Hamburg. Niedrigstes Plus seit 2004, besonders schwach fallen die Zahlen bei der Hochbahn aus. CDU fordert Attraktivitätssteigerung.

Über viele Jahre nahm die Zahl der Fahrgäste in Bussen und Bahnen in Hamburg und dem Umland stark zu. Diese Zeiten sind offenbar vorbei. 2018 verzeichnete der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) mit einem Plus von 0,5 Prozent gegenüber 2017 den niedrigsten Fahrgastzuwachs seit 2005. Im Vorjahr lag das Plus noch bei 1,3 Prozent. Nur im Jahr 2002 war der Zuwachs mit 0,4 Prozent noch niedriger als jetzt, 2004 betrug er ebenfalls 0,5 Prozent.

Sonst lag das Plus seit der Jahrtausendwende immer bei mehr als einem, teilweise sogar bei 3,4 Prozent. Bei der Ausweitung des HVV-Gebietes erreichte die Zunahme durch diesen Sondereffekt 2005 sogar 7,9 Prozent. Das zeigen die Zahlen seit 1999, die die Wirtschafts- und Verkehrsbehörde auf Abendblatt-Anfrage vorgelegt hat.

128 Millionen Fahrgäste in U-Bahnen im ersten Halbjahr

Auch das erste Halbjahr 2019 belegt, dass das rasante Wachstum des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Hamburg gestoppt ist. Das gilt vor allem für U-Bahnen und Busse der Hochbahn. Beide verzeichneten ein minimales Wachstum von nur 0,3 Prozent. Insgesamt wurden rund 128 Millionen Fahrgäste auf den U-Bahn-Strecken befördert, 108 Millionen Menschen von Bussen der Hochbahn.

Das ergibt sich aus der Antwort des Senates auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering. Deutlich stärker war demnach der Zuwachs bei der S-Bahn. Fast 159 Millionen Fahrgäste beförderte die Bahntochter im ersten Halbjahr 2019 – was einem Zuwachs von 3,7 Prozent entspricht. Der VHH beförderte mit seinen Bussen etwa 40 Millionen Menschen, was ein Plus von genau einem Prozent bedeutet.

Behörde nennt Zunahme des Radverkehrs als Grund

Jahrelang habe der Zuwachs in Hamburg über dem Bundesdurchschnitt gelegen, heißt es aus der Verkehrsbehörde, nun sei man auf Bundesniveau. „Das liegt am Rückgang der Schülerzahlen im Umland und dem damit verbunden Minus bei Verkaufszahlen außerhalb Hamburgs von 2,3 Prozent“, sagte Verkehrsbehördensprecher Christian Füldner.

Hinzu kämen die „für den Senat erfreuliche Zunahme des Radverkehrs und der massive Ausbau der Barrierefreiheit an Hamburgs U- und S-Bahn-Haltestellen“, der zu Streckensperrungen geführt hätte. „Das ist ein wahrer Kraftakt, aber im Sinne aller Fahrgäste“, so Füldner.

Um die Straßen weiter zu entlasten und die Umwelt zu schonen, wolle der Senat „deutlich mehr Menschen als bisher dazu animieren, Bus und Bahn zu fahren“, so Füldner. Dafür habe man „mit der Angebotsoffensive 2 einen Paradigmenwechsel eingeleitet“: Erstmals werde der Nahverkehr angebotsorientiert, nicht wie bisher nachfrageorientiert, geplant, so der Sprecher.

CDU kritisiert das komplizierte Tarifsystem

„Mit neuen Produkten wie Expressbussen, längeren Fahrzeugen, dichteren Takten ausgedehnten Betriebszeiten wollen wir das Bus- und Bahnfahren so attraktiv wie möglich machen. Dieses Angebot startet zum Fahrplanwechsel im Dezember und wird schrittweise ausgeweitet.“

Für CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering ist es ein „Warnsignal, dass der Fahrgastzuwachs, trotz weiterhin stark ansteigender Einwohnerzahlen erneut schwach“ ausfalle. „Die häufig überfüllten, verspäteten oder ausfallenden Bahnen und Busse, das komplizierte Tarifsystem und die hohen Preise schrecken die Hamburger offensichtlich immer häufiger vom Umstieg auf den Nahverkehr ab“, so Thering.

„Diesen Trend wollen wir als CDU umkehren, da im Nahverkehr eine der Hauptlösungen für Hamburgs Verkehrsprobleme liegt. Eine gute und verlässliche Verfügbarkeit von Bussen und Bahnen, rund um die Uhr, in allen Stadtteilen und günstigere Preise, durch ein echtes 365-Euro-Ticket, sind dafür unsere Antwort.“