Hamburg. Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) will die Versorgung von Müttern verbessern. Ein neuer Studiengang für Hebammen beginnt 2020.

Die Gesundheitsbehörde will die Hebammenversorgung angesichts stetig steigender Geburtenzahlen in der Hansestadt weiter verbessern. Das erklärte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) anlässlich des ersten Hebammen-Fachtags, der heute in Hamburg veranstaltet wird. „Wir haben besonders bei der Versorgung vor und nach der Geburt nach wie vor einen Engpass. Das wollen wir ändern.“

Die Senatorin bezieht sich dabei auf eine Umfrage unter den 370 freiberuflich tätigen Hebammen in Hamburg, die diese Aufgabe übernehmen. Demnach würde nur jede zweite junge Mutter derzeit in Hamburg vor und nach der Geburt betreut werden.

Die Behörde will die einzelnen He­bammen enger miteinander vernetzen. Auch dazu soll der Fachtag dienen. „Auf diese Weise können wir es erreichen, dass sich die Frauen untereinander vertreten“, so die Senatorin.

Hebammen könnte digitale Sprechstunde anbieten

Damit müssten die Hebammen die Wochen, die sie beispielsweise im Urlaub seien, nicht mehr komplett blocken. „Sondern könnten trotzdem Schwangere betreuen.“ Prüfer-Storcks möchte zudem erreichen, dass die He­bammen die Einrichtungen der Stadt mehr nutzen, etwa für Kurse. „Vielleicht ist es möglich, dass auch in solchen Räumen die Nachsorge übernommen wird.“ Damit würden sich die Hebammen die weiten Wege zu den Familien sparen – und wertvolle Zeit gewinnen. „Auch digitale Sprechstunden wären eine Möglichkeit im Nachsorgebereich.“

Die Stadt fördert zudem ein Hebammenportal, auf dem werdende Eltern sich über freie Kurse und Hebammen informieren können. Für die rund 30 Familienhebammen, die sich um Familien kümmern, die Hilfe benötigen, hat die Behörde die Mittel auf knapp zwei Millionen Euro erhöht.

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Besonders wichtig, so die Senatorin, sei es aber, die Ausbildungsmöglichkeiten zu verbessern. Schließlich mangele es nicht nur bei den freien Hebammen, sondern auch in den Kliniken an Fachkräften. So standen 2011 noch 60 Plätze in den Hebammenschulen zur Verfügung. „Und nicht alle Kliniken haben ausgebildet.“ Mittlerweile gebe es 108 Plätze. „Heute beteiligen sich alle Kliniken an der Ausbildung.“ Im kommenden Jahr, mit Beginn des neuen Studiums, will die Stadt die Plätze sogar auf 180 erhöhen.

Hamburg gilt bundesweit als hebammenfreundlich

„Mit der Umstellung der Ausbildung hat Deutschland europäisches Recht umgesetzt“, so die Senatorin. Schon jetzt seien die meisten Auszubildenden Abiturientinnen. Zusammen mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) wird im Herbst 2020 der erste Jahrgang starten. „Ich freue mich, dass wir zu den Ersten bundesweit gehören, die die Regelung umsetzen“, so Prüfer-Storcks.

Die Ausbildung wird in einem dualen System erfolgen. Die Männer und Frauen sind dabei in den Kliniken angestellt und erhalten eine Ausbildungsvergütung. Dazu gibt es theoretische Bestandteile an den Hochschulen.

Andrea Sturm, die Vorsitzende des Hebammen Verbands Hamburg, begrüßt das Engagement der Senatorin. „Wir arbeiten gut zusammen.“ Hamburg gelte bundesweit als hebammenfreundlich. Dennoch dürfe man die Situation nicht schönreden. „Noch ist die Not sowohl bei den freien Kolleginnen als auch bei denen in den Kliniken groß.“ Viele würden zu viele Mütter annehmen, „weil es niemand anderen gibt“. Das müsse sich dringend ändern. „Vielleicht entwickeln wir jetzt auch Ansätze, die die Betreuung künftig leichter machen.“