Hamburg. Regionalbahnen sollen häufiger durchfahren anstatt Gleise bis zu 45 Minuten zu blockieren. Länder geben Untersuchung in Auftrag
Eines der vielen Probleme des überlasteten Hauptbahnhofs ist die relativ hohe Zahl von Regionalzügen, die hier starten und enden. Dadurch werden einige Gleise bis zu 45 Minuten blockiert und stehen nicht für andere Züge zur Verfügung. Zudem schränkt der Zwang die Fahrtrichtung zu Wechseln in manchen Fällen die maximalen Zuglängen ein. Um das Problem zu lösen, sollen nun möglicherweise Regionalbahnen aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein so miteinander verknüpft werden, dass sie den Hauptbahnhof mit einem Zwischenhalt nur noch durchfahren.
Neue längere Strecken über Hamburg?
Ein Regionalzug, der aus Niedersachen kommt und in Hamburg endet, könnte künftig mit einem Zug verbunden werden, der bisher von Hamburg in einen andere Stadt im Norden fährt. So würde eine zusammenhängende Strecke entstehen, die Züge würden nur noch einen Zwischenhalt in Hamburg einlegen und müssten nicht mehr wenden. Voraussetzung für diese sogenannte Durchbindung von Zügen ist allerdings, dass die jeweiligen Unternehmen kooperieren.
Bereits im Sommer hatte der niedersächsische Landtag angeregt, lange Standzeiten der Regionalzüge am Hamburger Hauptbahnhof durch mehr „Durchbindungen“ zu verkürzen. Auch die Grünen hatten diese kürzlich gefordert. Nun haben sich die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein entschlossen, gemeinsam eine Untersuchung in Auftrag zu geben, die die Chancen einer Verknüpfung von Regionalzügen ausloten soll. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des SPD-Verkehrspolitikers Ole Thorben Buschhüter hervor.
Ziel sei es, Kapazitäten zu gewinnen
„Die Länder Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen planen, im Herbst 2019 bei der DB Netz AG eine umfangreiche Untersuchung in Auftrag zu geben“, so der Senat. „Inhalt dieser Prüfung ist die Klärung der Frage, ob mittels einer sogenannten Durchbindung von heute noch wendenden Nahverkehrszügen im Hauptbahnhof dieser wichtige Eisenbahnknoten leistungsfähiger werden kann.“ Ziel sei es, Kapazitäten zu gewinnen, „um angesichts der steigenden Fahrgastnachfrage entsprechend leistungsfähige Verkehrsangebote anbieten zu können“. Die Ergebnisse der Untersuchung sollten bis „circa Ende 2020“ vorliegen.
„Der Hauptbahnhof operiert mit Blick auf die Kapazität von Gleisen und Bahnsteigen am Limit“, sagte der SPD-Abgeordnete Buschhüter. „Dass die Praxis der im Hauptbahnhof beginnenden und endenden Züge auf den Prüfstand kommt, ist sehr zu begrüßen.“ Eine Abkehr von dieser Praxis würde allerdings „eine umfassende Veränderung der Konzepte des Schienenpersonennahverkehrs“ (SPNV) erfordern, so Buschhüter. „Das ist die eigentliche Krux, denn hierfür müssen die beteiligten Länder als Aufgabenträger des SPNV aufeinander zugehen und sich auf ein gemeinsames Vorgehen einigen.“ Die Untersuchung sei der erste Schritt dazu. „Hamburg kommt dabei eine Vermittlerrolle zu, denn wenn sich die Durchbindung als wirksames Mittel erweisen sollte, darf sie nicht an Einzelinteressen der Nachbarländer mit ihren sehr unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten scheitern“.