Hamburg. Auf rund eine Milliarde Euro werden die Bau- und Sanierungskosten geschätzt – vieles ist längst im Bau, vieles muss noch warten.

Es ist noch nicht lange her, dass Unipräsident Dieter Lenzen mit Blick auf die Gebäude der Hochschule von „Ruinen“ gesprochen hatte, „die sie hier Universität nennen“. Fünf Jahre später ist zwar nicht mehr von Ruinen die Rede, aber so richtig zufrieden klingt Lenzen immer noch nicht, wenn er auf den Baufortschritt an der Uni angesprochen wird: „Mit der Kernsanierung des Philosophenturms, dem – leider verspäteten – Abschluss der Bauvorhaben am Haus der Erden sowie der Anmietung des Fernmeldeamtes an der Schlüterstraße sind erste erkennbare Maßnahmen zur Verbesserung der Raumsituation der Universität ergriffen worden, die durch die großen Pläne der Science City Bahrenfeld ergänzt werden.“

Euphorie klingt anders. Vielleicht auch, weil das sogenannte Haus der Erde eigentlich in diesen Tagen fertiggestellt sein sollte. Doch dies verzögert sich mindestens um ein Jahr. Offenbar waren Probleme mit einem Auftragnehmer der Grund. Ohnehin scheint Lenzen gedanklich aber schon ein paar Schritte weiter: Erst vor Kurzem stellte die Uni Hamburg ein neues Buch vor, in dem sie Ideen präsentiert, wie sich die Campi Von-Melle-Park und Bundesstraße architektonisch weiterentwickeln können.

Sanierungsbedarf wird auf 500 Millionen Euro geschätzt

Doch während Dieter Lenzen schon weit in die Zukunft schaut, wird an der Uni aktuell noch an der Gegenwart geschraubt, oder besser gesagt: gebuddelt. Etliche Neubauten sind schon geplant oder im Bau, andere werden saniert. Der Sanierungsbedarf wurde im vergangenen Jahr auf rund 500 Millionen Euro geschätzt.

„Gegenstand des Gutachtens sind 93 Objekte. Neubauten, Mietobjekte und Objekte, für die bereits ein Modernisierungsplan vorlag, wie der Philosophenturm am Von-Melle-Park, das Geomatikum, das Haus der Erde und das MIN-Forum an der Bundesstraße sowie die Schaugewächshäuser, wurden in dem Gutachten nicht berücksichtigt“, so Sprecherin Anne-Kathrin Herrmann. „Die 500 Millionen Euro sind also on top zu den Bau- und Sanierungskosten für die genannten Gebäude zu rechnen.“

Die Zahl mit den vielen Nullen ist das Ergebnis eines fast legendären Sanierungsstaus an der Universität: Im Foyer der Sozialökonomen mussten Eimer aufgestellt werden, weil es durchregnete und aus einer Fassade brachen dicke Brocken heraus. Jetzt muss der Reihe nach abgearbeitet werden.

Geomatikum wird modernisiert

Und offenbar geht es gut voran. Die Projekte, die starten sollten, sind im Bau und für alle anderen gibt es einen Zeitplan. Es wird gebaut, saniert und erweitert. Nachdem Anfang des Jahres ein Masterplan für die „Science City Bahrenfeld“ präsentiert wurde, sollen die Geistes-, Sozial- und Lebenswissenschaften bald mit dem historischen „Fernmeldeamt Schlüterstraße“ neue Räumlichkeiten bekommen.

Der Campus Bundesstraße, wenige Gehminuten vom Von-Melle-Park-Campus am Grindel entfernt, soll ausgebaut werden und dadurch stärker hervortreten. Mit dem „Haus der Erde“ ist ein Neubau geplant, in dem die bislang verstreuten Geowissenschaften gebündelt werden sollen. Auch die renommierten Klimaforscher mit ihrem Exzellenzcluster CliSAP (Climate System Analysis and Prediction) sollen hier einziehen.

Aus dem „toten Fleck, der keine Verbindung zur Grindelallee und dem Rest der Universität hat“, wie der damalige Baudirektor Jörn Walter den Campus Bundesstraße noch 2011 beschrieb, wird also aller Voraussicht nach schon bald ein ziemlich lebendiger Fleck werden. Auch durch die Modernisierung des Geomatikums, (Bundesstraße/Ecke Beim Schlump) und das sogenannte MIN-Forum mit viel Platz für Lehre und Forschung, einer neuen Mensa und einer Bibliothek.

In Bahrenfeld soll es besondere Experimente geben

Die ersten großen Projektabschlüsse sind für das kommende Jahr geplant. Neben dem Haus der Erde ist auch die Fertigstellung des sogenannten Harbor (Hamburg Advanced Research Centre for Bioorganic Chemistry) auf dem Campus Bahrenfeld geplant. Hier soll an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften, die zur Uni Hamburg gehört, die Infrastruktur geschaffen werden für Experimente mit ultrakurzer Zeitauflösung an molekularbiologischen Systemen.

Das alles klingt nach Aufbruchstimmung. Dazu passt, dass die Uni vor ein paar Monaten den lang ersehnten „Exzellenz-Status“ erhalten hat. Ob die Einhaltung der Zeit- und Kostenpläne auch einen Exzellenz-Status erhalten, kann wohl erst bewertet werden, wenn alles fertig ist.