Hamburg. Architekturwettbewerb sieht klaren Favoriten: Neubau rückt eng an die A7 und bekommt einen Park. Das sagt der Oberbaudirektor.

Mit Superlativen wurde im 18. Stock der Asklepios Klinik Altona am Freitag nicht gegeizt: Direkt an der Autobahn 7 haben die Hansestadt und der Klinikbetreiber Großes vor. Dort soll nicht nur bis 2028 das modernste Krankenhaus entstehen, sondern zugleich ein attraktives Zentrum für den Stadtteil. Das Krankenhaus am Rande der Stadt wandelt sich zu einem Leuchtturm für Altona – es ist das größte Neubauvorhaben zur Gesundheitsversorgung in der Region und im Asklepios-Konzern. Einstimmig hat sich das Preisgericht in einer mehrstündigen Sitzung für den Entwurf des Berliner Planungsbüro Hascher Jehle entschieden.

„Das ist fast ein Geniestreich“, lobte Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing das „fröhliche, offene, heitere Haus“. Auf eine zweigeschossige gläserne Erdgeschosszone als Sockel sollen drei Bettenhäuser in die Höhe wachsen. „Das ist total simpel und total durchdacht“, sagte Höing. Krankenhäuser stellten die Architekten vor eine unglaublich komplexe Aufgabe, „der Klinikbau ist eigentlich eine eigene olympische Disziplin“. Dieser Entwurf bringe alle medizinischen, logistischen und städtebaulichen Anforderungen zusammen.

Baustart für die neue Klinik Altona ist 2023

Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) lobte das „einvernehmliche und überzeugendes Ergebnis“ und sprach von einem „Gewinn für den ganzen Stadtteil“. Das Projekt, das Bürgermeister Peter Tschentscher vor 20 Monaten (SPD) in seiner ersten Regierungserklärung überraschend angekündigt hatte, soll nun schnell auf den Weg gebracht werden. Im Frühjahr 2020 soll die Vergabe erfolgen, 2023 der Bau beginnen. Die Fertigstellung ist für 2028 geplant.

Jochen Gemmel, Asklepios, Senatorin Prüfer-Storcks, Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und Bezirksamtsleiterin Stefanie vom Berg am Modell der Neuen AK Altona
Jochen Gemmel, Asklepios, Senatorin Prüfer-Storcks, Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und Bezirksamtsleiterin Stefanie vom Berg am Modell der Neuen AK Altona © Matthias Iken

Die Wettbewerbsjury zeigte sich von dem Entwurf so angetan, dass sie nicht nur einmütig für das Berliner Büro votierte, sondern dahinter nur zwei dritte Plätze vergab. Insgesamt mussten die Vertreter des Senats, des Bezirks Altona, von Asklepios sowie Experten der Stadt- und Landschaftsplanung und des Denkmalschutzes aus acht Einreichungen auswählen. Der Entwurf überzeugte das Preisgericht „mit zukunftsfähiger Funktionalität, zeitloser architektonischer Ästhetik und sehr guten Voraussetzungen zur Umsetzung".

Klinik kann zu Visitenkarte für Altona werden

Bei der Präsentation kamen die Vertreter fast ins Schwärmen. Das sechsgeschossige Klinikum entsteht direkt an der Autobahn – vom Fitnesszentrum Aqua Fit über die Paul-Ehrlich-Straße bis zum ehemaligen Klinik-Pförtnerhaus. Durch diese Lage wertet der Bau den Park vor der Klinik auf – die Wasserflächen wachsen, viele der alten Bäumen bleiben erhalten. Die Patienten haben ihre Zimmer überwiegend zum Park oder zu dem begrünten Innenhof, die Wirtschaftsräume sind zur Autobahn ausgerichtet. Verbindungsstege zwischen den Pavillons schirmen die Gebäude und den Park von der Autobahn ab.

„Das Krankenhaus soll zu einem Ort der Gesundheit werden“, sagte die neue Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne). „Es hat eine große Bedeutung für den Stadtteil und kann zu einer Visitenkarte für Altona werden.“ Der Entwurf setzt das ambitionierte Ziel um: An den Teichen soll ein Café mit großer Terrasse Mitarbeiter und Gäste einladen, durch die Klinik führt ein zweigeschossiger Boulevard mit Läden, Dienstleistern wie Friseur, Kiosk und Gastronomie. Das Haus präsentiert sich zugleich ökologisch: Moderne Gründächer sollen einen Teil der Flächenversiegelung kompensieren und Pflanzen und Tieren wie Wildbienen und Schmetterlingen Lebensräume bieten. Die alten Bäume werden ein Bestandteil des Parks.

Planer kalkulieren mit 425 Millionen Euro Kosten

Die neue Klink Altona entsteht in direkter Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Altbau, der 1971 mit zunächst 1000 Betten eröffnet wurde. Inzwischen sind in dem Scheibenhochhaus nur noch 633 Betten untergebracht. Das neue Klinikum kalkuliert mit 800 Betten und einer Bruttogeschossfläche von rund 150.000 Quadratmetern – ein Erweiterungsbau ließe sich später problemlos dort errichten, wo heute noch die Geburtsklinik steht.

Das Grundstück und das Gebäude verbleiben wie der derzeitige Krankenhausbau im Eigentum der Stadt und werden Asklepios zur Nutzung durch einen Erbbaurechtvertrag überlassen. Zwei Drittel der Kosten übernimmt Hamburg. Derzeit kalkulieren die Planer vorsichtig mit 425 Millionen Euro – ohne Erschließung, Gründung und Tiefgarage. Ein Drittel der Investitionssumme steuert der Klinikkonzern bei, was eher unüblich ist. „Uns geht es wirtschaftlich so gut, dass wir den Anteil mitfinanzieren können“, sagte Jochen Gemmel, Sprecher der Geschäftsführung der Asklepios Kliniken Hamburg.

Auch die 1500 Mitarbeiter sollen an Planung beteiligt werden

Für die Nachnutzung des spektakulären Altbaus von Werner Kallmorgen gibt es bislang nur erste vage Überlegungen. Die 125.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche könnten auf verschiedene Weise genutzt werden – als Wohnheim für Pflegekräfte, für Wohnungen, als Hotel oder auch kulturell. Der Blick aus den oberen Geschossen auf den Hafen und die Harburger Berge ist spektakulär. Allerdings ist noch völlig unklar, wie teuer eine Sanierung würde. Die Klimaeffizienz beispielsweise ist katastrophal. „Wäre das Haus ein Kühlschrank, hätte es die Energieeffizienzklasse G, also tiefrot“, sagt Gemmel. Bis 2028, wenn der Neubau bezugsfertig sein soll, wird die Klinik aber noch als Krankenhaus benötigt.

In den kommenden Wochen werden die drei noch im Wettbewerb verbliebenen Büros einen Aufgabenkatalog der Jury bearbeiten. Dennoch kann das Votum schon als Vorentscheid gelten – das stärkste Gewicht bei der finalen Auswahl hat mit 45 Prozent der Wettbewerb.

Auch die 1500 Mitarbeiter sollen an der Planung beteiligt werden – für sie wird der Neubau ein Gewinn. Warum der moderne Bau überfällig ist, unterstrich Prüfer-Storcks mit einem Beispiel: „Wir wollen doch nicht knappe Betreuungskräfte in den Kliniken ständig Betten herumfahren lassen.“