Hamburg. 500 Verkehrstote: Smartphone „Ursache Nr. 1“. UKE-Direktor Klaus Püschel kritisiert, dass Hamburg keine Statistik darüber führt.

Der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am UKE, Klaus Püschel, warnt vor schweren bis tödlichen Unfällen durch den Gebrauch von Smartphones und Kopfhörern.

 „Nicht selten landen Menschen, die als Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer gebannt auf das Display ihres Smartphones geblickt haben oder deren Ohren durch Kopfhörer abgeschottet waren, bei uns auf dem Sektionstisch“, sagt Püschel. Das Phänomen habe „deutlich zugenommen“. Püschel: „Wir haben immer häufiger schwerste Traumatisierungen, Amputationen und Todesfälle. Ganz zu schweigen von den Unschuldigen, die da mit hineingezogen werden.“

Erfassung lückenhaft

Wie viele Menschen in Hamburg zu Schaden gekommen sind, weil sie durch solche Geräte abgelenkt waren, ist nicht bekannt. Im Gegensatz zu Berlin, dem Saarland und Nordrhein-Westfalen führt die Hamburger Polizei keine Statistik darüber, in wie vielen Fällen mutmaßlich ein Handy Ursache für einen Unfall gewesen ist. Püschel findet das nicht zeitgemäß. Zumindest bei „unerklärlichen Unfällen“ sollte man „Ermittlungen dahingehend anstellen, ob Kommunikationseinrichtungen im Fahrzeug eingeschaltet beziehungsweise in Gebrauch waren“.

Mit nur 0,1 Prozent kommen die drei Bundesländer zwar auf eine nur geringe Zahl von Unfällen im Zusammenhang mit der Nutzung von Smartphones. Zahlreiche Unfallforscher, Fachverbände wie der ADAC oder der Versicherer Allianz gehen jedoch von einer viel höheren Zahl aus – sie halten die Erfassung der Polizei für lückenhaft.

500 Tote

Rechtsmediziner Prof. Klaus Püschel im Institut für Rechtsmedizin vom UKE wird mit Rassissmus-Vorwürfen konfrontiert.
Rechtsmediziner Prof. Klaus Püschel im UKE-Institut. © HA | Mark Sandten

Laut der Verkehrssicherheitskampagne „Be Smart“ ist das Smartphone am Steuer mit 500 Verkehrstoten die Unfallursache Nr. 1 in Deutschland. Der ADAC schätzt, dass bei jedem zehnten Unfall ein Handy eine Rolle spielte. „Damit wäre die Ablenkung für mehr tödliche Unfälle verantwortlich als Fahrten unter Alkoholeinfluss“, sagt Hans Pieper, Sprecher des ADAC in Hamburg.

 So erhöht das Schreiben einer Textnachricht oder das Eintippen einer Telefonnummer das Unfallrisiko um das Sechs- bis Zwölffache. „Wer rund zwei Sekunden lang bei Tempo 50 auf sein Handy schaut, fährt 28 Meter ohne auf den Verkehr zu achten. Die Überlebenschance eines in diesem Moment auf die Straße tretenden Fußgänger ist gering“, sagt der stellvertretende Leiter der Hamburger Verkehrsdirektion, Wolfgang Breust.