Hamburg. Deutsches Pilotprojekt zum Klimawandel: Das Hein-Klink-Stadion erhält eine Anlage, die bei Starkregen entscheidend helfen soll.

Im Osten Hamburgs entsteht zurzeit eine deutschlandweit einzigartige Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels: Unter dem Hein-Klink-Stadion in Billstedt wird eine Versickerungsanlage eingebaut, die das Umfeld des Stadions vor Überschwemmungen bei sehr starken Niederschlägen schützen soll. Sie kann bis zu 500 Kubikmeter Regenwasser aufnehmen. Das entspricht etwa 3500 Badewannenfüllungen.

Der Clou: Dadurch, dass die Anlage unter den Sportanlagen gebaut wird, wird weiteres Bauland eingespart. Am Montag schaute sich Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) die Baustelle an.

Einzigartiges Pilotprojekt in Zeiten des Klimawandels

„Einerseits müssen wir versuchen, den Klimawandel zu bremsen. Andererseits müssen wir uns jedoch auch an das Unabwendbare anpassen“, sagt Kerstan bei der Begehung der Baustelle in Billstedt. Mit der Erwärmung der Atmosphäre gehe extremeres Wetter einher. In Hamburg äußere sich das durch häufigeres Auftreten von Starkregen. Daher sei in einer Kooperation des Umweltamts, des Bezirksamts Hamburg-Mitte und Hamburg Wasser der Weg für das unterirdische Regenreservoir geebnet worden.

Die Anlage kostet mehr als eine halbe Million Euro, von der die Behörde für Umwelt und Energie im Rahmen des sogenannten RISA-Programms (Regeninfrastrukturanpassung) 200.000 Euro übernimmt. Das Bauvorhaben ist ein Pilotprojekt, das nicht nur in Hamburg, sondern bundesweit einzigartig ist. „Aufgrund des Platzmangels in der Stadt ist die Doppelnutzung der Fläche herausgehoben wichtig“, sagt Bodo Hafke vom Bezirksamt Hamburg-Mitte.

Versickerungsanlage könnte zweimal jährlich ausgelastet sein

Auch Ingo Hannemann, technischer Geschäftsführer von Hamburg Wasser, gibt sich zufrieden und erklärt die Technik der Anlage: Normalerweise werden Überlaufvorrichtungen, so der Diplom-Ingenieur, durch Mulden realisiert. Das sei auf einem Sportplatz jedoch schwierig. Daher benutzte man Rigolen.

Diese nach unten offenen Rinnen werden unter der Aschenbahn des Stadions platziert. Bei starkem Regen werde überschüssiges Wasser aus der Kanalisation in die Rigolen geleitet, wo es sich zunächst anstauen kann. Von da an versickere das Wasser langsam im Boden. Aufgrund der tiefen Lage des Platzes sei es bei intensivem bis außergewöhnlichem Starkregen möglich, dass sich das Wasser auf dem Sportplatz selber sammele.

Die Bauherren gehen anhand von statistischen Niederschlagsberechnungen davon aus, dass die Anlage etwa zweimal im Jahr voll ausgelastet sein wird. Dass sich das Wasser bis auf den Platz staue, könne statistisch dagegen nur einmal in fünf Jahren vorkommen.