Hamburg. Taip R. hat zugegeben, Menschen mit einem Mietschwindel betrogen zu haben – behauptet aber, er sei gezwungen worden.
Zwei Zimmer, 800 Euro Miete: Das Angebot für eine Wohnung in Harburg, das in den Ebay-Kleinanzeigen erschien, klang reell. Und Interessenten für eine neue Bleibe gab es genug. So konnte Taip R. ordentlich Kasse machen und bei den zukünftigen Mietern Geld für Kaution und eine Mietvorauszahlung verlangen. Doch die Sache hatte zwei Haken: Er kassierte für dieselbe Wohnung gleich von mehreren hoffnungsfrohen Interessenten ab. Und: Die Wohnung war überhaupt nicht zu vermieten. Es war noch nicht einmal seine.
Den gewerbsmäßigen Betrug mit einem Gesamtschaden von gut 15.000 Euro, der dem 46-Jährigen jetzt vor dem Amtsgericht vorgeworfen wird, räumt der Angeklagte unumwunden ein. Aber er habe das nicht freiwillig getan, sagt der Mann mit dem schulterlangen schwarzen Lockenhaar. Zwei Männer hätten ihn dazu gezwungen. „Einer zog eine Schusswaffe und sagte: Wenn du nicht mitmachst, erschießen wir deine Kinder’“, erzählt der Familienvater. Aus Angst habe er sich gefügt. Das war im Sommer 2015. Zwei Monate später ging Taip R. zur Polizei und erstattete Anzeige gegen Unbekannt.
"Richtig große Burschen" mit Sonnenbrillen holten das Geld ab
Zwei Männer hätten ihn aus einem BMW heraus angesprochen und vorgegeben, eine Wohnung zu suchen, schildert der Angeklagte. Einen Tag später hätten sie ihn bedroht. Bevor er eine leer stehende Wohnung in dem Haus, in dem er wohnte, sowie eine weitere in der Nachbarschaft den Interessenten zeigten, hätten die Gangster ihn mit einem Mikrofon verkabelt, so dass sie alles hätten mithören können.
Bereits etwa vier Minuten, nachdem er von den geprellten Mietern Kaution und Mietvorschuss kassiert hatte, „kamen sie schon und holten das Geld ab. Das waren so richtig große Burschen, so Glatzköpfe“, beschreibt der Angeklagte seine mutmaßlichen Peiniger. Einer habe eine Narbe über dem Auge gehabt, beide hätten schwarze Sonnenbrillen getragen. Warum er denn nicht gleich zur Polizei gegangen sei, möchte der Richter wissen. „Ich habe Angst gehabt, um mich und meine Familie.“
Zeuge über den Betrüger: "Er wusste genau, was er tat"
Ein Mann, der 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen war und für sich und seine Frau eine Wohnung gesucht hatte, erzählt, wie sich der Angeklagte als Vermieter ausgegeben habe. Verängstigt habe der 46-Jährige nicht gewirkt, erzählt der Zeuge. „Er wusste genau, was er tat.“
Der Besitzer des Mehrfamilienhauses, in dem Taip R. eine Wohnung mit Frau und Kindern bezogen hatte, berichtet von schlechten Erfahrungen mit dem 46-Jährigen. Offenbar habe dieser Zimmer ohne Genehmigung untervermietet. „Da wohnten teilweise bis zu zehn Leute.“ Deshalb habe er seinen Mieter zweimal abgemahnt, erzählt der Zeuge.
Dann sei die Familie eines Tages ohne Ankündigung verschwunden gewesen und habe die Wohnung in einem katastrophalen Zustand zurückgelassen. „Es gab einen Wasserschaden, alles war verwohnt, eine Tür kaputt. Die Renovierung hat mich etwa 50.000 Euro gekostet.“ Der Prozess wird fortgesetzt.