Hamburg. Banken, Versicherungen, Kirchen und Friedhöfe: Welche Kleiderordnung jetzt gilt. Und was der Chef des Deutschen Knigge-Rates empfiehlt.
Die Temperaturen steigen auf 37 Grad – und damit womöglich die Wahrscheinlichkeit, beim Dresscode im Beruf etwas falsch zu machen. Eine Abendblatt-Umfrage bei Hamburger Unternehmen hat zwar ergeben, dass die Kleiderordnung in Büros und bei Kundenkontakten in diesen heißen Sommertagen gelockert wird. Doch der Vorsitzende des Deutschen Knigge-Rates, Rainer Wälde, rät dringend von Flipflops, Shorts, Hawaiihemden sowie von Kurzarmhemd mit Krawatte ab – „dem Klassiker der regionalen Banken“.
„Clevere Ladys tragen ein sommerliches Kleid, bei dem mindestens die Schultern bedeckt sind. Und Herren geschlossene Schuhe, Strümpfe, keine Krawatte, aber ein Langarmhemd, das bei Hitze umgekrempelt werden kann“, sagte Rainer Wälde am Montag dem Abendblatt. „Wenn schon Kurzarm, dann immer ohne Krawatte.“ Es gelte das Motto, „mehr Stoff, mehr Seriosität“, fügt die Business-Trainerin und Coachingexpertin Carolin Lüdemann hinzu.
Bei der Signal Iduna Gruppe mit Sitz in Hamburg gibt es keine explizite Kleiderordnung. „Viele Kollegen nutzen bei sehr hohen Temperaturen die flexible Arbeitszeit und fangen früh an, bauen dann ab Mittag Überstunden ab“, sagte Unternehmenssprecher Edzard Bennmann. „Wir haben Mitarbeiter, die auch bei hohen Temperaturen lieber in Geschäftskleidung ins Büro kommen.“
Auf Friedhöfen werden die Vorschriften gelockert
Auch hinter den dicken Mauern des Rathauses macht sich die Hitze langsam bemerkbar. Spezielle Anweisungen an die Mitarbeiter für das Verhalten bei hohen Temperaturen gebe es in der Senatskanzlei nicht, teilte Senatssprecher Marcel Schweitzer mit. „Bei öffentlichen Terminen muss gleichwohl auf die Etikette geachtet werden – so wie immer.“ Bürgermeister, Senatoren und Staatsräte tragen daher bei offiziellen Anlässen in der Regel trotz der Sommerhitze Anzug und Krawatte.
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße lässt derweil das langärmlige Collarhemd im Schrank und greift zu den Exemplaren mit kurzem Arm. „So kann man auch als Priester und Bischof gut durch den Sommer kommen“, sagte er dem Abendblatt. Das Diakonische Werk in der Königstraße verzichtet auf einen speziellen Dresscode. „Unsere Mitarbeitenden wissen selbst sehr gut, was wann zu welchem Anlass kleidsam und angemessen ist“, sagte Diakonie-Sprecher Steffen Becker. Gelockert werden indes die Vorschriften auf den Hamburger Friedhöfen. Friedhofsbetreuer, die bei Beerdigungen eingesetzt werden, dürften jetzt Westen statt Anzugjacken und darunter weiße, kurzärmelige Hemden tragen, sagte Sprecher Lutz Rehkopf. „Auch auf Krawatten wird in diesen Zeiten verzichtet.“
Tätowierungen sollten nicht sichtbar sein
Bei der Otto Group tragen die Mitarbeiter, was „angemessen“ sei, sagte ein Sprecher. „Luftige Kleider, Jeans und Sneakers.“ Kurze Hose und Flipflops würde immer seltener genutzt. Im Gegensatz zur Hochbahn, die schon vergangenes Jahr kurze Diensthosen an ihre Busfahrer ausgab. Bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) gilt bereits seit 2016 ein „Haspa-Business-Casual“-Dresscode, der viele Freiheiten lässt – aber auch Grenzen setzt. Auf Krawatte kann verzichtet werden, auch gibt es weder eine Anzug- noch eine Kostümpflicht. „Grundsätzlich können sich die Kollegen im Kundenkontakt leger kleiden, sollten aber gepflegt aussehen“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Jeans und Chinos sind erlaubt, kurze Hosen, Sandalen oder Flipflops tabu.
Bei Frauen sollten Kleider und Röcke bis zum Knie gehen. Bei höheren Temperaturen sind auch kurze Ärmel erlaubt - allerdings sollten sie nicht dazu führen, dass Tätowierungen sichtbar werden. Bei der Volksbank wird den Angaben zufolge nach wie vor der „business-casual“-Dressecode erwartet. Kurze Hosen seien nicht erlaubt. Dieses Tabu gilt auch für Block House. „Herren und Damen bedienen die Gäste ganz klassisch in langer Hose und kurzärmligem Hemd oder in Rock, kurzärmeliger Bluse und Schürze.“ Diese Kleiderordnung sei wetterunabhängig, hieß es.