Hamburg. Wer sich den Besuch der Touristenattraktion nicht leisten kann, zahlt an 23 Tagen im Januar nichts. Aktion beruht auf Vertrauen.
Freier Eintritt für alle, die sich das Miniatur Wunderland sonst nicht leisten können: Das Miniatur Wunderland lädt alle ein, die knapp bei Kasse sind und das nicht unbedingt an die große Glocke hängen wollen. An der Kasse muss nämlich kein "Nachweis der Bedürftigkeit" erbracht werden. Es reicht, den Satz "Ich kann es mir nicht leisten" zu sagen oder einen Zettel mit dem Satz darauf über den Kassentresen zu schieben, und schon öffnen sich die Tore ins Hamburger Modellbauparadies. Es gibt keine Gegenfragen.
Die Wunderland-Macher, die Brüder Gerrit und Frederik Braun, starten die Benefizaktion 2020 zum sechsten Mal. Sie richtet sich an Empfänger von Hartz IV, alleinerziehende Eltern, Rentner, Flüchtlinge oder Großfamilien und bietet an 23 Terminen im Januar freien Eintritt ins Wunderland. Der erste Aktionstag ist am Sonntag, 5. Januar, der letzte der 30. Januar. Ausgenommen sind die Sonnabende. Seit Beginn der Aktion 2015 haben 100.000 Menschen die Gelegenheit genutzt.
Gratis in Miniatur Wunderland – Aktion wird nicht ausgenutzt
"Im ersten Jahr gab es noch einen Hassbrief aus dem rechten Lager, da sich die Aktion auch an Flüchtlinge richtete", sagt Gerrit Braun. "Seitdem sind die Reaktionen aber fast durchweg positiv. Die Erklärvideos zu der Aktion haben sich bei Facebook und YouTube millionenfach verbreitet." Das aktuelle Facebook-Video hat bereits in den ersten fünf Stunden nach Veröffentlichung 628.000 Menschen erreicht und wurde 8250-mal geteilt.
Oft werde die Sorge geäußert, dass die Aktion ausgenutzt werden könnte. "Das Gegenteil ist der Fall. Die Anzahl der regulären Besucher ist sogar leicht gestiegen." Dass die Aktionsteilnehmer sich den Eintritt wirklich nicht leisten können, werde durch die Bistroumsätze bewiesen. An den ausgewählten Tagen sei der Pro-Kopf-Umsatz um 30 bis 40 Prozent geringer.
Bis zu 1000 Besucher an den Gratis-Tagen
„Ich freue mich über jeden Einzelnen, der von dieser Aktion erfährt und sie für sich nutzt. Vielleicht nutzt auch einer von Tausenden die Aktion aus, aber das ist mir relativ egal. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es sich lohnt zu vertrauen und an das Gute zu glauben“, sagt Gerrit Braun.
An jedem der 23 Termine im Januar werden in Spitzen bis zu 1000 Besucher erwartet. Es komme regelmäßig zu hoch emotionalen Szenen. „Man muss sich an den Aktionstagen nur für ein paar Minuten an den Eingang stellen und man weiß, dass es sich lohnt. Die Reaktion der Menschen sind berührend und motivierend."
Die Gratis-Tage im Miniatur Wunderland:
- 5. Januar – 10. Januar
- 12. Januar – 17. Januar
- 19. Januar – 24. Januar
- 26. Januar – 30. Januar
Leider, so Frederik Braun, zeige der hohe Zuspruch der letzten Jahre auch, dass es in Deutschland trotz Rekordbeschäftigung immer noch sehr viele Menschen gibt, die unter prekären Verhältnissen leben. "Für uns ist es eine große Freude, dass wir in der glücklichen Lage sind, diesen Menschen einen schönen Moment zu bereiten“, sagt Frederik Braun.
Das Miniatur Wunderland ist die größte Modelleisenbahnanlage der Welt. Damit es ihren 350 Mitarbeitern gut geht, haben die Braun-Brüder Ende Dezember einen neuen Posten geschaffen: Sie stellten eine Glücksministerin ein.