Hamburg. Hamburg will die Qualität bei der Geburtshilfe verbessern. Dazu werden Erfahrungen ausgewertet – und veröffentlicht.
Welches sind die besten Geburtsstationen in Hamburg? Auf diese Frage sollen werdende Eltern bald eine fundierte Antwort bekommen. Die Gesundheitsbehörde plant, in einer großangelegten Erhebung alle Mütter und Väter im Anschluss an deren Aufenthalt in einer Geburtsklinik oder einem Geburtshaus in der Hansestadt nach ihrer Zufriedenheit zu befragen – im Hinblick auf die medizinische Behandlung, Abläufe, Räumlichkeiten und die Betreuung. Die Ergebnisse, so kündigte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks am Mittwoch an, sollen anschließend veröffentlicht und zur Verbesserung der Qualität genutzt werden.
Die Umfrage ist Teil eines Aktionsplans „Gesunde Geburt in Hamburg“, den eine frisch eingesetzte Fachkommission mit Vertretern aller Beteiligten bis Mitte dieses Jahres entwickeln soll. Das Ziel: die Versorgung rund um die Geburt für den steigenden Bedarf auszubauen, personell zu stärken und qualitativ weiterzuentwickeln.
„Wir haben in Hamburg das Luxusproblem wachsender Geburtenzahlen“, sagte SPD-Politikerin Prüfer-Storcks. „Darauf wollen wir unser Angebot ausrichten.“ Insgesamt kamen 2019 in den elf Geburtskliniken und einem Geburtshaus der Stadt 25.099 Kinder zur Welt.
Bessere Betreuung durch Hebammen
Die Gesundheitsbehörde gibt verschiedenste Handlungsfelder vor, für die die Fachkommission Lösungen finden soll: So geht es darum, die Betreuung der Frauen durch Hebammen vor und nach der Geburt zu verbessern. Derzeit werde nur jede zweite Frau betreut, sagte Prüfer-Storcks. „Das wollen wir ändern.“
Hierfür wurde bereits mit dem Hebammenverband ein Online-Portal eingerichtet, das die Suche nach einer Hebamme erleichtert. Sie sind sehr ungleich über die Stadtteile verteilt. Helfen sollen auch neue ambulante Angebote wie Hebammensprechstunden, mit denen beispielsweise in Mütterzentren und anderen städtischen Einrichtungen eine größere Zahl von Frauen erreicht werden kann. Auch das System Früher Hilfen durch Babylotsen oder Familienhebammen soll weiterentwickelt werden.
Wie berichtet wird der Beruf der Geburtshelfer in Hamburg mit einem dualen Studium aufgewertet. Im September startet für 60 Studierende ein Hebammenstudiengang mit hohem praktischen Anteil. Bislang wurden jährlich 40 Hebammen an entsprechenden Schulen ausgebildet. Verbessert werden sollen die Arbeitsbedingungen von Hebammen – „damit sie auch in diesem Beruf bleiben“, so Prüfer-Storcks.
Risiko von Frühgeburten durch Screening senken
Die Gesundheitssenatorin will zudem das Risiko von Frühgeburten durch ein flächendeckendes Screening für Schwangere im Hinblick auf gefährliche Bakterien senken. Diskutiert werden sollen auch neue Konzepte wie ein von Hebammen geleiteter Kreißsaal sowie die Frage, ob Hamburg ein zweites Geburtshaus braucht. Außerdem soll die Kommission Vorschläge entwickeln, wie die Kaiserschnittrate von 31 Prozent (bundesweit: 30,5 Prozent) gesenkt werden kann. Ziel sei es, Kaiserschnitte so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig durchzuführen.
In der Fachkommission haben sich mehr als 50 Vertreter aus der Geburtshilfe zusammengefunden. Mit dabei sind Geburtskliniken, Krankenkassen und die Ärztekammer Hamburg, aber auch der Hebammenverband Hamburg, der Berufsverband der Frauenärzte und eine Elterninitiative.