Hamburg . Neuer Pachtvertrag endet 2022. Betreiber bangen um die Zukunft des traditionsreichen Hauses in Harvestehude.

Die Hotellerie in Hamburg ist ständig in Bewegung. Eine Eröffnung nach der anderen steht in der Hansestadt an. Doch meist sind es Ketten, die auf den lukrativen Markt drängen, um auch von den steigenden Tourismuszahlen zu profitieren. Die Zahl der Privathotels, die so etwas wie eine Seele haben, wird immer geringer. Aber es gibt sie noch. Eines davon steht an der feinen Isestraße in Harvestehude und ist auch vielen Hamburgern ein Begriff. Der Name ist „das Smolka“.

Seit mehr 60 Jahren hat es seinen Standort hier unweit vom Eppendorfer Baum in dem weißen Altbau mit der Nummer 98. In der kleinen plüschigen Bar des Hauses mit Kamin, Bibliothek und Kronleuchtern, kehren auch gerne Hanseaten ein. Dort haben Hans Gerst und sein Sohn Walter Brandner Platz genommen, beide Gesellschafter der Raphael Hotels, die das Haus 2007 übernommen haben.

Neue Eigentümer der Immobilie

Die beiden sind stolz darauf dieses „gediegene und traditionsreiche Hotel“, so Gerst, in ihrem Portfolio zu haben. Tatsächlich machen sich die beiden Herren aber große Sorgen um das Vier-Sterne-Haus mit den rund 40 Zimmern und einem Hauch von Nostalgie. Das hängt mit den neuen Eigentümern der Immobilie zusammen – und mit den Gerüchten, dass sie ein Wohnhaus aus dem Hotel machen wollen.

Aber der Reihe nach. Seit der schwedische Eigentümer die Immobilie 2018 verkauft hat, gibt es offensichtlich Probleme. Was ist passiert? „Wenn Sie ein Hotel erfolgreich führen wollen, brauchen Sie langfristige Pachtverträge. Aber wir haben zuletzt von den neuen Eigentümern nur einen Ein-Jahresvertrag erhalten, der im Februar 2020 ausläuft“, sagt Brandner und hält einen Moment inne.

Hotelier Hans Gerst und Sohn Walter Brandner im Hotel Smolka.
Hotelier Hans Gerst und Sohn Walter Brandner im Hotel Smolka. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Hinter ihm und seinem Vater liegen Monate der Ungewissheit: „Die Verhandlungen über eine Verlängerung haben sich über Monate hingezogen. Da wir nicht wussten wie es weitergeht, haben wir schon die Buchungsportale im Internet sperren lassen und langfristige Verträge mit Reiseveranstaltern oder Firmenkunden waren auch nicht machbar“, so Brandner. Schließlich einigten sich die Parteien auf eine Verlängerung des Pachtvertrages für zwei Jahre bis Februar 2022.

Wem die Immobilie gehört, ist etwas undurchsichtig. Brandner sagt, er habe mit der Round Hill Capital, die ihren Deutschlandsitz in Berlin und die Zentrale in London hat, und einer Immobilienverwaltung in Hamburg die Verhandlungen geführt. Eigentümer des Hauses ist jedoch eine Firma, die im Steuerparadies Luxemburg ihren Sitz hat – die gehört offensichtlich zu Round Hill Capital.

Pläne für Investitionen

Aber zurück zur Vertragsverlängerung bis 2022: „Das ist eine gute Nachricht, aber natürlich nicht optimal. Jetzt lohnt es sich zumindest wieder kleinere Investitionen zu tätigen“, sagt Brandner. Und es muss neues Personal rekrutiert werden, denn „einige Mitarbeiter haben unserer Haus wegen der Ungewissheit verlassen. Wir brauchen vor allem einen neuen Barkeeper“, sagt Brandner.

Sein Vater Hans Gerst, der seit mehr als vier Jahrzehnten in der Branche ist und zu dessen Gruppe inzwischen neun Hotels (u.a. Wälderhaus, Stella Maris und das Seehotel Frankenhorst in Schwerin) gehören, sagt: „Aber wenn man wirklich größere Investitionen tätigen möchte, braucht man mindestens einen Zehnjahres-Pachtvertrag.“

Die Isestraße ist eine der begehrtesten Wohngegenden

Wie es nach Februar 2022 weiter geht, ist unklar. Denn den beiden Hoteliers ist das Gerücht zu Ohren gekommen, dass die Investoren „das Smolka“ in ein Haus mit Wohnungen – es ist eine der begehrtesten Lagen der Stadt – umbauen wollen. „Wir haben davon gehört. Es wäre natürlich sehr schade, wenn dieses Kleinod vom Markt verschwinden würde. Es gibt leider nur noch wenige individuelle Privathotels wie das Smolka“, sagt Brandner. Aber was ist dran an den Gerüchten? Das Abendblatt hat mehrfach die Pressestelle von Round Hill Capital um Stellungnahme gebeten, aber es gab keine Antwort. Auch die Hamburger Immobilienverwaltung reagierte nicht.