Hamburg. Die Eigentümerin zeigt keine Bereitschaft, das denkmalgeschützte Gebäude vor dem Verfall zu bewahren. Sie hat andere Pläne.
Seit Jahren verfällt die Schilleroper auf St. Pauli – trotz eines Ultimatums der Stadt zeigt die Eigentümerin aber weiter keine Bereitschaft, die markante Stahlkonstruktion im Inneren des Gebäudes vor der Witterung zu schützen. Wie eine Sprecherin der Kulturbehörde bestätigt, ist eine Frist für die Frau, eine Liste mit entsprechenden Maßnahmen vorzulegen, zum Jahreswechsel verstrichen. Nach Abendblatt-Informationen bereitet sich die Stadt intensiv darauf vor, selbst tätig zu werden und das denkmalgeschützte Gebäude zu sichern.
Unter anderem prangen im Dach des 1891 fertiggestellten Zirkusbaus mehrere Löcher. „Die Oberlichter des Gebäudes stehen bereits seit mehr als zehn Jahren offen“, heißt es dazu vom Hamburger Denkmalerein. Durch diese Dachfenster könnten Regen und Schnee eindringen, da sie nicht mal provisorisch abgedeckt sind. Dadurch sei die denkmalgeschützte Metallkonstruktion dem Wetter preisgegeben.
Widersprüchliche Gutachten zum Schilleroper-Denkmalschutz
Die Eigentümerin - die anonym bleiben möchte - hatte das Gebäude 2014 erworben, aber seitdem keine weiteren Maßnahmen gegen den Verfall getroffen. In einer Stellungnahme argumentierte sie, dass die Stahlkonstruktion nach einem Gutachten lediglich nachgebaut, aber nicht erhalten werden könne. Außerdem seien keine weiteren Schäden aufgetreten. Deshalb wolle sie an ihrem bisherigen Konzept festhalten, künftig Wohnraum auf dem Areal zu schaffen.
Eine Initiative im Stadtteil tritt dagegen dafür ein, die maroden Gebäudeteile so schnell wie möglich zu sanieren. Im vergangenen Jahr erließ das Denkmalschutzamt deshalb eine sogenannte Sicherungsverfügung. "Darin wird detailliert dargestellt, welche Maßnahmen zum Erhalt des Denkmals notwendig sind", so die Sprecherin der Kulturbehörde. Mehrere Gutachten hätten gezeigt, dass sich die Stahlkonstruktion sehr wohl erhalten lasse.
Entscheidende Frist läuft Ende Februar ab
Der Eigentümerin bleibt jedoch noch Zeit bis Ende Februar, wenn die entscheidende Frist aus der Verfügung abläuft. Bis dahin muss sie die geforderten Sanierungsmaßnahmen beantragt haben. "Sollte die Beantragung der erforderlichen Genehmigungen bis zum 28.2.2020 nicht erfolgt sein, wird das Denkmalschutzamt die in Rede stehenden Maßnahmen auf Kosten der Eigentümerin durchführen lassen und sie darüber in Kenntnis setzen", heißt es in einer Stellungnahme der Kulturbehörde. Der NDR berichtete zuerst über die nun abgelaufene Frist.
In Behördenkreisen wird nicht davon ausgegangen, dass die Eigentümerin einlenkt. Nach Abendblatt-Informationen beschäftigt sich das Denkmalschutzamt bereits damit, welche Unternehmen die Sanierungsarbeiten im Auftrag der Stadt umsetzen könnte. Nach dem Ablauf der Frist müsste ein entsprechender Auftrag jedoch voraussichtlich erst ausgeschrieben werden.
Schilleroper hat große geschichtliche Bedeutung
Sowohl die Initiative der Anwohner als auch die Kulturbehörde betonen die historische Bedeutung der Schilleroper. "Die Schilleroper überliefert die Geschichte des Zirkusbaus in einmaliger Art und Weise, zudem die Geschichte des konstruktiven Stahlbaus", heißt es vom Denkmalschutzamt.
Die Schilleroper gilt auch als Zeugnis der Vergnügungskultur der Zeit des späten 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert. Der Zirkusbau wurde über Jahrzehnte auch als Spielstätte für Theater und Opern genutzt, die Straße "Bei der Schilleroper" ist nach ihr benannt. Bereits seit dem Jahr 2007 steht das Gebäude leer.