Hamburg. Noch gibt es in Hamburg keinen Erkrankungsfall. Aber die Stadt ist laut Gesundheitsbehörde gut gerüstet. Uni untersagt Chinareisen.
Nachdem die ersten Fälle von Coronavirus-Infektionen in Deutschland bestätigt sind, stellt sich auch in Hamburg die Frage, wie die Stadt auf mögliche Erkrankungsfälle vorbereitet ist. Bislang sei noch kein Fall einer Coronavirusinfektion in Hamburg bestätigt worden, teilt die Gesundheitsbehörde am Mittwoch mit. Diese sei über die aktuelle Situation im täglichen Austausch mit dem Hamburger Flughafen, dem Hafen, dem Bernhard-Nocht-Institut (BNI) und dem Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin, sagte Sprecher Dennis Krämer.
Sollte es zum Beispiel in einem Flugzeug einen Verdachtsfall mit den typischen Symptomen Fieber, Husten und Kurzatmigkeit sowie einen Kontakt zu China in der Vorgeschichte geben, würden schon aus dem Flugzeug heraus der Flughafen, das Deutsche Rote Kreuz sowie BNI und RKI informiert. Am Flughafen würde der Patient isoliert, medizinisch versorgt und dann auf die Isolierstation eines Hamburger Krankenhauses gebracht.
Coronavirus: Jedes Hamburger Krankenhaus hält Isolationsbetten frei
Der Hamburger Airport gehört zu den fünf Flughäfen in Deutschland, die bei Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion angeflogen werden dürfen. Die weiteren sind Düsseldorf, Frankfurt, München und Berlin.
Die erste Anlaufstelle in Hamburg ist in der Regel die Infektionsabteilung des Universitätsklinikums Eppendorf. Aber jedes Krankenhaus hält Isolationsbetten frei. „Je nach Lage können Hamburger Krankenhäuser einzelne Stationen oder Trakte als Isolierbereiche einrichten“, sagt Krämer.
Aber davon sei man noch weit entfernt. „Es besteht in Hamburg kein Grund, in Panik zu verfallen. Wir sind gut ausgerüstet und für solche Fälle gut aufgestellt“, sagt Krämer. Wer in den vergangenen 14 Tagen in China gewesen ist und jetzt unter typischen Symptomen leidet, sollte möglichst schnell ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Das Coronavirus:
- Die Symptome sind Fieber, Husten und Kurzatmigkeit
- Die Inkubationszeit des Coronavirus' beträgt sieben Tage
- Seinen Ursprung hat das Coronavirus auf einem Fischmarkt in Wuhan
Auch im Katholischen Marienkrankenhaus ist man auf eventuelle Erkrankungsfälle vorbereitet. „Bei Patienten mit Atemwegserkrankungen fragen wir gezielt nach Aufenthalten in China oder nach China-Aufenthalten von Angehörigen“, sagt Dr. Michael Wünning, Chefarzt der Notaufnahme. „Wir sind sensibel, aber nicht panisch. Im Falle einer Coronavirus-Infektion würden wir sofort den Patienten isolieren, das Personal schützen und mit einem Kompetenzzentrum Kontakt aufnehmen“, sagt Wünning weiter. Die Grippe-Erkrankungen seien im Moment das weitaus größere Problem, mit wesentlich mehr Todesfällen in der Vergangenheit.
Gefährlichkeit im Vergleich zum Grippevirus noch nicht einschätzbar
Wie gefährlich das neue Virus im Vergleich zu dem aktuellen Grippevirus ist, lässt sich zurzeit noch nicht ausreichend beurteilen. „Zurzeit liegt die Schätzung der Sterblichkeit bei 2,3 Prozent“, sagt Prof. Marylin Addo, Leiterin der Sektion Infektiologie der I. Medizinischen Klinik am UKE. Bei den bisher bestätigten 32.000 Grippefällen in Deutschland gebe es bisher 32 Todesfälle. Schwere Verläufe der Coronavirusinfektion und Todesfälle traten bisher vor allem bei älteren Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen auf.
Um sich zu schützen, empfiehlt die Expertin eine sorgfältige Handhygiene. Bei Atemschutzmasken sei nicht gesichert, dass sie wirklich schützen. Deswegen gebe es dafür keine offizielle Empfehlung in Deutschland.
Dennoch ist die Nachfrage nach den Masken in Hamburg sprunghaft angestiegen. „Seit Dienstag gibt es in den Apotheken eine extrem hohe Nachfrage nach den Masken“, sagt Kai-Peter Siemsen, Präsident der Hamburger Apothekerkammer. Außer den ganz einfachen Modellen seien auch keine Atemschutzmasken mehr lieferbar.
Schutz vor Coronavirus: Uni ergreift Maßnahmen
Die Universität Hamburg hat "zum Schutz ihrer Angehörigen und Gäste" am Dienstag eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Laut einer Pressemitteilung vom Abend gilt ab sofort:
- Dienstreisen von Beschäftigten nach China werden bis auf Weiteres nicht genehmigt.
- Tagungen, Kongresse oder Konferenzen in Hamburg unter Teilnahme von Personen, die ihren ständigen Wohnsitz in China haben, werden verschoben.
Die Universität versuche zudem, sich einen Überblick über die sich zurzeit in China aufhaltenden Angehörigen der Universität zu verschaffen, um sie bei einer erforderlichen Ausreise zu unterstützen. Die Universitätsleitung hat die Fakultäten gebeten, sich über Universitätsangehörige zu informieren, die sich nach dem 1. Januar in China aufgehalten haben. Studierende und Promovierende, die einen Aufenthalt in China für das kommende Sommersemester planen, sollen "im Hinblick auf eventuelle Implikationen der Situation für ihr Studium" beraten werden.
Fragen zum Coronavirus? Barmer schaltet Info-Hotline
Für alle, die Fragen zum Coronavirus haben, hat die Krankenkasse Barmer eine Hotline eingerichtet, die rund um die Uhr zu erreichen ist. Unter der Telefonnummer 0800 84 84 111 geben Medizinexperten Informationen darüber, wer besonders gefährdet sei, wie man sich schützen und einen Verdachtsfall erkennen könne. Auch wer nicht bei der Barmer versichert ist, kann die Hotline nutzen.
Auch die DAK-Gesundheit hat für den 31. Januar eine Beratungshotine angekündigt. Zwischen 8 und 20 Uhr beantworten Ärzte und Hygienefachleute unter der kostenlosen Rufnummer 0800 1111 841 Fragen zu Risiken und notwendigen Schutzmaßnahmen. Auch dieser Service kann von Versicherten aller Krankenkassen genutzt werden.