Hamburg. Es kamen viel mehr Menschen als erwartet. Mit prominenter Unterstützung forderten sie eine bessere Flüchtlingspolitik in Europa.
Tausende Menschen in Hamburg und ganz Deutschland haben am Sonnabend ein starkes Zeichen für die Rettung von Flüchtlingen auf dem Meer gesetzt: An mehr als 90 Orten sind Menschen bei dem bundesweiten Aktionstag der Organisation Seebrücke auf die Straße gegangen, um ihre Solidarität mit den Seenotrettern und der Kapitänin der "Sea-Watch 3", Carola Rackete, zu zeigen.
In Hamburg hatten die Veranstalter laut Polizei 1500 Unterstützer erwartet – am Ende kamen 3500 Menschen, um "Freiheit für die Sea-Watch 3" zu fordern. Die Demonstration hat um 14 Uhr am Arrivati-Park am Neuen Pferdemarkt begonnen, wo unter anderem der Präsident des FC St. Pauli, Oke Göttlich, zum Auftakt sprach. Als Redner wurde zudem der Hamburger Kapitän und Seenotretter Dariush Beigui erwartet, der in Italien wegen der Rettung von Schiffbrüchigen mit der "Iuventa" angeklagt ist.
Organisation will Schiff "Sea-Watch 3" wiederbekommen
Von dort zogen die Menschen zur Abschlusskundgebung bis zu den Landungsbrücken. Um 16.15 Uhr wurde die Demo beendet, um 16.30 beendete auch die Polizei alle Sicherheitsmaßnahmen. "Die Veranstaltung ist absolut friedlich verlaufen", bilanzierte ein Sprecher des polizeilichen Lagediensts.
Auch in drei Städten in Schleswig-Holstein fanden am Sonnabend Demos statt. Um 11 Uhr starteten die Protestzüge in Kiel (Europaplatz) und Schleswig (Capitolplatz), in Lübeck war um 12 Uhr Start (Konrad-Adenauer-Straße). In Kiel und Lübeck nahmen etwa 250 respektive 350 Menschen teil. "Wir rufen den Notstand der Menschlichkeit aus und gehen auf die Straße", heißt es auf der Internetseite der Initiative Seebrücke. Aktuell ertrinke jede sechste Person während des Fluchtversuchs über das Mittelmeer – gleichzeitig werden Seenotretter für das Retten von Menschenleben bestraft.
Die "Sea-Watch 3"-Kapitänin Carola Rackete hatte an Bord des Rettungsschiffs den Notstand ausgerufen, bevor sie am vergangenen Wochenende mit 40 Geretteten in den Hafen von Lampedusa einlief. Das Schiff hatte zuvor mehr als zwei Wochen ausgeharrt und auf die Erlaubnis, einen italienischen Hafen anlegen zu dürfen, gewartet.
Nach der Freilassung Racketes durch die italienischen Behörden geht es den Organisatoren der Demo nun darum, dass auch das Rettungsschiff wieder freigegeben wird, damit es seiner "Aufgabe, Menschen vor dem Ertrinken zu retten, weiter nachkommen kann", wie Christoph Kleine von der Seebrücke Hamburg erklärte.