Hamburg. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet gibt Tipps, wie die Union die Stimmung zu ihren Gunsten drehen kann.

Unbescheidenheit oder gar Anmaßung ist das Letzte, was man Marcus Weinberg vorwerfen kann. Der CDU-Spitzenkandidat lud Parteifreunde und Unterstützer zum Wahlkampfauftakt genau einen Monat vor dem Wahltermin am 23. Februar in das eher überschaubar-bescheidene Restaurant „mama“ in der City ein. Die politische Konkurrenz zieht aus solchem Anlass schon einmal in größere Säle, um werbend auf sich aufmerksam zu machen.

Armin Laschet war beim Wahlkampfauftakt im „mama“ dabei

Dafür erwies sich Weinberg als spendabel. „Es gibt Pizza und Getränke aufs Haus“, hieß es bereits in der Einladung. Vielleicht war die Wahl des Ortes – immerhin im Windschatten des Rathauses – ja schon ein Reflex darauf, dass die Bäume für die CDU auch bei dieser Wahl wohl nicht in den Himmel wachsen werden. Zwar bescheinigt die aktuelle Infratest-dimap-Umfrage im Auftrag des NDR der Union ein leichtes Plus von 15 auf 16 Prozent.

Aber die CDU verharrt auf dem Niveau des historisch schlechten Ergebnisses bei der Bürgerschaftswahl im März 2015. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, dann werden die Christdemokraten in Hamburg nach SPD und Grünen auf Platz drei des Parteienrankings landen – eine Premiere.

Vielleicht nicht, um ein Wunder zu bewirken, aber doch, um an der Realisierung des Wahlziels „20 Prozent plus“ mitzuarbeiten, war Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet ins „mama“ gekommen. Laschet ist einer der CDU-Hoffnungsträger auf Bundesebene und gilt als möglicher Kanzlerkandidat für die Zeit nach Angela Merkel.

Laschet warnte davor, taktisch zu wählen

Und der Nordrhein-Westfale enttäuschte die Hamburger nicht. „Ich weiß, wie so was ist“, sagte Laschet und meinte damit die enttäuschenden Umfragewerte für die CDU. „Aber wenn man eine gute Mannschaft und gute Ideen hat, kann man alle verblüffen“, machte er den gut 100 Christdemokraten im Restaurant Mut und verwies auf sein eigenes Beispiel. „Acht Wochen vor der Landtagswahl 2017 lag die SPD in Umfragen bei 40 Prozent und wir bei 26 Prozent. Die hatten eine populäre Ministerpräsidentin, und dann wurde auch noch Martin Schulz deren Kanzlerkandidat“, sagte Laschet. „Da werden die eigenen Leute nervös und sagen: Du musst etwas machen. Aber wir sind bei unserem Kurs und unseren Themen geblieben und hatten am Wahltag die Nase vorn“, sagte Laschet, der seitdem Ministerpräsident ist.

Eindringlich warnte der CDU-Politiker davor, taktisch zu wählen. „Manche, die uns eigentlich nahestehen, sagen: Das ist hier ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPD und Grünen, und weil ich die Grüne als Erste Bürgermeisterin nicht will, wähle ich den SPD-Mann. Ich sage: Das Sicherste ist, dass wir eine starke CDU haben. Dann können es schnell 20, 25, 30 Prozent werden, und die Frage stellt sich ganz anders“, sagte Laschet und erntete dafür kräftigen Beifall.

Weinberg hielt eine kurze Rede

„Ich hoffe, dass die Populisten in Hamburg keinen Einfluss auf die Regierungsbildung haben, und wünsche Marcus Weinberg, dass es ihm so geht wie mir 2017. Aber dafür müsst ihr bis zum letzten Tag kämpfen“, sagte Laschet, der sich aber in einem Punkt gespielt fassungslos zeigte. „Auf die Idee, am Karnevalssonntag Wahlen abzuhalten, kann man auch nur in Hamburg kommen. Und ich muss deswegen zur CDU-Präsidiumssitzung am Rosenmontag nach Berlin. Das akzeptiere ich innerlich nur bei einem guten Ergebnis der Hamburger CDU“, sagte der Ministerpräsident und hatte die Lacher auf seiner Seite.

„Taktieren bringt in der Politik nichts. Das haben die Landtagswahlen im Osten bewiesen. Wir müssen den Menschen sagen: Wählt das Original – uns“, sagte auch Weinberg in seiner kurzen Rede. „Wer Grün verhindern will und deswegen SPD wählt, bekommt mehr Grün als je zuvor“, sagte der CDU-Spitzenkandidat und meinte damit, dass es dann letztlich doch auf eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition hinauslaufen würde.

Weinberg setzte sich mit den Grünen kritisch auseinander

Weinberg hat sich auf eine Präferenz für eine Deutschland-Koalition aus SPD, CDU und FDP festgelegt. Und so setzte sich er vor allem mit den Grünen und deren Wahlprogramm wie etwa der Forderung nach einer Lockerung des Vermummungsverbots kritisch auseinander. „Es braucht eine Kraft, die verlässlich ist. Deswegen muss die CDU in den Senat“, sagte Weinberg. Es gehe um eine wirtschafts- und hafenfreundliche Politik. Die Grünen stellten dagegen wichtige Infrastrukturprojekte wie die Hafenpassage – die A 26-Ost – oder die Weiterentwicklung des Flughafens infrage.

„Was jetzt vor uns liegt, sind die letzten zehn Minuten beim Fußball. Gehen Sie raus an die Gartenzäune! Jetzt muss man mit der Verwandtschaft sprechen, die man nicht so gern mag“, rief Weinberg seinen Parteifreunden zu, und da war in der Reaktion Entschlossenheit und Begeisterung zu spüren. Dann musste Laschet los. Es war Zeit für die Pizza.