatte am Wochenende berichtet, dass der umstrittene Kanalausbau in wesentlichen Teilen auf Eis liegt. "Die in dem Ausbauprojekt vorgesehene Verbreiterung und Vertiefung des Kanals (ab Schleuse Lauenburg) ist derzeit zurückgestellt", teilte das Bundesverkehrsministerium auf Anfrage mit.
Der von der Wirtschaft seit langem geforderte Kanalausbau war 2016 überraschend in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans gelangt, neben dem Neubau von Schleusen und Brücken. Gesamtkosten: 838 Millionen Euro. Schiffszahlen und Ladung waren seit Jahrzehnten deutlich gesunken. Dem Bundesministerium zufolge konzentriert sich die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung jetzt auf Projekte, die für den Kanal den größten Nutzen bringen. Das sei der Ersatz der Schleuse Witzeeze und mehrerer Brücken. Ob und in welcher Dimension der Kanal noch verbreitert und vertieft werden soll, ist offen.
"Die Rolle rückwärts des Bundes beim Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals kam überraschend, sagte der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Norden, Michael Thomas Fröhlich, der dpa. Wirtschaftlich gesehen hätten andere Verkehrsprojekte aber derzeit Vorrang. "Wichtiger für uns bleiben die A20, die Ertüchtigung des Nord-Ostsee-Kanals inklusive Schleusen, der Ausbau der B5, aber auch die Erneuerung der Köhlbrandquerung und die zügige Realisierung der Hafenquerspange (A26-Ost)."
Endlich kehre Realitätssinn in die Planungen ein und Eingriffe in die Natur würden auf ein vernünftiges Maß zurückgeschraubt, sagte der Möllner Grünen-Landtagsabgeordnete Burkhard Peters. Von Anfang an gebe es berechtigte Zweifel an der Sinnhaftigkeit eines so groß dimensionierten Vorhabens, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Nina Scheer. Es stelle sich die Frage der Verhältnismäßigkeit. Für Schleswig-Holstein habe der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals deutlichen Vorrang, hatte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) gesagt. Und es gebe weitere Projekte mit mehr Nutzen als der Elbe-Lübeck-Kanal.