Rotherbaum. Warum manche Sozialdemokraten Grün-Rot ausschließen: „So kann man mit der Infrastruktur der Stadt nicht umgehen.“
Es gibt in der Hamburger Sozialdemokratie Biotope, die haben mit der neuen linken Parteivorsitzenden Saskia Esken so viel zu tun wie dieser Winter mit einem Alstereisvergnügen: Am Mittag trafen sich auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen in der SPD Vertreter der Wirtschaft im „Ristorante Portonovo“, um über die Zukunft des Hafens zu diskutieren. Und dabei wurde schnell klar, wo der politische Gegner steht.
Die Linke und die AfD wurden gar nicht genannt, einmal wurde die FDP, ganze dreimal die CDU erwähnt, darunter einmal wohlwollend der frühere Wirtschaftssenator Gunnar Uldall. Knapp 100-mal hingegen kam die Sprache auf die Grünen; von Wohlwollen war da eher wenig zu spüren. Vielmehr warnten die Redner eindringlich vor der Ökopartei.
Gunther Bonz wollte nicht über Parteien reden, tat es aber doch
„Es ist ja nicht so, dass wir Wahlkampf machen wollen“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs zur Begrüßung, um dann im selben Atemzug Bürgermeister Tschentscher zu zitieren: „Wenn ich höre, dass die Grünen dem Hafen Rückenwind geben wollen, ist das das Gegenteil davon, was wir 30 Jahre lang in Hamburg erlebt haben.“
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Stattdessen, betonte Kahrs, habe die Politik besser auf Gunther Bonz hören sollen: Der heutige Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg war früher Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, bis Bürgermeister Ole von Beust ihn unter Schwarz-Grün 2008 in den einstweiligen Ruhestand versetzte.
Bonz wollte nicht über einzelne Parteien sprechen, tat es dann aber doch. Er fragte, wo der Hafen wohl stünde, wenn man seinerzeit auf den Rat der Grünen gehört hätte. Seit den Siebzigerjahren habe die Partei sämtliche Fahrrinnenanpassungen verhindern wollen. Nun stellten die Grünen die von ihnen 2008 mitgeplante Hafenquerspange in Frage.
„So kann man mit der Infrastruktur der Stadt nicht umgehen.“ Der Hafen sei kein Steinbruch für Stadtentwicklungspläne.
"Ihr lauft den Grünen hinterher"
In die ähnliche Kerbe schlugen danach der frühere SPD-Chef Ingo Egloff, heute Vorstand Hafen Hamburg Marketing, und Kurt Bodewig (SPD), früherer Bundesverkehrsminister. Ein Lob für den Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hier, eine Spitze gegen die grün geführte Umweltbehörde da. „Das Wichtigste für den Hafen ist nicht der Radweg durch den Hafen“, sagte Bodewig.
Noch kritischer gingen dann die Gäste mit den Grünen ins Gericht, wohlgemerkt dem Koalitionspartner der vergangenen Jahre. „Ihr lauft den Grünen hinterher“, kritisierte ein Unternehmer. SPD-Bürgerschaftsmitglied Joachim Seeler überraschte mit der Aussage, „wir werden uns nicht in eine grün-rote Koalition begeben“. Die Richtlinienkompetenz müsse bei der SPD bleiben.
Eins zumindest war nach diesem Lunch-Talk klar: Freunde werden der Hafen und die Grünen nicht mehr – zumindest nicht bis zum 23. Februar.