Hamburg. In den Stadthöfen eröffnet eine Designerin aus Los Angeles. Primark will eine City-Fläche. Zieht ein Autohändler an den Alten Wall?
Die Hamburger City pulsiert. Neue Marken entdecken die Hansestadt für sich, Pop-up-Stores eröffnen für begrenzte Zeit, und mehr als 10.000 Quadratmeter zusätzliche Einzelhandelsfläche müssen bespielt werden. Das Abendblatt hat sich in der Innenstadt umgeschaut.
Die Stadthöfe wirken noch ein wenig verwaist, doch jetzt wurden für zwei weitere Einzelhandelsflächen Mieter gewonnen: Ein „Flagship-Store“ der dänischen Designerin Anine Bing, die ihren Firmensitz in Los Angeles hat, eröffnet im Spätsommer am Neuen Wall in dem Gebäudeensemble auf rund 250 Quadratmetern.
Das tut sich in der City: Neue Gastronomie im Bleichenhof
Das Trendlabel, das sich auf einen „Rock-Bohemian-Chic“ spezialisiert hat, ist bislang in Metropolen wie New York, Paris, London und Berlin mit eigenen Läden vertreten. Auch der Schweizer Biowein-Händler Delinat hat eine Fläche in den Stadthöfen angemietet.
Das Familienunternehmen mit Sitz in St. Gallen feiert mit dem Geschäft ab Herbst in Hamburg Deutschland-Premiere. Neben rund 100 Weinen wird es auch ein Bistro geben. Im Oktober soll das Fitnessstudio Elbgym in den Stadthöfen seine Türen öffnen.
Im Bleichenhof, das auch zu dem Objekt gehört, haben zahlreiche Gastronomen Mietverträge unterschrieben. Der Ausbau der Flächen soll in Kürze beginnen: Die größte direkt am Fleet hat sich Dirk Block gesichert. Der Unternehmer wird dort bis zum Ende des Jahres sein Pizza-und-Pasta-Konzept L’Osteria eröffnen, mit großer Terrasse und mehr als 250 Plätzen.
Großgastronomie und Hamburgs kleinste Kaffeebar
Weitere Mieter sind das Burgerlokal Peter Pane, Dean&David und zwei asiatische Konzepte von Bok. Außerdem wird dort Hamburgs wohl kleinste Kaffeebar auf zwölf Quadratmetern entstehen. Insgesamt bestehen die Stadthöfe aus acht Gebäuden, für Einzelhandel und Gastronomie stehen rund 5000 Quadratmeter zur Verfügung – einige Flächen sind noch nicht vermietet. Dazu kommen 15.000 Quadratmeter Büros, 90 Mietwohnungen und das Tortue Hotel mit zwei Bars und Restaurants.
Ein weitere spektakuläre Projektentwicklung in der Innenstadt ist der Gebäudekomplex der ehemaligen Vereins- und Westbank am Alten Wall. Hinter der denkmalgeschützten Fassade ist ein Neubau entstanden. Die Büroflächen sind bereits weitgehend bezogen, und auch das Bucerius Kunst Forum hat nach einem Umzug innerhalb des Gebäudes eröffnet.
Uniqlo mit neuem Shop in Hamburg
Aber ein großes Geheimnis macht Bauherr Art-Invest daraus, wer die rund 10.000 Quadratmeter Einzelhandels- und Gastronomiefläche demnächst bezieht. Nach Abendblatt-Informationen ist einer der Mieter die japanische Modemarke Uniqlo.
Dem Vernehmen nach verhandelt auch der Stuttgarter Autobauer über eine Fläche, um dort einen Mercedes Me Store zu eröffnen. Der war bis Ende vergangenen Jahres am Ballindamm. Die Fläche wurde für Fahrzeugpräsentation und Events genutzt. Sternekoch Karlheinz Hauser, der auch den Süllberg in Blankenese betreibt, hatte dort das Konzept Poké You und würde wohl auch am Alten Wall wieder für die Gastronomie für Mercedes verantwortlich sein.
Primark hat Interesse an Fläche in der City
Interesse an einer Fläche in der Innenstadt soll auch der Billigmode-Anbieter Primark haben. Die Iren sind bislang nur im Billstedt-Center vertreten. Gut angenommen wird der Pop-up-Store des schwedischen Online-Modehändlers NA-KD, der vor Kurzem am Jungfernstieg im Streit’s Haus eröffnet hat. Noch bis Ende August wird auf der Fläche mit Lagerhallencharme, früher Clas Ohlson, junge Mode zu günstigen Preisen angeboten.
Im Outlet in der ersten Etage gibt es für Damen Jeans für 20 Euro. Das ist auch ein Beispiel dafür, welch ein Wandel in der Innenstadt zu beobachten ist: Denn direkt neben NA-KD im Traditionsgeschäft Prange kostet ein paar Schuhe gern mal mehr als 500 Euro. Zu dem weiteren Neueröffnungen zählt demnächst ein Shop der Wäschemarke Calida an der Mönckebergstraße 10. In der Schauenburgerstraße hat vor Kurzem BabyOne eröffnet.
„Der Einzelhandel in der Innenstadt ist in Bewegung“, sagt Citymanagerin Brigitte Engler. „Es eröffnen zahlreiche neue Geschäfte, und so wird das Angebot weiter ausgeweitet.“ In Zeiten, wo der Onlinehandel immer stärker werde, lebe der stationäre Handel immer mehr von einer herausragenden Inszenierung. Es müsse den Kunden ein besonderes Einkaufserlebnis geboten werden und dazu zähle, dass die Läden auch vom Innendesign ansprechend und originell sind.
Galeries Lafayette in Hamburg werden wahrscheinlicher
Auch die Politik widmet sich dem Thema: „Der Einzelhandel ist in keiner einfachen Situation. Durch die stark wachsende Online-Konkurrenz sinken die Umsätze in der City“, sagt FDP-Fraktionschef Michael Kruse. Er sieht ein weiteres Problem: „Der Bau des Überseequartiers in der HafenCity führt absehbar zu weiter steigendem Druck auf die Flächen. Die City muss deshalb vielfältiger werden, etwa durch interessante Food-Konzepte und eine erlebbare Aufwertung der Plätze.“
Im südlichen Überseequartier laufen die Bauarbeiten für das Einkaufsquartier von Unibail-Rodamco-Westfield mit mehr als 200 Geschäften, Gastronomie und Entertainment auf Hochtouren. Dort entstehen bis Ende 2022 auch Hunderte Wohnungen, Büros, ein neues Kreuzfahrtterminal und drei Hotels.
Das Abendblatt hatte bereits berichtet, dass einer der möglichen Ankermieter die französische Luxuskaufhauskette Galeries Lafayette ist. Vor Kurzem berichteten Berliner Medien, dass Galeries Lafayette den im Frühjahr 2021 auslaufenden Mietvertrag an der Friedrichstraße in der Hauptstadt möglicherweise nicht verlängern wird. Das wäre ein weiteres Argument für einen Umzug in das Überseequartier
Allerdings wollte Andreas Hohlmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Unibail-Rodamco-Westfield Deutschland, noch keine konkreten Namen von möglichen Mietern nennen: „Unsere Gespräche mit weiteren potenziellen Partnern für alle Nutzungsbereiche im Quartier verlaufen planmäßig und zu unserer vollen Zufriedenheit.“