Hamburg. Wir sammeln Ihre persönlichen Geschichten: Wo geht es in Hamburg besonders freundlich zu? Und wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Der Anlass war eigentlich ein trauriger, denn an diesem Tag erfuhr unser Leser Lothar Bellmann, dass sein geliebter kranker Kater eingeschläfert werden musste. Die Diagnose riss ihm den Boden unter den Füßen weg, und der 77-Jährige begann zu weinen wie ein kleiner Junge. Da er nicht genug Geld bei sich hatte, zahlte er beim Tierarzt zunächst 200 Euro an; den Restbetrag in fast derselben Höhe wollte er überweisen.
Das bekam ein junger Mann mit, dessen Hund ebenfalls eingeschläfert werden musste und mit dem der Senior sich zuvor unterhalten hatte. Abends erfuhr Lothar Bellmann aus der Praxis, dass der junge Mann die Restkosten für ihn übernommen hatte. „Ich war sprachlos. Eine so berührende Tat lässt den Glauben an die Menschlichkeit wieder wachsen“, sagt der 77-Jährige.
Momente wie diese erfüllen uns mit Dankbarkeit; sie machen unser Leben schöner. Und Geschichten wie diese, liebe Leserinnen und liebe Leser, haben bestimmt auch Sie erlebt. Für unsere Aktion „Seid nett zueinander“ suchen wir solche Momente, um sie zu verbreiten. Denn der Monat August steht bei uns unter dem Motto „Seid nett zueinander“.
Höflichkeit, Freundlichkeit und Respekt
Wir berichten, wo es hakt mit Höflichkeit, Freundlichkeit und Respekt, und was man tun kann gegen Wut und Hass im Internet und auf den Straßen. Wir wollen aber auch den vielen Geschichten Raum geben, die von Freundlichkeit, Großzügigkeit und umstandsloser Hilfsbereitschaft in unserer Stadt erzählen. Daher: Schildern Sie uns Ihre Erfahrungen, liebe Leserinnen und Leser, und schicken Sie sie per Post an das Hamburger Abendblatt, Lokalredaktion, 20445 Hamburg. Oder senden Sie eine Mail an lokales@abendblatt.de. Beides gern mit dem Stichwort „Seid nett zueinander“ versehen.
Wir möchten darüber hinaus von Ihnen wissen: Wie erleben Sie das Miteinander in Hamburg und Umgebung? Haben Sie auch negative Erfahrungen gemacht? In welchen Bereichen sehen Sie den größten Handlungsbedarf? Es gibt täglich viele schlechte Nachrichten aus der Hansestadt, aber da sind auch viele schöne Begebenheiten – Momente, in denen wir zusammenrücken und uns auch in der Großstadt umeinander kümmern wie auf dem Dorf.
Ellenbogen mal einfahren
Einen solchen Augenblick erlebte beispielsweise eine Kollegin. Sie hatte beim Einkaufen in ihrem Edeka-Markt zusätzlich noch Geld abgehoben. 200 Euro immerhin. Doch sie ließ das Geld dummerweise an der Kasse liegen. Weil sie das Portemonnaie erst zwei Tage später wieder zur Hand nahm, bemerkte sie den Verlust erst dann – und ging fest davon aus, dass das Geld weg sei. Aufgeregt rief sie im Supermarkt an. Und was sagt der Mitarbeiter? „Wir haben schon auf Ihren Anruf gewartet.“ Selbstverständlich lägen die 200 Euro für sie bereit, sorgsam verwahrt.
Es tut uns gut, wenn die Ellenbogen mal eingefahren werden und Großzügigkeit waltet. So wie neulich beim Bäcker. Eine andere Kollegin hatte gerade noch genau 2 Euro im Portemonnaie für ein halbes Brot, doch ihre kleine Tochter wollte unbedingt eine „Finkenwerder Scholle“ für 1,10 Euro haben. Als die Mutter sagte, dass sie dafür kein Geld dabeihabe, hat die ältere Dame neben ihr den Keks kurzerhand bezahlt. Das Kind hat gestrahlt.
Mal einen Kaffee ausgeben
Oder der Kollege, der kürzlich mit dem Fahrrad fuhr, als ein Auto neben ihm hielt und der Fahrer das Fenster herunterkurbelte. Wollte er nach dem Weg fragen oder sich gar beschweren? Nein, er sagte: „Kann es sein, dass Ihnen da hinten in der Kurve was aus der Jackentasche gerutscht ist? Könnte eine Sonnenbrille sein …“ Es stimmte!
Das sind die kleineren guten Taten. Mitmenschlichkeit funktioniert aber auch im größeren Stil: Da sind die Cafés, die ihren Kunden anbieten, statt eines Kaffees zwei zu bezahlen. Der zweite „geschobene“ Kaffee ist für einen Gast bestimmt, der sich keinen leisten kann. Das kann man auch auf eigene Faust machen: Wenn man das nächste Mal einen Kaffee zum Mitnehmen kauft, gleich einen zweiten bezahlen, den man dem nächsten Kunden ausgibt. Als kleinen Gruß. Oder, wenn es wie kürzlich besonders heiß ist, eine zweite Flasche Wasser einstecken für Menschen mit Durst, die man unterwegs trifft.
Hilfe für Einsame und für Obdachlose
Richtig berührend ist das Engagement einer Leserin, die verwitwet ist. Sie suchte im vergangenen Jahr zu Weihnachten Menschen, die genau wie sie an den Festtagen allein sind. 15 Menschen haben sich auf ihren Aufruf hin gemeldet. Für sie organisierte die Hamburgerin einen Tisch im Restaurant, überlegte sich eine Tischordnung und sorgte so dafür, dass alle diese einsamen Menschen den Heiligabend in Gemeinschaft bei schönem Essen verlebten.
Kerstin Janning (32) arbeitet als OP-Schwester im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Die gebürtige Bremerin findet an Hamburg besonders gut, dass es in der Stadt Veranstaltungen gibt, bei denen unterschiedliche Kulturen zueinanderfinden. Aber auch die Obdachlosen der Hansestadt liegen ihr am Herzen. Kerstin Janning: „Ich finde es total schön zu sehen, wenn Menschen den Obdachlosen etwas geben oder ihnen etwas zu essen kaufen und ihnen den Tag damit etwas schöner machen.“ Ihrer Meinung nach sollte jeder Hamburger seinen Beitrag dazu leisten.