Hamburg. Nicole Bünger möchte ihren Schatz groß rausbringen und investiert dafür viel Zeit. Wird der Vierbeiner sein Frauchen reich machen?
Früher träumten alle vom Lottogewinn, heute scheint ein Leben als Influencer der größte Wunsch von vielen zu sein. Der neueste Social-Media-Trend aber lautet: nicht Fotos von Menschen, sondern von Tieren sind der große Hit. Es gibt Hunde und Katzen, die Millionen von Followern auf Instagram haben.
Einem Mops aus Tennessee (@itsdogthepug) gucken beispielsweise 3,8 Millionen Leute dabei zu, wie er ins Spielcasino geht, neue Turnschuhe anprobiert oder sich in ein Biene-Maja-Kostüm kleiden lässt. Auf den Bahamas lebt ein Waschbär, der die gleichen Schlafanzüge trägt wie die Familie und sehr gerne Süßigkeiten klaut (@pumpkintheraccoon; 1,4 Millionen Follower), und die bekannteste Katze der Welt, Grumpy Cat, hatte sogar einen eigenen Manager engagiert, der sich um ihre gigantischen Werbedeals kümmert (angeblich machte sie insgesamt 90 Millionen Euro). Die wegen eines genetischen Defekts immer mürrisch dreinschauende Katze, die eigentlich Tardar Sauce hieß, starb leider im Mai. Doch es gibt viele, die in ihre Pfotenabdrücke treten wollen.
Louis hält vor der Kamera geduldig still
Auch in Hamburg. Mischlingsrüde Louis könnte das Zeug zum Star haben. Ohne zu bellen, probiert er verschiedene Outfits an, mal mit Mütze, mal mit Sonnenbrille. Er hilft sogar beim Anziehen, hebt erst das eine, dann das andere Bein. Vor der Kamera hält er geduldig still und bekommt zur Belohnung für seine Modelqualitäten Leckerlis von seinem Frauchen.
Ob ihm das Posieren Spaß macht? Nicht jeder Hund möchte ja zwangsläufig Instagram-Star werden. Doch, er habe große Freude daran, erklärt Nicole Bünger. Sie möchte ihren Schatz groß rausbringen und investiert dafür viel Zeit. Vier Stunden täglich kommuniziert die Handelsvertreterin auf Instagram mit der Fangemeinde, lädt Fotos hoch und macht Storys. „Ich weiß, es kostet mich viel Zeit, aber ich sehe es als Business, und wer bei Instagram etwas werden möchte, der muss fleißig sein und immer wieder auf sich aufmerksam machen.“
Die 48-Jährige hat einen Plan. Bis Ende des Jahres soll @littlelouisdude 50.000 Follower haben, dafür fehlen noch knapp 15.000, dann kann Bünger pro Post 100 bis 300 Euro verlangen. Schon jetzt hat sie Kooperationen abgeschlossen, beispielsweise mit Futterherstellern oder Anbietern von Ultraschallzahnbürsten. Kommt ein Kaufabschluss über den Account von Louis zustande, wird er am Umsatz beteiligt, meistens mit zehn Prozent.
Alle sechs bis acht Wochen wird er frisiert
Louis sieht aber gar nicht aus wie eine Gelddruckmaschine, eher wie ein sehr süßer kleiner Hund, der ganz gerne ein bisschen posiert. Wenn er gut drauf ist, dann macht er Rollen und tanzt ein bisschen, nur Pfötchen gibt er nicht gerne, zu kitzelig. Alle sechs bis acht Wochen wird Louis beim Hundefriseur verwöhnt, täglich schicken Firmen Pakete mit Klamotten, die der kleine Hamburger Petfluencer bitte anziehen soll vor der Kamera. Kein schlechtes Hundeleben.
Doch auch sein Frauchen hat etwas davon. „Durch meine Chatgruppen mit anderen Frauchen und Herrchen habe ich nun Freunde aus der ganzen Welt, letztens war jemand aus Miami sogar hier in Deutschland zu Besuch.“ Da viele Petfluencer allerdings in Amerika leben, greift Nicole Bünger gerne mal mitten in der Nacht zum Handy, um zu gucken, was gerade diskutiert wird: „Da bin ich dann zwar zwei Stunden wach, aber ich liebe dieses Medium, es ist wie Brieffreundschaften zu führen.“ Weil der Tiermarkt weltweit wächst, stehen die Chancen für Petfluencer gut.
Nicole Bünger hatte den Account für ihren Hund zunächst nur aus Langeweile bei einer langen Autofahrt angelegt, doch als sie die schnellen Wachstumsraten beobachtete, wusste sie: Da versteckt sich ein Geschäftsmodell. Letztens wurde die Bergedorferin sogar schon beim Hundefriseur erkannt. Bald gibt Louis bestimmt Autogramme. Wie machen das Hunde? Pfotenstempel? Oder Selfies mit dem Fan? Wir werden es auf Instagram sehen. Der nächste KarriereSchritt wird jedenfalls schon geplant: Louis darf vielleicht bei der nächsten Fashion Show in Berlin über den Laufsteg schreiten. Ein Hund auf dem Catwalk.