Hamburg. Das frühere Sterne-Restaurant musste nach Einbrüchen und Attacken schließen. Neuer Koch und neue Speisekarte.
Das prominente Hamburger Restaurant Jellyfish an der Weidenallee wird wieder eröffnet. Nach zahlreichen Vandalismus-Attacken ist das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Lokal in Eimsbüttel seit Mai geschlossen, jetzt will der Koch Stefan Fäth es vom bisherigen Betreiber Hauke Neubecker übernehmen. „Ich habe meine Selbstständigkeit schon länger geplant und freue mich auf meinen eigenen Betrieb“, sagte der 25-Jährige dem Abendblatt.
Angst hat der junge Mann aus Aschaffenburg nicht, dass das Restaurant erneut überfallen werden könnte. „Ich denke nicht, dass der Vandalismus weitergeht, und habe auch problemlos eine Versicherung bekommen.“
Das Jellyfish kennt er schon gut, von Mai bis Dezember 2018 hat er dort als Sous Chef unter Stefan Barnhusen gearbeitet. Fäth begeisterte sich bereits als Kind für Küche und Herd, machte vor zehn Jahren seine Ausbildung und arbeitete in verschiedenen Sterne-Restaurants in Frankfurt, Mainz und im Schwarzwald, auf der MS „Europa“ sowie im Se7en Seas (zwei Michelin-Sterne) von Karlheinz Hauser auf dem Süllberg.
Für das Jellyfish hatte der damalige Küchenchef Laurin Kux 2017 einen Stern erkocht. Kux ging im Frühjahr 2018 nach Münster, sein Nachfolger Stefan Barnhusen konnte den Stern verteidigen, der aktuelle Guide Michelin erschien im Februar dieses Jahres. Der nächste Gourmet-Führer kommt Anfang 2020, solange wird das Lokal auch mit der Auszeichnung geführt.
Jellyfish: Eröffnung am 21. September
Fäth wird den Namen „Jellyfish“ behalten. „Der ist eingeführt und bekannt.“ Auch am nachhaltigen Konzept will er nichts Wesentliches ändern: „Ausschließlich Fisch aus Wildfang, keine Schleppnetz-Ware, getauchte Muscheln, Produkte von regionalen Produzenten, kompetenter und entspannter Service.“ Sechs Angestellte hat der neue Chef für die Küche gefunden, drei für den Service. Das Lokal hat knapp 40 Plätze, geöffnet sein wird von Donnerstag bis Montag ab 18 Uhr. „Wir wollen am 21. September eröffnen, Reservierungen nehmen wir vom 16. September an entgegen.“
Der bisherige Mitbetreiber Hauke Neubecker wollte sich auf Abendblatt-Anfrage zunächst nicht zu den neuen Plänen äußern. Der Gastronom hatte den Betrieb am 17. Mai nach einer Serie von insgesamt vier Einbrüchen und Vandalismus-Attacken geschlossen.
Drei Anschläge in einer Woche
Erstmals wurden Ende März dieses Jahres die Scheiben des edlen Fischlokals eingeworfen und die Inneneinrichtung verwüstet. Die Scherben lagen über alle Tische verstreut. Im Restaurant fanden sich auch mehrere große Platten, schwerer als Pflastersteine, die offenbar durch die Scheiben geflogen waren.
Mitte April gab es dann laut Neubecker gleich drei Anschläge innerhalb nur einer Woche. Einmal versuchten die unbekannten Täter erfolglos, die Eingangstür aufzuhebeln, ein anderes Mal zerschlugen sie eine Scheibe im Hinterhof, entwendeten Rechner und Bargeld. Immer wieder mussten Neubecker und sein Team die Schäden reparieren lassen und konnten ihre Gäste zeitweise nicht mehr bewirten.
Ermittlungen sind eingestellt
Besonders bitter: Die Einbrecher rissen nach Angaben des Gastronomen auch die teuren und teilweise schon vorbereitete Speisen aus den Kühltruhen, wodurch ein großer Schaden entstand. Die Rentabilität des Jellyfish sei nach all diesen Attacken einfach nicht mehr gegeben gewesen, sagte Neubecker damals dem Abendblatt. Das Lokal sei mittlerweile nicht einmal mehr versicherbar. Seine Leidenschaft für das Jellyfish sei durch die Vorfälle erloschen. Der Polizei warf Neubecker Untätigkeit vor.
Wer für die Vandalismus-Serie an der Weidenallee verantwortlich ist, bleibt nach wie vor unklar. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen zu den Vorfällen in Juni eingestellt, wie eine Sprecherin sagte. Die potenziellen Täter hätten nicht gefunden werden können. „Derzeit gibt es auch keine neuen Erkenntnisse, die uns dazu bewegen würden, die Ermittlungen wieder aufzunehmen.“
Jellyfish, Weidenallee 12, Tel. 410 54 14