Hamburg. Im Samui Thai Cuisine speisen viele Besucher gern nach thailändischer Tradition – was nicht nur für die Gerichte gilt.
Ein Croque-Laden, ein Italiener, ein Imbiss mit Hähnchen und Pommes prägen in diesem Teil von Barmbek das gastronomische Angebot. Zur Nahrungsaufnahme und zum Sattwerden okay, aber immer Pizza, Nudeln oder Fettiges aus der Fritteuse? Für einen schönen Abend mit der Liebsten, Freunden oder Familie sollte es mal etwas Besonderes sein. Wie gut, dass man grünes Kokosmilch-Tintenfischcurry mit Gemüse oder Papayasalat mit Karotten, getrockneten Krabben und Erdnüssen bestellen kann. Wo? Im Restaurant Samui Thai Cuisine.
Seit 2012 führt Wiphawea Hoch dieses Lokal. Sie kommt aus der thailändischen Provinz Lopburi nördlich von Bangkok und lebt seit 1991 in Hamburg. „Zu Hause hatten wir in der Familie ein Restaurant“, sagt die 52-Jährige. „Da habe ich schon als Kind geholfen.“ In Bangkok machte sie eine Ausbildung zur Köchin und lebte einige Jahre in der Hauptstadt. „Aber dann wollte ich mal etwas anderes kennenlernen.“ Über die Empfehlung ihres Chefs kam sie in die Hansestadt und stand im Sala Thai am Herd.
Familie ist Fan der Insel Koh Samui
Ihren Mann Thomas lernte sie in Hamburg kennen. Das Ehepaar hat zwei Töchter und ist seit mehr als 20 Jahren verheiratet. Als Wiphawea Hoch vor sieben Jahren erfuhr, dass ein Thai-Restaurant an der Adolph-Schönfelder-Straße frei wurde, übernahm sie den Betrieb. Der Name ist eine Würdigung von Koh Samui. Die Familie liebt diese Insel und macht dort gerne Urlaub.
Das Restaurant hat rund 70 Plätze sowie einige Tische auf dem Bürgersteig und ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Schnitzereien, Spiegel, Wandreliefs und die mit Korbgeflecht verkleidete Decke schaffen Fernost-Atmosphäre in den beiden Räumen mit den großen Fenstern zur Straße. Die Tische sind eingedeckt mit Sets, Besteck, Blumen und Kerzen sowie Servietten, die kunstvoll zu Lotusblüten gefaltet sind.
Mitarbeiterinnen tragen eine Blüte im Haar
Apropos Tische: Es gibt normale europäische, dazu gehören rotbraun bezogene Stühle. Und es gibt sogenannte Thai-Tische. Die sind niedrig und stehen über einer Grube. Man sitzt auf weichen Polstern und lässt die Beine unter dem Tisch baumeln. „In Thailand gibt es solche Vertiefungen nicht“, sagt die Chefin. „Aber europäische Gäste sind das Knien oder Sitzen im Schneidersitz nicht gewohnt, da schlafen ihnen die Beine ein.“
Und ganz wichtig: Um in diesem Restaurant-Teil zu essen, müssen die Schuhe ausgezogen werden. Die Gäste mögen das. „Viele fragen bei der Reservierung ausdrücklich nach diesen Tischen, weil sie möglichst wie in Thailand sitzen möchten.“
Um das Wohl der Gäste kümmern sich zehn Angestellte, die miteinander fast alle Thai sprechen. Die Service-Damen tragen traditionelle Kleidung: einen langen Rock und eine Bluse in Pink, Violett oder Grün. Und im Haar steckt eine Blüte. „Wir finden das schön und die Gäste auch“, sagt die Chefin. Die Besucher kommen aus ganz Hamburg, viele kehren regelmäßig ein und schätzen es, dass es bei Wiphawea Hoch wirklich so schmeckt wie in Thailand. Der Grund: „Wir verwenden viele Kräuter, zum Beispiel verschiedene Basilikum-Arten, Zitronengras, Koriander, Minze, Galgant, Kaffirblätter und -limette.“ Beim Gemüse dürfen Wasserspinat, Pak Choi, verschiedene Sorten Brokkoli, Sojabohnen, Möhren, Zuckerschoten und Auberginen nicht fehlen. „Und unverzichtbar sind Chili für die Schärfe sowie Kokosmilch für Suppen und Schmorgerichte wie Currys.“
Die Thai-Küche kennt kein Brot, aber verschiedene Sorten Reis und Brühe. „Schon zum Frühstück essen wir warme Suppen.“ In Deutschland vermisst die Chefin die exotische Vielfalt. „Aber das liegt natürlich am Klima. Zu Hause haben wir alle Früchte, Fisch, frische Waren an jeder Ecke. Thailand muss kaum etwas importieren.“
Gebackener Fisch wird mit dem Löffel gegessen
Ein typisches Gericht ist Masaman Nüa. In diesem Curry, eine Art Ragout, wird Rindfleisch mit Kokosmilch, Ananas, Kartoffeln, Erdnüssen und Zwiebeln lange und sanft geschmort. Die Portion wird in einer Schale auf einem Stövchen serviert, Reis kommt extra. Das Curry mit sämiger Sauce ist pikant und trotzdem mild, Ananas und Kokos sorgen für angenehme Süße.
Auch die Bratreisnudeln Pad Thai Gung mit Garnelen, Erdnüssen, Tofu und Ei sind nicht scharf. Kräuter und Gemüse sorgen für Frische und Geschmack.
Feuer dagegen macht der gebackene Fisch, den es auf Anfrage im Samui Thai Cuisine gibt. Ein ganzer Tilapia wird frittiert, mit Chilisauce übergossen und mit roter Paprikaschote sowie geschnitzten Karotten und Radieschen dekoriert. Der Fisch wird nicht filetiert, sondern mit dem Löffel von den Gräten gekratzt. Die Schärfe muss man mögen.
Wie in asiatischen Restaurants üblich, haben die Gerichte Nummern. Und verschiedene Chilischoten in der umfangreichen Speisekarte zeigen an, wie pikant ein Gericht ist: Rot bedeutet scharf, grün signalisiert weniger scharf, und keine Schote heißt nicht scharf.
Die meisten ihrer Zutaten bekommt Wiphawea Hoch beim Asia-Großhändler in Hamburg. „Einmal im Jahr fliege ich aber nach Thailand, um meine Mutter und meine Schwester zu besuchen“, sagt die Restaurant-Chefin. „Und dann bringe ich Krabbenchips einer bestimmten Marke mit, die es hier nicht gibt. Die backen wir dann selbst auf.“ Eben echtes thailändisches Essen in Hamburg.