Hamburg. Hamburger Polizei startet Kampagne: Bürger sollen im Zweifelsfall immer den Notruf wählen und eine Rückmeldung erhalten.

Mit der Illumination des Fernsehturms ist am Montagabend eine neue Kampagne der Polizei gestartet. Sie soll die Hamburger dazu bewegen, noch schneller die Notrufnummer 110 anzurufen. Im Kampf gegen Einbruchskriminalität hat die Polizei damit gute Erfahrungen gemacht – und frühzeitig viele Hinweise auf verdächtige Personen oder Geschehnisse erhalten. „Dahinter steht der Gedanke, dass zwei Millionen aufmerksame Augenpaare mehr sehen als die Polizei“ sagt Polizeipräsident Ralf Martin Meyer im Interview. In den kommenden Wochen werden Plakate mit sechs Motiven auf Plakatwänden und im Nahverkehr gezeigt. Weitere Aktionen sollen in den Monaten darauf folgen. Dabei richtet sich der Fokus auf unterschiedliche Kriminalitätsfelder.

Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hatte die Idee zur Kampagne.
Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hatte die Idee zur Kampagne. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Lukas Schulze

„In Hamburg schaut man hin“, heißt die neue Kampagne der Polizei. Was steckt dahinter?

Ralf Martin Meyer: Es geht um Sensibilisierung der Bevölkerung im Alltag. Viele Menschen haben Bedenken, die Polizei zu rufen, wenn ihnen eine Situation ungewöhnlich oder verdächtig erscheint. Sie fragen sich, ob sie überhaupt die Polizei anrufen sollen, ob sie möglicherweise Probleme bekommen, wenn sich der Verdacht als falsch herausstellt. Diese Ängste und Zweifel soll die Kampagne nehmen. Sie soll die Kultur des Hinschauens fördern und den Menschen einen Ruck geben, die Polizei im Zweifel anzurufen. Das wäre ein weiterer Schritt für mehr Sicherheit in unserer Stadt.

Was soll die Kampagne konkret bewirken?

Schon bei unserer Einbruchskampagne vor über zwei Jahren war der Gedanke, dass zwei Millionen aufmerksame Augenpaare mehr sehen als die Polizei. Wir bekamen so vielfach frühzeitig Hinweise auf verdächtige Personen oder Geschehnisse. So leisteten die Anrufer einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Einbruchskriminalität. Auch diese positive Entwicklung führte zu der Idee, den Ansatz auszuweiten und auch auf andere Kriminalitätsfelder anzulegen.

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Wer hatte die Idee zur Kampagne?

Der Anstoß kam von mir. Es hat mich sehr beeindruckt, wie exzellent die Kampagne im Zusammenhang mit Wohnungseinbruch gewirkt hat. Wir haben viele Anrufe bekommen und konnten sogar Tatverdächtige auf frischer Tat festnehmen oder aber wichtige Ansatzpunkte für ihre spätere Identifizierung oder weitere Ermittlungen gewinnen. Es liegt auf der Hand, dass man mit so einem Thema, sofern man das genereller und größer anlegt, durchaus noch einen Schritt in Richtung auf mehr Sicherheit gehen kann und sollte.

Wieso kommt die Kampagne jetzt?

Wir haben seit drei Jahren Rückgänge bei der Kriminalität zu verzeichnen. Wir haben das Thema Präsenz und Sichtbarkeit der Polizei noch einmal aufgegriffen, einerseits mit der sukzessiven Erhöhung der Personalkapazität bei den Polizisten um mehrere Hundert sowie zusätzlich 100 Angestellte, die sich mehr um Ordnungsstörungen in den Stadtteilen kümmern. Deshalb ist es jetzt richtig, einen weiteren Schritt in puncto Ansprechbarkeit zu gehen und die Menschen für ihr Umfeld zu sensibilisieren. Damit wird die Verbindung zwischen Bevölkerung und Polizei noch enger, die informelle Sozialkontrolle wird erhöht, wie man es kriminologisch ausdrücken würde.

Eine solche Kampagne kostet Geld. Ist eine Idee, die man hat, einfach zu finanzieren?

Ohne ausreichende Mittel geht es nicht – die kommen natürlich aus dem Haushalt von Polizei oder der Innenbehörde. Darüber hinaus unterstützt der Polizeiverein, sodass jetzt insgesamt 230.000 Euro zur Verfügung stehen.

Was erhoffen Sie sich konkret von der Kampagne?

Die Kampagne soll die Kultur des Hinsehens unterstützen, also der Anonymität einer Großstadt entgegenwirken. Das wird dann auch zu vermehrten Anrufen und Hinweisen führen. Kernziel ist und bleibt, die Menschen in vielen Situationen, in denen sie zweifeln, ob sie die Polizei verständigen sollten, dazu zu bewegen, uns sofort anzurufen, damit wir daraufhin Einsatzkräfte entsenden können.

Kampagnen wie diese nutzen sich ab. Wie wollen Sie die Bürger motivieren, sich weiterhin für das Thema zu interessieren und anzurufen?

Auch hier gehen wir neue Wege. Bürger, die bei uns anrufen und Hinweise geben, haben bislang eher keine Rückmeldung über den Fortgang ihres Hinweises bekommen. Das ändern wir. Es wird zukünftig eine Rückmeldung geben. Auch wird kein Anrufer mehr von der Einsatzzentrale beispielsweise an die Wache verwiesen. Alles wird sofort beim ersten Anruf aufgenommen und intern weitergeleitet. Dazu haben wir auch unsere internen Abläufe angepasst.

Soll die Kampagne auch nach innen – in die Polizei hinein – wirken?

Ja. Neben der Sensibilisierung der Bevölkerung wollen wir natürlich auch erreichen, dass sich jeder unserer fast 11.000 Beschäftigten als Teil dieser Kampagne sieht und sich mit ihr und ihren Zielen identifiziert. So heißt es: Wir sind da, wenn Hamburg hinschaut.

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