Hamburg. Die Ausbeutung natürlicher Ressourcen sowie der Einsatz von Pestiziden und genmanipulierten Monokulturen - die Aktivistin Vandana Shiva sieht darin die größte Gefahr für die Umwelt. Auf den Hamburger “Lessingtagen“ ruft sie zu zivilem Ungehorsam auf.

"Die Ressourcen auf der Welt gehören nicht uns. Wir gehören der Erde": Mit einem eindringlichen Appell für mehr Klima- und Umweltschutz hat die indische Physikerin und Aktivistin Vandana Shiva am Sonntag die Hamburger "Lessingtage" eröffnet. Unter dem Titel "Eine andere Welt ist möglich!" mahnte sie im Thalia Theater vor rund 1000 Zuschauern: "Wir müssen das Klima retten - auch das in unserem Inneren". Sie forderte die Gesellschaft dazu auf, die Ausbeutung des Planeten und der Menschen, insbesondere durch multinationale Konzerne, nicht länger hinzunehmen, und rief zu zivilem Ungehorsam auf. "Alles beginnt im Kleinen", sagte Shiva und betonte die Verantwortung eines jeden Menschen für den Planeten Erde. "Wir können nicht ohneeinander."

Shiva setzt sich seit Jahrzehnten für eine nachhaltige Landwirtschaft ein und wurde damit zu einer Ikone der Antiglobalisierungsbewegung. Für die Trägerin des Alternativen Nobelpreises ist der Kampf gegen den Klimawandel und das Artensterben eigenen Worten zufolge noch nicht verloren. Sie berichtete von Erfahrungen ihrer Organisation "Navdanya". Dort sei es gelungen, mit dem Anbau von traditionellem Saatgut und ohne den Einsatz von Pestiziden und Monokulturen die Anzahl an Insekten in diesem Gebiet zu versechsfachen. "Wir können die Erde heilen", sagte die 67-Jährige.

Im Anschluss an ihre Rede beantwortete Shiva Fragen dreier Friday-for-Future-Aktivisten. Auf die Frage einer Studierenden nach der Rolle der Frau im Klimaschutz und dem Umgang mit zunehmendem Sexismus, mit dem weibliche Aktivistinnen der Klimabewegung konfrontiert würden, sagte Shiva: "Die Ausbeutung der Welt und die Frauenfeindlichkeit entspringen derselben Denkweise." Es brauche daher einen "ökologischen Feminismus".

Junge Menschen rief sie zu einem nachhaltigeren Konsum auf. Viele Produkte könnten auch selbst hergestellt oder wieder repariert werden, sagte Shiva. Zudem sollten die Menschen nicht die Hoffnung verlieren und sich weiter für den Klimaschutz einsetzen. "Wir werden nicht verzweifeln, nur weil Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten ist", betonte sie.

Vor und nach Shivas Rede präsentierten in diesem Jahr auf dem "Forum for Future" zudem lokale nachhaltige Initiativen ihre Produkte und Projekte, etwa ein Modell einer solidarischen Landwirtschaft.

Die elfte Ausgabe der "Lessingtage" unter dem Motto "Um alles in der Welt" dreht sich unter anderem auch um die Herausforderungen, die klima- und kriegsbedingte Migrationsbewegungen mit sich bringen. Noch bis zum 9. Februar werden auf dem Theaterfestival Gastspiele und Koproduktionen, etwa aus Deutschland, Australien, der Demokratischen Republik Kongo, Island und den USA, gezeigt. Namensgeber des Festivals ist der Dichter der Aufklärung Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781).