Hamburg. Forsa-Umfrage des Abendblatts: Nur 35 Prozent würden nicht mehr fliegen. Deutliches Nein zu Olympia-Bewerbung.

Dass das Engagement für den Klimaschutz auch Konsequenzen für das persönliche Verhalten haben muss, ist Gegenstand vieler Diskussionen. Doch wenn es konkret wird beim Verzicht auf lieb gewonnene oder für selbstverständlich gehaltene Gewohnheiten, melden sich häufig Bedenken. So ist nur eine Minderheit der Hamburger bereit, auf Flugreisen zu verzichten.

Das ist das Ergebnis der Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Abendblatts von Mitte Dezember bis zum 2. Januar durchgeführt hat. Danach sind 44 Prozent der Befragten persönlich nicht bereit, auf das Fliegen zu verzichten, während 35 Prozent diese Einschränkung in Kauf nehmen würden. Gut jeder Fünfte – 21 Prozent – gab an, generell nicht zu fliegen. Nach den Gründen wurde nicht gefragt. Das kann also aus prinzipieller Erwägung, aus Flugangst oder aus finanziellen Gründen der Fall sein.

Fortbewegung per Flugzeug ist jungen Menschen am wichtigsten

Die Fortbewegung per Flugzeug ist den jungen Menschen am wichtigsten. Exakt die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen lehnt den Verzicht auf diese Form des Reisens ab, nur 28 Prozent sind dazu bereit. Am höchsten ist die Bereitschaft, persönliche Flugreisen zu streichen, bei den 45- bis 59-Jährigen mit 40 Prozent gegenüber 44 Prozent, die Nein sagen.

Keine andere Berufsgruppe ist so sehr zum Verzicht bereit wie sie: 55 Prozent der Beamten wollen Flugreisen aus ihrem Leben streichen und nur 31 Prozent der Staatsdiener sind dazu nicht bereit. Das Votum erhält noch mehr Gewicht dadurch, dass nur 14 Prozent der Beamten angaben, generell nicht zu fliegen. Bei Arbeitern und Angestellten überwiegen die Flugreisewilligen mit 48 Prozent, während 35 Prozent ihre Bereitschaft zum Verzicht erklärten. Bei der Berufsgruppe der Selbstständigen sagen 37 Prozent Ja zum Verzicht auf Flugreisen und 42 Prozent Nein. Jeder vierte Rentner erklärte, generell nicht zu fliegen. 32 Prozent wären bereit, darauf zu verzichten, 43 Prozent hingegen nicht.

Grünen-Anhänger wollen mehrheitlich verzichten

Bei den Parteipräferenzen sind die Anhänger der Grünen ein Ausreißer: 57 Prozent sagen, sie wären bereit, nicht mehr in ein Flugzeug zu steigen, nur 28 Prozent sind es nicht, während 15 Prozent erklärten, generell nicht zu fliegen. Das Gegenstück liefern die AfD-Anhänger: Nur 18 Prozent erklärten, dass sie zum Verzicht auf Flugreisen bereit wären, während 68 Prozent dies nicht sind.

Im Lager der Linken liegt der Anteil derer, die generell nicht fliegen, bei 34 Prozent – das ist der höchste in der Umfrage gemessene Wert. Gegner und Befürworter eines individuellen Flugverzichts halten sich in etwa die Waage: Während 31 Prozent der befragten Linken-Anhänger ihre Bereitschaft dazu erklärten, sagten 35 Prozent Nein. Eine deutliche Mehrheit gegen einen Flugverzicht gibt es bei den CDU-Anhängern mit 56 Prozent und den FDP-Anhängern mit 52 Prozent. Allerdings: Jeder vierte FDP-Anhänger (26 Prozent) fliegt generell nicht – das ist nach den Linken-Anhängern der zweithöchste Wert.

Sehr unterschiedliche Ergebnisse

Anders als die verzichtbereiten Anhänger des grünen Koalitionspartners wollen die SPD-Anhänger zu 47 Prozent am Fliegen festhalten. Nur 31 Prozent erklärten, sie würden verzichten. Mit dem Bildungsgrad wächst die Bereitschaft, sich nur noch zu Wasser oder auf dem Land zu bewegen: 37 Prozent der Befragten mit Abitur und Studium würden aufs Fliegen verzichten, 46 Prozent erklärten das Gegenteil.

Von den Befragten mit mittlerem Abschluss waren 35 Prozent zum Verzicht bereit und etwas mehr, 38 Prozent, nicht. Nur 23 Prozent der Hauptschulabsolventen sagen Nein zum Fliegen, während 48 Prozent auch in Zukunft in die Luft gehen wollen. In dieser Personengruppe ist der Anteil derer, die angaben, generell nicht zu fliegen, mit 32 Prozent am höchsten.

Der Bildungsgrad führt auch bei der zweiten Frage zur individuellen Mobilität zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen: Die Befragten mit Hauptschulabschluss sind zu 44 Prozent dafür, dass Autos nicht mehr in die Innenstadt fahren dürfen, 55 Prozent sind dagegen. Bei den Realschulabgängern lautet das Verhältnis 57 zu 38 Prozent zugunsten der autofreien Innenstadt, bei den Abiturienten sogar 63 zu 32 Prozent.

Das könnte Sie auch interessieren:

Eine knappe Mehrheit von 51,6 Prozent der Hamburger sprach sich Ende 2015 in einem Referendum dagegen aus, die Olympischen Sommerspiele 2024 in Hamburg auszutragen. Seitdem ist die Ablehnung, das sportliche Weltereignis nach Hamburg zu holen, sogar noch gewachsen. In der Forsa-Umfrage sprachen sich 61 Prozent dagegen aus, die Olympischen Spiele 2032 in Hamburg auszutragen, nur 35 Prozent waren dafür.

Eine knappe Mehrheit für die Spiele gibt es nur unter den CDU-Anhängern mit 48 zu 47 Prozent. Die größte Ablehnung findet sich im Lager der AfD mit 85 Prozent und im Lager der Linken mit 81 Prozent. Männer stehen Olympia mit einer Zustimmung von 37 Prozent etwas positiver gegenüber als die Frauen, von denen 32 Prozent für die Spiele sind.

Das Forsa-Institut hat repräsentativ 1009 wahlberechtigte Hamburger und Hamburgerinnen mithilfe computergestützter Telefoninterviews befragt. Die Fehlertoleranz liegt bei plus/minus drei Prozentpunkten.