Hamburg. 95 Prozent der Schüler haben das Abitur bestanden. Wie oft die 1,0 vergeben wurde und welchen Einfluss die Mathe-Aufgaben hatten.

Die Abiturienten des Jahrgangs 2019 haben minimal schlechter abgeschnitten als ihre direkten Vorgänger 2018. Eine Schnellabfrage der Schulbehörde an den Schulen hat ergeben, dass der Abi-Gesamtschnitt in diesem Jahr bei 2,42 lag – im Vorjahr betrug er 2,41. In den zurückliegenden zehn Jahren bewegte sich die Durchschnittsnote in einem Korridor zwischen 2,41 und 2,48, so dass auch das diesjährige Ergebnis am oberen Ende der Skala liegt.

Leichte Unterschiede ergeben sich zwischen den Schulformen: An den Gymnasien, an denen 61 Prozent der Schülerinnen und Schüler ihr Abitur machten, lag der Gesamtschnitt bei 2,33. An den Stadtteilschulen (32 Prozent der Abiturienten) betrug der Wert 2,57, dicht gefolgt von den Beruflichen Gymnasien (vier Prozent) mit 2,58. Weitere drei Prozent legten ihr Abitur an anderen Schulen wie den Beruflichen Oberschulen ab.

Abiturientinnen schneiden besser ab als Mitschüler

Die Abiturientinnen haben mit 51,6 Prozent nicht nur quantitativ die Nase vorn, sie schneiden auch notenmäßig besser ab als ihre männlichen Mitschüler: Die Abiturientinnen erreichten eine Durchschnittsnote von 2,38, die Abiturienten von 2,48.

Bislang sind rund 90 Prozent der Abiturprüfungen statistisch ausgewertet. Von diesen 8701 Schülerinnen und Schülern haben 95,2 Prozent die Prüfung bestanden. Davon besuchten 92 Prozent (7581 Schüler) eine staatliche Schule, während 699 Abiturienten (acht Prozent) auf einer Schule in privater Trägerschaft waren. Dagegen haben insgesamt 421 Schülerinnen und Schüler (4,8 Prozent) das Abitur nicht bestanden.

Mindestens 137 Abiturienten haben die Traumnote 1,0 erreicht – im Vorjahr waren es 159. Spitzenreiter war wie in den Jahren zuvor das Private Gymnasium Brecht (St. Georg) mit neun 1,0-Abiturienten. Die meisten dieser Top-Ergebnisse an den staatlichen Schulen verzeichneten das Walddörfer-Gymnasium (Volksdorf) mit sechs 1,0-Zeugnissen, gefolgt vom Johanneum (Winterhude) und der Max-Brauer-Stadtteilschule (Bahrenfeld) mit jeweils fünf.

Wo die meisten Schüler Abitur machten

Den besten Gesamtschnitt erreichte ebenfalls das Brecht-Gymnasium mit der Note 1,76 – 37 der 65 Abiturienten haben in der Gesamtnote eine Eins vor dem Komma. Bei den staatlichen Gymnasien liegen das Helene-Lange-Gymnasium (Eimsbüttel) mit 2,02 vorn, gefolgt vom Gymnasium Buckhorn (Volksdorf) mit 2,09 und dem Wilhelm-Gymnasium (Harvestehude) mit 2,10. Bei den staatlichen Stadtteilschulen schnitten die Max-Brauer-Schule mit der Note 2,11 sowie die Stadtteilschulen Winterhude (2,21) und Blankenese (2,39) am besten ab.

Die meisten Abiturienten verzeichneten das Walddörfer-Gymnasium mit 169, das Gymnasium Ohmoor (Niendorf) mit 149 sowie die Goethe-Schule (Harburg) mit 154 und die Julius-Leber-Schule (Schnelsen) mit 152 Schülern.

„Das Abitur ist insgesamt gut gelaufen. Ich freue mich sehr darüber, dass die Abiturienten das Hamburger Zentralabitur mit vielen bundeseinheitlichen Aufgaben gut bewältigt haben“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Seit 2014 erhalten alle Hamburger Abiturienten in fast allen Fächern dieselben Aufgaben.

Deutliche Steigerung im Fach Französisch

Seit 2017 gibt es für Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik zudem einen bundesweiten Aufgabenpool, aus dem die Länder Aufgaben entnehmen (und verändern) können, aber nicht müssen. In den Sprachen lagen die Durchschnittsnoten etwa auf dem Niveau der Vorjahre, in Französisch gab es eine deutliche Steigerung von 2,35 (2018) auf 2,08.

Aber es gab einen Wermutstropfen: Weil die Ergebnisse der schriftlichen Abiturprüfung auf grundlegendem Niveau in Mathematik deutlich unter den Werten der Vorjahre lagen, entschloss sich die Schulbehörde, den Bewertungsmaßstab anzuheben. Nach Angaben Rabes hat die Änderung dazu geführt, dass die Ergebnisse um gut eine halbe Note (exakt 0,66) besser ausfielen. Der Notendurchschnitt lag bei 3,46.

Nur Hamburg hat Bundesaufgaben in Mathe vollständig übernommen

Der Schulsenator verwies darauf, dass auch in anderen Ländern die Ergebnisse der Mathe-Klausuren deutlich schlechter ausgefallen seien. Allerdings habe allein Hamburg zu 100 Prozent die Bundesaufgaben übernommen, die anderen Länder höchstens zu 25 Prozent. Rabe kündigte an, dass etwa zehn erfahrene Mathematiklehrer die Abi-Klausuren 2020 vorab probeweise schreiben sollen, um den Schwierigkeitsgrad zu testen.

„Mathematik bleibt das rot-grüne Problemkind. Die Ankündigung des Schulsenators, eine weitere Qualitätskontrolle einzuführen, kommt reichlich spät“, sagte Birgit Stöver (CDU). „Die Ferien sollte Rabe nutzen, um die Frage zu beantworten, warum Hamburg als einziges Bundesland alle Abiturfragen in Mathematik ungeprüft übernommen habe“, sagte Sabine Boeddinghaus (Linke). „Statt nur auf stabile Durchschnittsergebnisse zu schauen, muss Rabe sicherstellen, dass auch der Anschluss an Ausbildung, Studium und den Berufseinstieg gelingt“, sagte Anna von Treuenfels-Frowein (FDP).